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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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schicken, in der sie nicht selbst vorkommt, zu einem Zeitpunkt, an dem sie abwesend war. Das kann sie nicht. Niemand kann eine Erinnerung haben, ohne selbst ein Teil davon zu sein. Eine Shaduf kann nicht so weit in die Zukunft sehen. Und es wäre zwar möglich, die Erinnerung eines anderen Menschen zu benutzen, aber niemand hier kann sich an eine Zeit erinnern, die Alissa erst in Zukunft erleben wird. Sofern es mir überhaupt gelingen sollte herauszufinden, wie sich diese Muster überschneiden konnten.«
    Connen-Neute schwieg. Dann sagte er: »Sie muss also hierbleiben.«
    Redal-Stan zog die Brauen in die Höhe. »Du klingst nicht erfreut. Warum?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen«, druckste Connen-Neute herum, stand auf und wandte ihm den Rücken zu.
    »Verbal, bitte«, knurrte Redal-Stan, dessen Augen schmal wurden ob der Weigerung seines Schülers, ihm das zu erklären. Dann ließ er sich wieder zusammensinken, denn er war zu dem Schluss gekommen, dass ein anderer Weg erfolgversprechender aussah. »Ich denke, es wäre das Beste, wenn Alissa anfängt, in dieser Zeit Bindungen zu knüpfen«, sagte er. »Das wird ihr helfen, wenn sie erkennen muss, dass ihr Aufenthalt hier von Dauer sein wird.« Redal-Stan beobachtete Connen-Neutes Reaktion auf seine nächsten Worte genau. »Vielleicht könntest du sie – unter deine Schwingen nehmen? Ihr Gesellschaft leisten?«
    »Nein.«
    Überrascht blinzelte Redal-Stan. »Es stimmt«, sagte er mit absichtlich gelangweilter Stimme, »dass sie wesentlich weniger Jahre Erfahrung vorzuweisen hat als du, aber die hat sie sämtlich in ihrer menschlichen Gestalt verbracht, so dass sie körperlich und, nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, auch geistig im selben Alter ist wie du. Vielleicht solltest du einmal in Erwägung ziehen, dass Alissa möglicherweise …«
    »Nein.«
    Redal-Stan verbarg seine erstaunte Neugier, indem er einen Schluck Tee trank. Connen-Neute war während seiner ersten knapp hundert Lebensjahre sehr behütet aufgewachsen – das war teilweise geplant gewesen, teilweise auch Schicksal. Seine gesamte Generation war bei Unfällen ums Leben gekommen, weshalb er in seiner Jugend sehr viel weniger gleichaltrige Raku-Gesellschaft gehabt hatte als üblich. Es war ungewöhnlich, dass er nun so ablehnend auf die Chance reagierte, eine echte Freundschaft aufzubauen, die sogar das Potenzial besaß, sich zu einer dauerhafteren Beziehung zu entwickeln.
    Redal-Stan war argwöhnisch. Vorsichtig stellte er seinen Becher auf den Stapel im Wind flatternder Papiere. Er hatte festgestellt, dass Connen-Neute übermäßig empfänglich für sehr subtile Gedankenmuster war, die selbst er, Redal-Stan, nicht erspüren konnte. Es war bedauerlich, dass der junge Meister nicht über die notwendige Erfahrung verfügte, um sie interpretieren zu können. Und wenn Alissa ihn so nervös machte, dann gab es einen Grund dafür.
    Connen-Neute zuckte hilflos mit den Schultern und wandte sich von der Sonne ab. »Aus irgendeinem Grund macht sie mir solche Angst, dass ich vom Himmel fallen könnte«, erklärte er zögerlich, und es klang verlegen. Er wandte sich wieder der Aussicht zu, mit steifem Rücken und verschlossenem Geist.
    Redal-Stan schloss die Augen, als der Wind auffrischte und an seinen Ärmeln und Gedanken zupfte. Besorgt fragte er sich, was da in sein ruhiges, geordnetes Leben gefallen sein mochte.

 
    – 10 –
     

    S trell lümmelte in Alissas dick gepolstertem Sessel vor dem Feuer im Speisesaal herum. Er war die gesamte Nacht dort gewesen, ohne zu bemerken, wie die Stunden verstrichen. Erst jetzt, als die Sonne über den Bergen aufging, döste er schließlich ein, obwohl er schon die ganze Nacht unter leichten Kopfschmerzen litt. Alissas Verlust schmerzte ihn mehr, als wenn er einen Arm verloren hätte. In ihrem Sessel vor dem Kamin zu sitzen schien seine Pein ein wenig zu lindern. Also war er geblieben, statt sein Bett im Wohntrakt der Bewahrer aufzusuchen, und hatte sich von dem seltsamen Duft nach Bücherleim und wilden Möhren trösten lassen, der in den Polstern hing.
    Der ferne Klang zornig erhobener Stimmen schreckte ihn aus dem Dämmerschlaf, und er riss die Augen auf. Der Saal war leer, die Stimmen verklungen. Ein Traum, dachte er, als sein Kopf nun umso heftiger zu schmerzen begann. Er rutschte auf dem Sessel herum, denn das tröstliche Gefühl dieses Platzes schien nachzulassen.
    Strell setzte sich auf, stützte die Ellbogen auf die Knie und barg den Kopf in den

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