Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)
menschlichen Gestalten kam auf sie zu.
Sie waren in Kutten gehüllt.
„Das müssen sie sein!“ rief James Donovan. „Der Messias und seine Begleiter…“
Die Kuttenträger näherten sich schnell.
Donovan hielt die Hand wie einen Sonnenschirm vor die Augen.
Flimmerte da nicht etwas um diese wie aus dem Nichts heraus auftauchenden Gestalten herum? Eine dünne, nur manchmal aufscheinende Aura aus bläulichem Licht. Es wirkte beinahe wie ein Heiligenschein.
„Endlich! Wir sind gerettet!“ rief eine Frau geradezu ekstatisch. Sie reckte die Arme zum Himmel, um ein Dankgebet auszustoßen.
Die geschwächten Gläubigen mobilisierten ihre letzten Kräfte. Auch James Donovan fühlte, wie neue Kraft in seine Glieder fuhr. Die Aussicht, das schon unerreichbar gewähnte Ziel doch noch zu erreichen, machte frische Energien frei. Kräfte, von denen Donovan nicht einmal geahnt hatte, daß er sie überhaupt besaß.
Mit den anderen hetzte er vorwärts.
Seine Lungen schmerzten bei jedem Atemzug.
Er hatte zuviel von dem verstrahlten Wüstenstaub eingeatmet. Kleine, winzige Partikel, die nun in seinem Körper weiterstrahlen würden. Noch Jahrtausendelang. Selbst wenn das Fleisch längst von seinen Knochen gefallen war, würden sie noch unter Abgabe harter Strahlung zerfallen.
Als Donovan und die anderen Gläubigen die Gruppe der Kuttenträger erreichten, fielen sie auf die Knie.
Der erste unter den Kuttenträgern trat vor. Wieder hatte Donovan den Eindruck, daß er auf eine ganz eigenartige Weise leuchtete. Eine Lichtaura schien ihn zu umgeben, aber die war nur dann sichtbar, wenn man sie aus einem bestimmten Blickwinkel heraus ansah und das Sonnenlicht sie durchflutete.
Der erste der Kuttenträger schob seine Kapuze zurück.
Das Gesicht wurde sichtbar.
Er ist es! durchzuckte es Donovan.
Niemand sagte ein Wort.
Zu ergriffen waren die Gläubigen.
Sie knieten auf dem harten, verglasten Untergrund und blickten dem Mann entgegen, den sie für ihren Erlöser hielten. Sein Gesicht hatten sie so oft in den Medien gesehen, daß es keinen Irrtum geben konnte.
Sie standen wirklich dem Messias gegenüber.
Dem Heilsbringer einer neuen Zeit.
„Wahrlich, wer sein Leben wegwirft um meinetwillen, der wird es wiedergewinnen im Herrn“, sagte der Messias. „Folgt mir. Es wird euch nichts geschehen. Die Strahlung hat euch schwer gezeichnet. Aber sie ist nichts gegen die Macht des Herrn…“
*
MILCOM-Gebäude, New Washington, FSA, 11.20 OZ
Lagebesprechung des Krisenstabes.
Teilnehmer: Dan Maturo, Außenminister; Thomas Warren, Director des Free States Intelligence Service (FAIS); General C.E.Stryker, Oberst Richard Sheehy, Leutnant Hugh F. Dalglish
Dan Maturo war außer sich vor Wut. Er deutete auf die Bildschirmwand. Der Krisenstab der FSA-Regierung war soeben wie Milliarden anderer Menschen auch Zeuge geworden, wie eine Handvoll wahnsinniger, verblendeter Männer und Frauen, die in die Wüste aufgebrochen waren, um ihrem Messias zu folgen, mit dem geheimnisvollen Mann aus der Todeszone zusammentrafen. „Ich frage mich, wer solche Aufnahmen macht!“ schimpfte Maturo. „Hat irgendjemand eine Erklärung dafür? Wie? Weiß jemand in dieser erlauchten, aber offensichtlich völlig unfähigen Runde, wie es kommt, daß die Bilder andauernd unsere Medien überfluten? Wie schaffen die es, ihren Messias oder was auch immer er sein mag, mit bester Ton- und Bildqualität auf diese Weise abzulichten und in die Mediennetze einzuspeisen! Ich kann es nicht fassen.“
Oberst Sheehy, der operative Chef von DEFENCE, meldete sich zu Wort.
Seiner Ansicht nach gab es da nur eine Schlussfolgerung.
„Die Arme der INEX reichen offenbar weiter, als wir bisher gedacht haben – vorausgesetzt sie stecken tatsächlich dahinter.“
„Ich möchte, daß dieses Problem einer Lösung zugeführt wird“, sagte Dan Maturo jetzt in etwas gedämpfterem Tonfall.
Er griff nach seiner Kaffeetasse, nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Der Kaffee war inzwischen kalt geworden.
„Wir haben unsere besten Leute ins Krisengebiet geschickt“, sagte Sheehy.
Dan Maturo verzog das Gesicht.
„Ich hoffe nur, daß Ihre besten Leute auch etwas Vernünftiges tun und Sie die Männer unter Kontrolle halten – nicht wie Ihren amoklaufenden Top-Mann Ellroy.“
Dan Maturo hob nicht den Blick.
Sheehy schielte kurz zu General Stryker hinüber.
Die letzte Bemerkung des Außenministers war natürlich auf diese beiden Offiziere gemünzt.
Stryker
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