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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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gewähren.«
    Strell blickte mit einem schelmischen Glitzern in den braunen Augen auf. »Ich habe schon einen Beweis ihrer Gunst«, sagte er leise. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Kennst du das hier?«
    Alissa spürte, wie ihr einmal mehr der Unterkiefer herunterklappte, als er hinter sich griff und sein zusammengebundenes Haar löste. Anstelle der üblichen Spange trug er heute ein vertrautes kupferfarbenes Haarband. Ihre Augen weiteten sich. »Das gehört meiner Mutter!«, rief sie. »Sie hat es um die Karte gewickelt, die du bei ihr eingetauscht hast.«
    Er nickte. »Sie wusste, dass ich dich einholen würde, oder hoffte es zumindest. Jedenfalls glaube ich das. Warum sonst hätte sie mir für ein paar schäbige Ellen Seide eine solche Karte geben sollen?«
    Erregung wallte in Alissa auf, und sie hatte das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. »Aber Nutzlos hat gesagt, ich müsse mich an die Hochland-Tradition halten, nicht die des Tieflands«, wandte sie mit pochendem Herzen ein. »Bänder sind im Hochland kein Zeichen besonderer Gunst, nur der Zuneigung.«
    Strell lächelte schief. »Du brauchst ja auch keinen Gunstbeweis. Ich brauche ihn. Und da ich, genau wie deine Mutter, aus dem Tiefland stamme, gilt das Band, ganz gleich, an was für Traditionen du dich halten musst.«
    »Aber ist das wirklich genug?«, fragte sie und beugte sich vor. »Wird Nutzlos das akzeptieren?«
    Strell strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, und sein Lächeln wurde wärmer. »Ich weiß, dass es vor einem Rat im Tiefland bestehen würde. Deine Mutter wusste, dass ich ein Hirdun-Töpfer bin. Das wäre für die meisten Tiefländerinnen Grund genug, mich als Schwiegersohn haben zu wollen.«
    »Dann …« Sie blinzelte mehrmals gegen ein unwirkliches Gefühl an. »Dann können wir? Du …« Sie biss sich auf die Unterlippe und wagte kaum zu glauben, dass er es ernst meinte. »Du willst wirklich und wahrhaftig ein – ein Halbblut heiraten?«
    »Ob ich wirklich ein …« Seine ungläubige Stimme versagte. Mit ernstem Gesicht nahm er ihr die Schüssel ab und stellte sie auf den Boden. Er nahm ihre Hände in seine und beugte sich zu ihr vor. In seinen Augen lag tiefe Erinnerung. »Alissa. Ich habe dich schon geliebt, als du ein Hochland-Mädchen warst, das den Bergen und einem frühen Wintereinbruch getrotzt hat. Ich habe dich geliebt, als du eine Bewahrerin warst und fest entschlossen, deine Zukunft nicht von Bailic bestimmen zu lassen. Ich habe dich geliebt, als du eine Meisterin wurdest, wilder als die Berge selbst. Nichts hat sich geändert.« In seinen Augen glänzten Tränen. »Nichts wird das je ändern.«
    Ein alter Schmerz flackerte in seinen Augen auf, und ihr Herz hämmerte. »Ich habe mir einen Platz auf der Feste geschaffen, aber dennoch verdient Lodesh dich mehr«, sagte er ohne jede Spur von Bitterkeit. »Das ist mir gleich. Es ist mir gleich, dass meine Landsleute mich dafür steinigen würden und dass die Feste die Hochzeit vermutlich nicht anerkennen wird. Sie können dich nicht beschützen. Ich kann es.«
    Er sprach immer schneller. »Ich liebe dich«, sagte er, und ihr stockte der Atem. »Ich glaube, ich liebe dich schon, seit ich dich in dieser Schlucht gefunden habe, fauchend, wütend und verängstigt. Ich versuche mit aller Macht, dich zu beschützen. Aber jedes Mal, wenn ich dich einer Gefahr sicher entronnen sehe, findest du eine neue Möglichkeit, mein Leben auf den Kopf zu stellen. Ich halte das nicht mehr aus. Ich sehe nur einen Weg, heil da hindurchzukommen, und das ist, dich zu heiraten.«
    Sie brachte kein Wort heraus. Ihre Hände zitterten in seinen.
    »Ich muss dich bitten, dich zwischen uns zu entscheiden«, sagte er. »Allein deshalb, weil ich sonst den Verstand verliere. Ich muss es wissen, bevor ich mich damit zugrunde richte, dass ich einem Raku nachjage, der mich nicht braucht.«
    Ihn nicht braucht?, dachte sie und wischte sich mit dem Handrücken ein Auge. Wusste er denn nicht, wie sehr sie ihn brauchte? Und was die Entscheidung anging – Connen-Neute hatte recht gehabt. Sie hatte sich schon längst entschieden und traute sich nur nicht, sich das einzugestehen. Ihr Herz sprach für Strell. Nicht wegen irgendetwas, das er getan hatte, sondern weil er sie so sah, wie sie wirklich war: als Kind des Hochlands, das vorschnelle Schlüsse zog und ein allzu hitziges Temperament hatte. Er war so schlicht und einfach, so gewöhnlich und beständig, so ehrlich und wahrhaftig wie der Sand,

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