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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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die freie Hand an Redal-Stans Uhr, die an einer Schnur um ihren Hals hing. Diese Geste war ihr in letzter Zeit zur Gewohnheit geworden und zeigte sich vor allem dann, wenn sie beunruhigt war.
    Sein Herz machte einen Satz, als der Wind durch ihr Haar strich. Es fiel ihr frei und offen über die Schultern, wie er es am liebsten mochte. Und lang. Lang genug, um den Status anzuzeigen, der ihr gebührte. Sie sah aus wie der Geist, den er an der Hafeneinfahrt auf einem Felsen hatte stehen sehen: traurig und melancholisch. Er hatte gewusst, dass es ein Geist sein musste, als sich Haar und Kleid der Frauengestalt gegen die Windrichtung bewegten. Er hatte nichts zu Alissa gesagt; es war ihm entsetzlich unheimlich, dass er Dinge sehen konnte, die nicht einmal sie sah. Schuld daran war vermutlich seine Herkunft. Es hieß, sein Großvater habe sie auch sehen können. Sie stand so traurig da, dass Strell seine Gedanken nach ihr ausstreckte und wünschte, er könnte ihren Geist erreichen. »Alissa«, flüsterte er, doch sie drehte sich nicht um.
    Er verzog das Gesicht und blickte auf ihr Abendessen hinab. Es war deprimierend, dass Lodesh die Fähigkeit besaß, ihre Gedanken jederzeit erreichen zu können, während ihm selbst das nicht zuverlässig gelang.
    Als er die Kraft fand, wieder aufzublicken, hatte sie ihn entdeckt und kam über den Strand auf ihn zu. Ihre ungeschickten, zu langen Schritte, die nicht an das Gehen auf Sand gewöhnt waren, besänftigten sein Gefühl nervöser Erwartung. Ihre Ungeschicklichkeit machte sie nur umso liebenswerter. Sie strahlte, als sie merkte, dass er sie ansah. Ein Stich durchfuhr ihn, und er stand auf. Jetzt würde er es erfahren.

 
    – 23 –
     

    A lissa zögerte mit feuchten Zehen auf dem harten, nassen Sand. Stirnrunzelnd blickte sie noch einmal auf die Botschaft in ihrer Hand hinab. Sie hatte sie heute Nachmittag hinter ihrer Tür gefunden. Auf dem Zettel stand, sie solle bei Sonnenuntergang vor der Sandbank sein. Sie erkannte Strells Handschrift sofort. Seine Kringel waren ganz verkrampft, weil er diese Schrift gelernt hatte, als die Luft eiskalt war, mitten im Winter.
    Sie stieß den Atem aus und beruhigte ihre Nerven. Dank Connen-Neute und Lodesh hatte gestern Abend niemand außer Strell von Bestie erfahren. Strell hatte es gut aufgenommen und sie heute Morgen unter dem Vorwand besucht, ihr ein Frühstück zu bringen, das sie unmöglich essen konnte. Seine Fragen waren direkt, aber nicht vorwurfsvoll gewesen, und sie hätte lügen müssen, wenn sie behaupten wollte, sie sei nicht erleichtert, dass er die Wahrheit nun kannte und dennoch nicht weniger von ihr hielt. Trotzdem war es sehr peinlich gewesen.
    Sie errötete bei der Erinnerung. Asche, sie war so dumm gewesen. Sie hatte Bestie in Gefahr gebracht, um Keribdis zu entkommen, und sich damit doch nur einen einzigen Tag erkauft. Auch der Tratsch war schlimmer geworden. Doch die lodernde Wut im Gesicht der Frau, als Alissa sie wortlos hatte stehen lassen, war das alles beinahe wert gewesen.
    Erst seit die Sonne dem Horizont entgegensank, beruhigte sich ihr Magen wieder. Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen und war nun am Verhungern. Sie schlang einen Arm um ihren Bauch und blickte übers Meer in Richtung der fernen Feste. Ein schiefes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die Feste war so weit fort, dass sogar die Erinnerung daran verblasst zu sein schien. Sie holte tief Luft und bemerkte einen Geruch in der abendlichen Brise. »Kartoffeln?«, flüsterte sie und drehte sich um.
    Der Anblick eines Zeltes mit einem Feuer davor brachte sie in Bewegung. Unbeholfen stapfte sie durch den losen Sand. Die Gestalt, die sich über die Flammen gebeugt hatte, stand auf, und sie erkannte lange Gewänder in Scharlachrot und Violett. Die Farben flossen in schmalen Stoffstreifen bis zum Boden hinab. »Strell?«, rief sie, und er blickte auf und winkte ihr zu.
    Alissa ging langsam und klingelnd auf ihn zu, die Röcke sicher über dem Sand gerafft. Sie erkannte ihn kaum wieder, vor allem mit diesem Bart. Er trug die traditionelle lange Robe seiner Heimat und dazu einen seltsamen violetten Hut, den sie noch nie gesehen hatte. »Du hast keine Robe mehr getragen, seit wir im Tiefland waren«, rief sie aus, sobald sie nahe genug war, um sich trotz des Windes verständlich zu machen. Sie kniff die Augen zusammen und blieb vor ihm stehen. »Das ist aber nicht die, die du von dort mitgebracht hast.«
    Strell nickte scharf, offenbar mit irgendeiner

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