Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit
Händen. Das Zischen von bratendem Speck war aus der Küche zu hören, und er stand auf und ging dem Geräusch nach. Er achtete nicht auf Lodesh, der am Feuer beschäftigt war, sondern setzte sich an einen der schmalen Tische. »Das ist nicht richtig«, flüsterte er, und ohne zu wissen, warum, rückte er zwei Plätze weiter.
Ein Teller mit Ei und Speck wurde vor ihn hingestellt. »Möchtest du Frühstück?«, fragte Lodesh vorsichtig.
Strell sah ihn mit leerem Blick an. »Nein«, erwiderte er und rieb den Stumpf seines kleinen Fingers mit dem Daumen. »Deshalb bin ich nicht hier«, fügte er hinzu, obwohl er selbst nicht wusste, weswegen sonst er in die Küche gegangen war.
Lodesh kehrte ans Feuer zurück. Den Teller hatte er stehen lassen, und er dampfte. Als der Duft durch Strells Dämmerzustand zu ihm drang, schob er den Teller von sich. Alissa hätte sich vor dem Fleisch geekelt. Strell fragte sich, wo Lodesh es überhaupt gefunden hatte.
In der Küche wurde es still, und Strell nahm nur am Rande war, dass Lodesh den Raum verlassen hatte. Es war ihm gleich. Nun fühlte er sich in der Küche wohl, so zufrieden, wie sein unter Schlafmangel leidender Geist es zuließ. Er rieb sich mit den Fingerspitzen die Stirn und drückte gegen den dumpfen Schmerz an. Seine Augen schlossen sich, und er sank in sich zusammen. Wieder nickte er ein, und seine Lider zuckten, während sein Körper versuchte, in einen tieferen Schlaf zu finden.
Strell fuhr hoch, als er das Klirren von Geschirr und einen schrillen Aufschrei hörte. Mit klopfendem Herzen blickte er sich in der leeren, von der Sonne erhellten Küche um. Nur das Wasser, das aus einem Lappen tropfte, brach die Stille. Er beobachtete, wie sich der nächste Tropfen bildete und fiel. »Ein Traum«, flüsterte er und betrachtete die leeren Tische und die stillen, einsamen Wandborde der Speisekammer. Sie sahen falsch aus. »Das muss ein Traum gewesen sein.«
Dennoch erhob er sich und ging hinaus in den Garten. Mit einem scharfen Klicken schloss er die Tür hinter sich. Das Geräusch klang ihm laut in den Ohren, und er zupfte an den letzten Resten der abblätternden blauen Farbe herum, die sich zwischen dem Holz und dem metallenen Riegel gehalten hatten. Seine Schritte wanderten spürbar durch seinen Rücken aufwärts, im Takt mit seinen hämmernden Kopfschmerzen, während er den holprigen Pfad entlanglief. Die Augen gegen die Sonne zugekniffen, starrte er wie betäubt auf den vertrauten Umriss der Feuerstelle.
Dann ging er einfach weiter, von einem unerklärlichen Drang getrieben. Die Feuerstelle war nicht richtig.
»Aber die Bank ist richtig«, hauchte er, als er sie erreichte und sich hinsetzte. »Ich bin mondsüchtig«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme; er wusste nicht, was mit ihm geschah, und er war zu traurig, als dass es ihn kümmern würde. Die Bank füllte die schmerzende Leere in ihm ein wenig aus. Von diesem Trost eingelullt, döste er ein, und das Summen von Bienen wiegte ihn in einen Halbschlaf.
Ganz deutlich hörte er, wie ein Stein in einen kleinen Teich platschte. Er schrak aus dem Schlaf. Mit hämmerndem Herzen starrte er auf das versumpfte Beet voll Binsen und Wasserlilien. »Ich verliere den Verstand«, hauchte er, als die Bank urplötzlich sämtliche Anziehungskraft verlor.
Erschrocken sprang er auf. Schon wieder wollte er unerklärlicherweise irgendwo anders sein. Er gab es auf, das Ganze begreifen zu wollen, und folgte dem schwachen Sog blindlings den Pfad entlang, durch die Küche und empor zum höchsten Gemach im Turm der Meister. Er stand in der hallenden, leeren weißen Kammer, hellwach und bei klarem Verstand, und zwang sich, ganz bewusst zu lauschen, aber mit dem Herzen, nicht mit den Sinnen. Er drückte sich den Handballen gegen die Stirn, um den Kopfschmerz zurückzudrängen, lief hin und her und witterte, als folge er einem schwachen Geruch.
»Hier«, hauchte er, und seine Augen schlossen sich, als er das Gefühl der Zufriedenheit auf dem Balkon wiederfand. Er stand da und aalte sich förmlich darin, als sei es die warme Sonne selbst – als wolle er seine Seele in diesem Gefühl baden. Strells Kopfschmerzen verdoppelten sich, und er schnappte nach Luft, als er den scharfen Schmerz spürte.
»Aber mein Tee!«, hörte er jemanden in Gedanken sagen, und er streckte die Hände aus und tastete blind um sich, als sie ihm erneut entrissen wurde. Er taumelte, öffnete die Augen und erschrak über den leeren Raum.
»Nein!«, rief er. »Komm
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