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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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fünf Jahre mit Bürsten und Striegeln und Training an der langen Longe zufriedengeben.«
    »Auch in ihrer menschlichen Gestalt?«, bohrte Alissa nach.
    »Rakus sind Fleischfresser, Alissa«, antwortete er. »Obwohl sie, wenn sie sich als Menschen ausgeben, auch Brot und Äpfel verzehren, hängt stets der Gestank des Todes an ihnen, der ihre – wilden Eigenschaften verrät.«
    Alissa runzelte die Stirn. Sie war eine Meisterin, und doch ließ Häppchen sie auf ihrem Rücken reiten. Was war an ihr so anders? »Möglicherweise«, schlug Alissa vor, »ginge es besser, wenn Keribdis eine Weile auf Fleisch verzichten würde?«
    Lodesh brummte zustimmend. »Möglicherweise. Ihr solltet ihr das vorschlagen, wenn sie zurückkehrt. Sie wäre Euch sehr dankbar, falls das tatsächlich helfen sollte. Keribdis liebt ihr kleines Häppchen sehr.«
    »Vielleicht werde ich das tun«, flüsterte Alissa und hoffte, dass sie nie Gelegenheit dazu bekommen würde. Sie schenkte Lodesh ein knappes Lächeln und lenkte das Gespräch auf unverfänglichere Themen, bis der Weg sich verbreiterte und die Gerüche und Geräusche der Stadt zu ihnen drangen.
    Am Waldrand brachte Lodesh Nachtschatten mit einer leichten Bewegung zum Stehen, so zart, dass Alissa sie gar nicht bemerkte. Häppchen holte auf und hielt von selbst an. Auch Kally blieb stehen, und gemeinsam blickten sie aus dem feuchten Schatten des Waldes über die Landschaft aus Wohnhäusern und Läden, die sich vor ihnen ausbreitete. Der Lärm der Stadt drang schwach bis zu ihnen, und Alissa erwiderte Lodeshs freudiges Grinsen. »Da ist sie«, sagte er, und seine Stimme klang weich vor Stolz.
    Kally drängte ihr Pferd mit den Fersen voran. Ehe Häppchen auf den Gedanken kam, ihr nachzurennen, schnappte Lodesh sich den Zügel. Zaumzeug klimperte, das Pferd tänzelte kurz seitwärts, und dann war wieder alles ruhig. Alissa lächelte ihn dankbar an, doch Lodesh hatte nur Augen für seine Stadt. »Ist sie nicht wunderschön?«, fragte er, und ein Hund bellte.
    »Ohne ihre Mauer ist sie sogar noch schöner«, hauchte Alissa. Dann merkte sie, was sie da gesagt hatte, und sie schloss hastig den Mund und beugte sich hinab, um sich den Staub von den geliehenen Stiefeln zu reiben.
    »Mauer, Alissa?«
    Sie verzog das Gesicht und richtete sich wieder auf. »Haben Städte nicht meistens Mauern?«
    Lodesh warf die Locken zurück, die ihm in die Augen fielen. »Vermutlich, ja. Da wir so hoch in den Bergen liegen, genießen wir ein gewisses Maß an natürlichem Schutz. Und es gibt ja immer noch die Feste.«
    »Dann braucht Ihr wohl hier keine Mauer, nicht wahr?«, entgegnete Alissa, unsicher, ob sie überhaupt noch etwas dazu sagen sollte.
    Lodesh riss den Blick von seiner Stadt los. Seine grünen Augen waren voll fragender Unschuld. »Ich könnte mir nicht vorstellen, wozu.«
    Hufschlag war zu hören, und Kally erschien, erhitzt und lebhaft. »Kommt weiter!«, rief sie. »Bald werden die Bälger aus der Zitadelle ihr vornehmes Frühstück verdrückt haben und mit ihrem Lärm die ganze Wiese durcheinanderbringen.« Sie schlug eine Hand vor den Mund. »Ich wollte Euch damit nicht beleidigen, Lodesh.«
    Die Nase in die Luft gereckt, nahm Lodesh eine hochmütige Haltung an. »Nicht doch, nicht doch«, sagte er nasal, jeder Zoll der Sohn eines Edelmanns. »Wir wenigen Privilegierten, die in der Zitadelle geboren werden, sind verzogene Bälger allerersten Ranges, ich selbst eingeschlossen.« Eine elegante Verbeugung, zu Pferde gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, beendete seine Vorstellung, und lachend ritten sie in die Stadt.
    Alissa gab es ungern zu, doch je länger sie ritten, desto mehr gaffte sie wie das Bauernmädchen aus dem Hochland, das sie war. Die Straßen waren noch nicht gepflastert und sehr staubig. Sie rümpfte die Nase ob eines Gestanks wie von heißem Metall, der sie daran erinnerte, wie Strell einmal ihre liebste Kupfer-Teekanne über dem Feuer vergessen hatte.
    »Lodesh!«, rief eine kraftvolle Stimme, und sie drehte sich um und entdeckte die Quelle des Gestanks. Es war ein Schmied, umgeben von seinen Hämmern und Schürhaken. »Wo ist Euer prächtiger Hengst?«
    Lodesh hob zur Begrüßung die Hand. »Auf der Wiese, mein Bester, auf der Wiese. Aber nicht allein«, fügte er verschmitzt hinzu.
    Der Schmied lachte und machte sich unter dengelndem Lärm wieder an die Arbeit.
    Auf der anderen Straßenseite winkte eine Frau mittleren Alters mit einem Korb am Arm, um Lodesh auf sich aufmerksam

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