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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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betrat die Küche, leise und umsichtig. Er stopfte eine Pfanne in sein Bündel und gab Strell mit einem raschen, seitlichen Rucken des Kopfes einen Wink. Strell starrte ihn verständnislos an, den Löffel auf halbem Wege zum Mund. Lodesh schnitt eine viel sagende Grimasse, und Strell entfaltete brummend die langen Beine und schlenderte mit seinem Teller Eintopf zur Tür. Connen-Neute warf Alissa einen mitleidigen Blick zu und floh den beiden hinterher in den Garten.
    Alissa schluckte schwer, nun allein mit Nutzlos. Sie wartete, bis auch der schwächste Nachhall von Schritten verklungen war. »Euer Stolz?«, fragte sie vorsichtig. Sie kannte ihn noch nicht lange genug, um sich ein Urteil über ihn erlauben zu dürfen, doch irgendjemand musste Nutzlos den Kopf zurechtrücken, und sie war die Einzige, die möglicherweise damit durchkommen würde. »Euer Stolz ist der Grund dafür, dass die Gemeinschaft der Feste gespalten bleibt?«
    »Du lebst seit zwanzig Jahren«, sagte er, den Blick auf die reparierte Schüssel gerichtet. »Schelte mich wegen meines Stolzes, wenn du achthundert hinter dir hast.«
    »Seit wann hat Alter etwas mit Dummheit zu tun?«, fragte sie, obgleich sie wusste, dass sie damit die Grenze übertrat. Doch er verbarg irgendetwas vor ihr – oder sie war zu schwer von Begriff, um es zu sehen.
    »Keribdis ist …«, begann er, und seine goldenen Augen wirkten müde. »Schon bevor wir geheiratet haben, galt Keribdis allseits als die Matriarchin der Feste«, erzählte er leise. »Sie war beliebter als ich, was mehr Bedeutung hat, als es haben sollte.« Er zögerte, und seine langen Finger strichen über den reparierten Sprung in der Schüssel. »Sie hat eine unheimliche Gabe, andere zu überzeugen. Ich bin der Einzige, der sich ihr je entgegengestellt hat, der es ihr offen gesagt hat, wenn ihre Pläne unmoralisch waren, der ihr nicht erlaubt hat, unsere Gesetze ungestraft zu brechen. Wenn ich sie jetzt aufsuche, dann würde ich damit sagen, dass sie mit ihren Ideen, Tiefland und Hochland weiterhin zu manipulieren, recht hat. Dann wird sie nicht einmal mehr auf mich hören.« Er runzelte die Stirn. »Sie muss begreifen, dass ihre Wünsche falsch sind, bevor sie noch mehr Gräueltaten begeht.«
    »Spielt das eine so große Rolle?«, rief Alissa aus. »Ist es all das hier wert?«
    Er schnitt eine Grimasse, und seine weißen Brauen zogen sich zusammen. »Es wäre wohl das Beste, ich zeige es dir«, sagte er, und ihr Magen verkrampfte sich. Nutzlos hatte noch nie eine Erinnerung mit ihr geteilt. Noch nie.
    Seine traurigen goldenen Augen registrierten ihre Überraschung. »Es tut mir leid, Alissa«, sagte er, als ihre Pfade in Resonanz aufleuchteten – er wirkte einen Bann, mit dem man auf den Linien springen und die Erinnerung eines anderen durchleben konnte. »Ich hatte gehofft, dir das Wissen über die Dinge ersparen zu können, die du gleich erfahren wirst. Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn die übrigen Meister noch ein paar hundert Jahre länger verschollen geblieben wären.«
    »Wissen ist nichts Schlechtes«, sagte Alissa, obwohl sie ein wenig besorgt war, was er ihr wohl zeigen würde. »Es kommt nur darauf an, wie man es nutzt.«
    Er lächelte schwach und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. »Mag sein.«
    Nutzlos wartete, bis sie das richtige Muster auch in ihren Pfaden aufgebaut hatte und ihm mit einem Nicken sagte, dass sie bereit sei. Mit überraschender Leichtigkeit glitt sie hinüber in Nutzlos’ Erinnerung.
     
    Talo-Toecan stand drei Stufen über allen anderen auf der Treppe in der großen Halle. Während sie fruchtlos hin und her diskutierten, schlug er frustriert mit der Faust auf das Geländer. Das war eine für ihn ungewöhnlich temperamentvolle Geste. Nur Keribdis bemerkte sie, und sie schürzte in herablassender Ermahnung die Lippen. Der Tumult der über sechzig von ihrer jeweiligen Meinung allzu überzeugten Meister, die versuchten, einander zu übertönen, setzte sich unvermindert fort. »Ru-u-uhe!«, bellte er, und seine Stimme hallte von der hohen Decke wider. Die große Halle war vier Stockwerke hoch und bot dennoch nicht genug Platz für die vielen aufgeblasenen Egos.
    Keribdis’ Blick troff vor überheblichem Abscheu, doch allmählich wurde es still. Das dumpfe Zischen des Pendels, das über ihre Köpfe hinwegsauste und die Zeit und die Drehung der Erde maß, schnitt durch die angespannte Stille. »Ja«, sprach Keribdis über die letzten gemurmelten Bemerkungen

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