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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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schaffe das schon.« Strell nickte ihr ernst zu, offensichtlich erfreut über die ungewöhnlich milde, sittsame Rolle, in die sie schlüpfte. Das leichte Klappern des Geschirrs kam ihr sehr laut vor, als er im Durchgang verschwand.
    Sie wandte sich wieder ihren Brötchen zu und blinzelte erstaunt. Eines fehlte. Er hatte es ihr direkt unter der Nase wegstibitzt. Das war schon das zweite Mal diese Woche! »Strell!«, rief sie ihm laut nach. »Zu Asche sollst du verbrannt sein!« Doch ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sein Lachen hallend an ihre Ohren drang. Nächstes Mal würde sie ihn erwischen.
    Ein scharfes Geräusch brach die Stille, und sie blickte verwundert auf. Die Küche war leer bis auf sie und Kralle. Doch der kleine Vogel starrte auf die schmale Tür, die hinaus zu dem großen Küchengarten führte. Dieser Garten war eigentlich eher ein Stückchen Wald und Flur innerhalb der Festungsmauer, doch ein paar Kräuter waren noch nicht völlig verwildert.
    Wieder erklang dieses scharfe Klopfen. Sie richtete sich auf, nicht ängstlich, sondern neugierig. Mit einem Blick auf Kralle wischte sie sich das Mehl von den Händen. Das hatte sich beinahe angehört, als picke ein Vogel mit dem Schnabel an der Tür herum. Alissa schlich auf Zehenspitzen hinüber, hielt den Atem an und beugte sich dicht an das Holz. Ein drittes Pochen hallte dünn durch die Küche. Diesmal hörte sie auch noch ein leises Rappeln, als etwas von außen gegen den steinernen Türrahmen klapperte.
    Jemand warf Steinchen an die Küchentür.
    Sogleich griff sie nach der Klinke und schob die Tür auf. Es war nicht Bailic, und Strell konnte es auch nicht sein. Also blieb nur einer übrig: Nutzlos.
    Aufregung, gemischt mit Erleichterung, wallte in ihr auf, als sie hinaus in die Kälte trat und die Arme fest um sich schlang. Er hatte sie nicht vergessen. Die morgendliche Kälte schien ihr in die Nase zu kneifen, und ihr Atem ließ kleine Wölkchen aufsteigen. Die Sonne beschien schon die oberen Stockwerke der Feste, doch der Garten lag noch im Schatten. Sie blickte sich suchend zwischen den stillen, schneebedeckten Klumpen der schlafenden Pflanzen um. Wo war er?
    »Hier«, flüsterte eine tiefe, leise Stimme, und ihr Blick schoss zu der hohen Mauer, unmöglich zu erklettern, die den Garten umgab. Die Einfriedung war mehr als zwei Mannslängen hoch, und obendrauf, wie eine verirrte Ziege, stand Nutzlos.
    Der Raku war in seiner menschlichen Gestalt, bekleidet mit einem gelben Kittel mit übermäßig weiten Ärmeln und einer passenden Hose. Er trug keinen Mantel, aber eine ärmellose Weste, die so lang war, dass sie seine Stiefel verdeckte. In der Taille war sie mit einer schwarzen Schärpe eng gegürtet, deren Enden bis zur Mauerkrone reichten. Er ließ eine Handvoll Steinchen fallen, und Alissa musste sich bewusst bemühen, den Blick von seinen Händen loszureißen. Seine Finger waren lang und sahen aus, als hätten sie vier Glieder statt drei. Auch seine Augen konnten seine wahre Raku-Natur nicht verbergen, denn sie schimmerten in einem Goldton. Er wirkte zwar nicht alt, war aber offensichtlich nicht mehr jung; sein kurz geschnittenes weißes Haar und die ergrauten Augenbrauen ließen ihn älter erscheinen, als die wenigen Falten in seinem Gesicht andeuteten. Obwohl er gerade auf einer Mauer stand, strahlte er eine stille, würdevolle Kraft aus, um die Alissa ihn beneidete. Und er hatte versprochen, sie zu unterweisen.
    »Nutzlos!«, rief sie, da sie sicher sein konnte, dass er nicht hier wäre, falls Bailic ihn vom Fenster des Übungsraums sehen könnte. Sie raffte die Röcke, um durch den Schnee zu laufen, doch ein heiserer Laut ließ sie innehalten.
    »Nein«, sagte er und bedeutete ihr, stehen zu bleiben. Sein Blick glitt hinauf zum Turm der Feste, und er presste besorgt die schmalen Lippen zusammen. »Heute Nacht«, flüsterte er. »Warte auf mich.«
    »Heute Nacht?«, wiederholte sie und schnappte dann nach Luft, als der Meister in einem grauen Nebel verschwand. Sie spürte ein Zupfen in ihrem Geist, das sie erschreckte. »Nutzlos, wartet«, rief sie und trat hinaus in den Schnee, als der Nebel sich ausdehnte und dann zur riesigen Gestalt eines Rakus zusammenfloss.
    Instinktive Angst ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben. Er war so mächtig wie sechs Pferde, mit Zähnen so lang wie ihr Arm und Augen größer als ihr Kopf. Sie schluckte schwer, als die Bestie geschmeidig den Kopf zu ihr umwandte und einen unmöglich langen Finger vor

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