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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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bessere Tiere gehalten. Arbeitstiere, für die Tiefe gezüchtet und mit ebenso viel Verstand ausgestattet, wie für das Schürfen von Methanhydrat am Meeresboden eben nötig war. Doch selbst zu dieser Zeit hatte Melvin sie um die Gemeinschaft beneidet, in der sie lebten. War ein Smartie krank, arbeiteten die Übrigen umso härter, um seine Quote zu erfüllen. Sie stritten weder um das Essen noch um Paarungspartner. Die Smarties lebten füreinander. Und das taten sie auch in Feuerland. Doch etwas war ihnen dafür verloren gegangen: ihre Unschuld.
    Melvin hätte 59b niemals für fähig gehalten, die Kommandantin der Sea Power 68 zu ermorden, und doch hatte der Smartie es getan. Eine Ausnahmetat, begangen in einer Ausnahmesituation, hatte Melvin sich gesagt. Doch es war nur der Anfang gewesen. Jetzt brachen die Smarties täglich auf, um gefangene Seelenspringer zu befreien. Und befreien hieß beinahe unweigerlich töten. Die Leben der Seelenspringer waren zu wertvoll, als dass sich die Smarties auf vermeidbare Risiken eingelassen hätten. Wer sich ihnen in den Weg stellte, starb. Wer potenziell dazu in der Lage war, ebenfalls.
    Die Smarties waren Soldaten geworden. Sie zogen mit geschulterten Gewehren durch Feuerland, einem Dutzend oder noch mehr zugleich. Smarties waren starke Wesen mit vielen
Gliedmaßen, sie konnten viele Waffen tragen. Sie suchten Streit. Täglich prallten Smarties aufeinander, täglich fand Eric Pinero übel zugerichtete GenMods auf seinem Operationstisch wieder, die Verlierer eines handgreiflich gewordenen Streits. Ruhte sich ein Smartie aus, hängte er eines seiner TAR-21 ab, zerlegte und reinigte es, ganz gleich, ob die Prozedur nötig war oder nicht. Der Vorgang war Teil ihrer Natur geworden. Melvin musste an seine Großmutter denken, die nicht ohne Stricknadeln hatte sein können. Als die Regierung sie in der Großen Wüste eingesperrt hatte und kein Garn mehr aufzutreiben gewesen war, hatten ihre Finger weiter die Bewegungen ausgeführt, als könne sie nicht aufhören. Manchmal sah Melvin Smarties, die im Schlaf imaginäre Gewehre putzten.
    Die Smarties malten sich an. Ihre Designer hatten ihnen eine Haut mitgegeben, die in der Dunkelheit leuchtete, um ihren Hirten die Aufgabe zu erleichtern und den Smarties selbst die Flucht zu erschweren. Die Smarties deckten sie mit Farbe in tarnenden Tönen ab - anfangs. Als ihnen jedoch der Erfolg ihrer Überfälle zu Kopf stieg, schlug das Pendel um. Die Smarties wechselten zu schreienden, leuchtenden Farben, um ein Vielfaches auffälliger als das natürliche Leuchten ihrer Haut. Und sie nahmen Trophäen mit. Patronenhülsen; Gewehre von Wächtern, die sie mit einem Ruck ihrer mächtigen Arme in der Mitte zerbrochen hatten; eingedrückte Helme; zerbrochene Datenvisiere. Noch hatten sie nicht damit begonnen, Skalps oder abgeschnittene Ohren zu sammeln, aber Melvin konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass das nur noch eine Frage der Zeit war.
    »Was willst du?«
    Ein Smartie hatte sich vor Melvin aufgebaut, versperrte ihm den Zugang zu dem Wrack, in dem 59b und seine Herde ihre Ruheperiode nach einer Befreiung zu verbringen pflegten. Der GenMod war so groß, dass Melvin den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht zu sehen. Waffen und Trophäen baumelten an seinen Armen und Flossen und
dem Geschirr aus Seilen, das er trug. Es war ein Überbleibsel aus der Zeit ihrer Sklaverei am Hydrate Ridge, den gen-modulierten Wesen auf den Leib geschneidert. Die meisten Smarties trugen die Schürfgeschirre immer noch. Praktisch veranlagt, wie sie waren, sahen sie darin ein nützliches Werkzeug und nicht etwa das Symbol ihrer Unterdrückung, wie Menschen es getan hätten.
    »Ich will zu 59b«, sagte Melvin.
    »Weshalb?«, röhrte der Smartie.
    »Das werde ich ihm sagen, wenn ich bei ihm bin. Und jetzt lass mich durch!«
    Früher, am Hydrate Ridge, wäre der Smartie zur Seite gewichen und hätte dabei ununterbrochen Entschuldigungen gemurmelt und in Zeichensprache gestikuliert. Jetzt hatten die Seelenspringer die Prägung der GenMods aufgehoben, und sie waren frei zu reagieren, wie es ihnen richtig erschien.
    Der Smartie grunzte und gab den Weg frei.
    Kein anderer GenMod behelligte Melvin auf seinem Weg zur Kabine von 59b. Die meisten schliefen fest, gaben sich der Erschöpfung nach der Neurobeschleunigung hin. Einige putzten Gewehre. Die Blicke der Smarties waren so abwesend, als fochten sie in Gedanken noch einmal die Kämpfe aus, die sie gekämpft

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