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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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eine Verbindung zwischen einer Meisterin und einem Gemeinen abzusegnen.«
    Nutzlos nickte. »Für gewöhnlich nicht.« Er stellte seinen Becher beiseite und zog aus seiner Schärpe ein Röhrchen, das an beiden Enden verschlossen war. Der Duft von Euthymienholz breitete sich aus, und sie sah überrascht zu, wie er einen Verschluss öffnete und ein Stück zusammengerolltes Pergament aus dem Röhrchen fiel. Stumm reichte er es ihr.
    Das Papier knisterte, als sie es entrollte und langsam die eng gedrängte Handschrift entzifferte. Das Schriftstück stammte von Redal-Stan. Sie konnte die letzten Zeilen nicht lesen, was nicht daran lag, dass ihr Tränen in den Augen standen und die Schrift verschwamm, sondern dass sie in Strells Schrift niedergeschrieben waren. Die erste Hälfte jedoch war klar und unmissverständlich. »Was steht darunter?«, fragte sie mit einem Kloß in der Kehle. Sie vermisste Redal-Stan mehr, als sie zugeben mochte.
    Nutzlos nahm ihr den Brief ab und rollte ihn zusammen. »Wenn er gewollt hätte, dass du das weißt, dann hätte er es so niedergeschrieben, dass du es lesen kannst.«
    Sie war zu traurig, um mit ihm zu streiten. Strells Lachen erregte ihre Aufmerksamkeit, sie blickte auf und sah, wie das Lämmchen auf Kralle zusprang und wie angewurzelt stehen blieb, als sein Spielkamerad einfach in die Luft verschwand. Alissa schniefte gegen die Tränen an. »Dann würdet Ihr mir Euren Segen geben, wenn ich einen von ihnen heiraten wollte?«
    »Nein«, sagte er, und sie drehte sich überrascht um. »Wenn du den Brief sorgfältig liest, wirst du feststellen, dass Redal-Stan nur von mir verlangt, beiden die freie Werbung um dich zu erlauben.«
    »Und das bedeutet …«, hakte sie nach.
    Er beugte sich vor und drückte ihr ihren Becher in die schlaffen Finger. »Du bist im Hochland aufgewachsen, nicht wahr?« Sie nickte, und er lächelte, offenkundig erfreut. »Eine Hochzeit ist also keine Angelegenheit, in der ich etwas zu sagen hätte, oder?«
    Alissa dachte darüber nach. »Meine Mutter muss einem von ihnen den Vorzug geben und ihre Gunst bezeugen«, hauchte Alissa bestürzt.
    »Jawohl«, stimmte Nutzlos selbstgefällig zu. »Deine Mutter, oder eine andere Person, die diese Rolle angemessen ausfüllt.«
    »Aber ich weiß nicht, wo sie ist!«, protestierte Alissa. »Der Hof ist verlassen! Sie ist ins Tiefland zurückgekehrt! Das wisst Ihr genau!«
    Lodesh und Strell blickten auf, als sie die Stimme hob. Beide zogen nachdenklich die Brauen hoch und wechselten einen Blick, den sie nicht entschlüsseln konnte.
    »Dann wird das wohl warten müssen, bis die beiden ihr vorgestellt wurden, was?«, bemerkte Nutzlos, und Alissa rieb sich mit der Hand das Gesicht und fragte sich, inwiefern dieser neue Haken gerecht sein sollte. Strell und Lodesh würden sie begleiten müssen. Folglich konnten sie nur zu Fuß gehen. Sie konnte also nicht vor dem Frühling aufbrechen. Eine monatelange Reise durch sehr unwirtliches Gelände und feindselige Dörfer. Vorausgesetzt, sie konnte die geistige Signatur ihrer Mutter überhaupt finden. Alissa seufzte und strich sich das Haar hinters Ohr. Sie würde den Winter über daran arbeiten und Nutzlos dann ihren Erfolg genüsslich unter die Nase reiben.
    Nutzlos kicherte. »Ich lasse doch nicht zu, dass meine Schülerin keine Wahl treffen muss oder gar den leichteren Weg nimmt, wenn es auch einen steinigeren gibt.«
    Connen-Neute schüttelte mitfühlend den Kopf und widmete sich wieder seinem Frühstück. Lodesh warf Strell einen herausfordernden Blick zu, stand dann auf und setzte sich zu dem jungen Meister. Alissas Augen weiteten sich, als er eine Scheibe von dem Kadaver abschnitt und spöttisch davon abbiss, ohne Strell aus den Augen zu lassen. »Ich habe achthundert Jahre Zeit, sie das wieder vergessen zu machen«, sagte er. Seine Stimme troff vor Herausforderung, und er wischte sich das Kinn.
    Strells Augen wurden schmal, und er blieb mit zusammengebissenen Zähnen sitzen. Die harte, kalte Wut der Beharrlichkeit, die die Wüste ihre Bewohner lehrte, senkte sich auf ihn herab, beinahe beängstigend in ihrer Heftigkeit. Sie sah erschrocken zu, wie er sich vorbeugte und sich ebenfalls ein Stück Fleisch abschnitt. Er kaute methodisch und sah Lodesh dabei unverwandt in die Augen. »Ich brauche nur eine einzige Nacht«, sagte er.
    Alissa blieb der Mund offen stehen. Sie hatte die Kontrolle verloren. Irgendwie war sie zum ersten Preis eines törichten Wettbewerbs unter Männern

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