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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Hause wiederfand. Omen waren nutzlos, wenn man sie ignorierte.
    »Omen«, schnaubte sie leise, blickte zu ihrem Vogel auf und rasch wieder weg. Sie glaubte nicht an solche Dinge. Alissa musterte Bailics halb fertiges Frühstückstablett und spielte kurz mit dem Gedanken, ihm das geröstete Brot zu geben. Doch da sie wusste, dass sie sich damit nur eine Reihe abfälliger Bemerkungen über dumme Halbblüter einfangen würde, stand sie auf, um es wegzuwerfen. Sie hielt den Teller mit dem krustigen Stück Kohle gerade über den Abfalleimer, als Kralle eine fröhliche Begrüßung zwitscherte.
    »Wirf das nicht weg!«, drang Strells Stimme vom offenen Durchgang her zu ihr, und sie fuhr herum. Es war ihr peinlich, dass er sie dabei ertappt hatte, wie sie Essen wegwarf. Sein üblicherweise regloses, müdes Morgengesicht erwachte in vorwurfsvoller Empörung.
    »Ich habe nur eine Scheibe verbrannt«, sagte sie und hielt ihm zum Beweis den Teller hin. »Wir haben noch reichlich Brot.«
    Strell stammte aus dem Tiefland, und das sah man ihm an. Er war sehr groß und dünn, trotz der Unmengen, die er aß. Sein Haar war dunkel und sanft gelockt, wie das aller Wüstenbewohner, beinahe so lang wie ihres und mit einer Metallspange im Nacken zusammengefasst. Er war glatt rasiert, seine Haut sogar mitten im Winter so braun wie ihre nur im Hochsommer. Sie waren sich in den Bergen begegnet: Sie folgte dem Lockruf ihres Buches, er floh vor dem tragischen Tod seiner Familie, ausgelöscht von einer plötzlichen Flut in der Wüste. Ihre unterschiedliche Herkunft diktierte eigentlich, dass sie einander hassen sollten, doch im Lauf ihrer gemeinsamen Bemühungen, am Leben zu bleiben, hatten sie das gewissermaßen irgendwie vergessen. Manchmal, in der tiefsten Stille der Nacht, wagte Alissa sogar zu glauben, dass er dem Zorn sowohl des Hochlands wie des Tieflands ins Gesicht lachen würde, weil er sie wirklich liebgewonnen hatte.
    Strell trat vor. Seine braunen Augen blitzten und konnten seine Belustigung darüber, sie in einem peinlichen Augenblick ertappt zu haben, nicht verbergen. Wortlos nahm er ihr den Teller aus der Hand. Strell warf niemals Nahrungsmittel weg und brachte oft unnötig viel Zeit damit zu, aus etwas, das Alissa wegwerfen wollte, noch etwas Essbares zu machen. Das lag vermutlich daran, dass er bei seinem gewählten Beruf nie wusste, woher seine nächste Mahlzeit kommen würde. Er ließ sich an seinem üblichen Frühstücksplatz nieder und zog den Marmeladentopf zu sich heran. Dann löffelte er einen ganzen Haufen Marmelade auf das schwarz verkohlte Brot und biss davon ab. »Siehst du? Das kann man noch essen«, sagte er mit dem Mund voll Kohle.
    Alissa verzog das Gesicht bei der Vorstellung, wie bitter das schmecken musste. »Weißt du, es wäre weniger verschwenderisch, eine einzige Scheibe Brot wegzuwerfen, als einen halben Topf Marmelade zu opfern, um sie genießbar zu machen.«
    Er lächelte schief und zog die Augenbrauen hoch. »Aber nicht halb so lecker«, sagte er und fing einen Tropfen Marmelade mit dem Zeigefinger auf.
    Sie warf ihm einen letzten, gequälten Blick zu, schnitt eine weitere Scheibe Brot ab und legte sie übers Feuer. Strell verzehrte hingebungsvoll sein Frühstück, stumm bis auf das unvermeidliche Krachen beim Kauen. Mit einem leichten Luftschwall und warnendem Keckern stürzte Kralle aus dem Gebälk herab und ließ sich auf Strells hastig erhobener Faust nieder.
    »Morgen, Vogel«, brummte er und schien sich nicht am Kneifen ihrer kleinen Krallen zu stören, da er ihr einen Brotkrümel anbot. Alissa beobachtete die beiden und lächelte unwillkürlich, als der Falke den Bissen verschmähte, wie sie vermutet hatte. Da der Vogel kein Fleisch angeboten bekam, knabberte er ein wenig an Strells Fingern herum und zog sich schließlich auf seinen Deckenbalken zurück. Strell stand auf, den letzten Bissen Brot noch im Mund, und suchte offenbar nach mehr. Er warf Alissa einen unauffälligen Blick zu, tauchte einen Löffel in den Topf, der am Rand des Feuers stand, und zog einen dicken, schimmernden Faden geschmolzenen Zuckersirups heraus. »Mmm. Was ist das?«
    »Der Sirup für meine kandierten Äpfel«, platzte sie heraus.
    Das hatte eigentlich eine Überraschung zum Abendessen werden sollen, und sie runzelte in weiblicher Empörung die Stirn, als er sich den Löffel in den Mund steckte. »Lass das!«, protestierte sie. Sie wusste, dass er sie aufziehen wollte, konnte sich aber nicht beherrschen.
    Grinsend

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