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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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leckte Strell den Löffel ab. »Du dürftest gar nicht wissen, wie man kandierte Äpfel macht. Das ist ein gut gehütetes Geheimnis des Tieflands. Hat deine Mutter dir ihr Rezept beigebracht? Es ist gut.«
    »Dann lass die Finger davon«, erwiderte sie scharf, freute sich aber zu sehr, dass es ihm schmeckte, um wirklich böse zu werden. Sie wandte sich wieder ihrem Teig zu, rollte das Viereck zu einer langen, dicken Wurst zusammen und begann, sie in Scheiben zu schneiden. Strell spähte ihr über die Schulter und versuchte, ein Stück unbewachten Teigs zu stibitzen. Geschickt wehrte sie ihn ab, merkte aber überrascht, dass sie an ihrem stillen, ausgiebigen Dieb-und-Wächter-Spiel nicht so viel Vergnügen fand wie sonst.
    Sie hatte es satt, still zu sein. Hatte das Muster satt, dem alle ihre Tage folgten. Bailic wusste, dass einer von ihnen auf der Suche nach der Ersten Wahrheit hierhergekommen war. Dank Strells Schauspielkünsten und geschickten Ablenkmanövern hatte der Mann sich täuschen lassen und glaubte, Strell sei der latente Bewahrer, nicht Alissa. Während der vergangenen vier Wochen hatte Bailic versucht, Strell so viel Magie beizubringen, dass er das Buch für Bailic öffnen konnte. Alissa hatte es zwar geschafft, alle ihre Strümpfe zu flicken und sich einen neuen Rock zu nähen, während sie Strells Unterricht belauschte, doch sie hatte sehr wenig darüber erfahren, wie sie ihre verborgene Quelle und ihre Pfade einsetzen konnte. Der Plan hatte vorgesehen, dass Nutzlos, der letzte Meister, sie im Geheimen unterweisen würde, so dass sie die Magie für Strell wirken konnte, damit Bailic nichts merkte. Doch Nutzlos war nicht zurückgekehrt, um sie irgendetwas zu lehren, Strell gingen allmählich die Ausreden aus, und Bailics Ungeduld wuchs.
    Nutzlos war an allem schuld, dachte sie und presste frustriert die Lippen zusammen, während sie das Messer auf den Tisch niederfahren ließ, um Strells vorwitzige Finger zu vertreiben. Der Meister hatte sich ihr im vergangenen Herbst unter dem Namen Nutzlos vorgestellt. Sie würde ihn gern weiterhin so nennen, denn das erschien ihr passender als sein wahrer Name, Talo-Toecan. Nutzlos war auf seinen fledermausartigen Raku-Schwingen davongeflogen, mit nichts als dem geflüsterten Versprechen, er werde zurückkehren. Er würde nicht zurückkommen. Auf ihn zu zählen war – nutzlos? Sie sollte die Dinge selbst in die Hand nehmen. Und zwar bald.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie langsam, unsicher, wie Strell es aufnehmen würde. Sein übervorsichtiges Tiefländer-Wesen riet ihm stets, lieber abzuwarten, was passieren würde, während sie lieber etwas ausprobierte, um dann zu sehen, was passierte. »Der Schnee ist noch nicht allzu tief. Wir könnten es bis zur Küste schaffen. Dann müssten wir nicht den ganzen Winter hier verbringen. Es ist noch nicht zu spät.«
    Strell nahm das geröstete Brot vom Feuer und legte es ihr auf einen Teller. »Es liegt aber schon Schnee. Es ist zu spät«, sagte er knapp und streckte sich nach der Butterdose.
    »Trotzdem«, sagte sie. »Wenn wir uns in den Kellern genug Decken beschaffen –«
    Er blickte von ihrem Brot auf, das er gerade mit Butter bestrich, einen argwöhnischen, wissenden Ausdruck in den Augen. »Du denkst daran, dein Buch zu stehlen, nicht wahr.« Das war keine Frage, und Alissa errötete, weil Strell ihr Vorhaben so leicht erraten hatte. Er beugte sich weit über den Tisch zu ihr herüber. »Wie stellst du dir das eigentlich vor?«, fragte er. »Willst du unter irgendeinem Vorwand hinauf in seine Gemächer gehen und es dir einfach nehmen?«
    »Nutzlos kommt nicht zurück«, protestierte sie.
    »Was ist mit dem Bann auf Bailics Türschwelle?«, erwiderte er. »Du wärst dort drin gefangen, bis er dir erlaubt zu gehen.«
    Verärgert stieß sie den Atem aus. Er hörte ihr gar nicht richtig zu. Mit knirschenden Zähnen schnitt sie weiter Teigscheiben ab. »Ich kann jeden Bann brechen«, brummte sie.
    »Das kannst du nicht«, sagte er mit einem hastigen Blick auf den offenen Durchgang und den Speisesaal dahinter. »Du hast keine Ahnung, was du mit deiner Quelle und deinen Pfaden anstellst.«
    »Ich werde nicht in Bailics Zimmer gehen.« Als wollte sie sich von ihrer Beinahe-Lüge abwenden, drehte sie sich um und legte das erste gerollte Brötchen auf den Backstein. »Jedenfalls nicht heute«, fügte sie flüsternd hinzu.
    »Und selbst wenn du es schaffen könntest, seine Gemächer wieder zu verlassen, was sollte ihn daran

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