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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Trance begleiten«, sagte Nutzlos, sobald Lodesh verschwunden war. »Wenn ich mein Bewusstsein huckepack auf deines setze, werden wir dieselben Visionen teilen. Ich werde Silla beruhigen und sie davon überzeugen, dass sie nicht verwildern wird.« Seine Miene verdüsterte sich, als er zu Lodeshs Bündel hinüberschaute. »Es besteht keine Notwendigkeit, die Feste zu verlassen.«
    »Nein«, sagte Alissa. »Ich nehme niemanden huckepack. Nie wieder.«
    Vor lauter Überraschung richtete Nutzlos sich kerzengerade auf. Eine so trotzige Weigerung hätte ihr für gewöhnlich einen sehr ernsten Vortrag und den Entzug diverser Privilegien eingebracht, doch »huckepack« war eine gefährlich intime Art, Gedanken und Gefühle zu teilen. Sie hatte durchaus das Recht, dies zu verweigern.
    »Du hast Connen-Neute huckepack genommen«, protestierte Nutzlos. »Ich bin noch geschickter darin, meine Gedanken bei mir zu behalten, als er es ist. Wenn sich jemand davor fürchten sollte, dann ich, nicht du.«
    Alissa dachte an Bestie und warf Connen-Neute einen Blick zu. Der junge Meister schüttelte ganz leicht den Kopf. Die kaum merkliche Bewegung bestätigte Alissas Befürchtungen. Wenn sie einen so engen geistigen Kontakt zuließ, würde Nutzlos Bestie sofort entdecken, genau wie Connen-Neute es getan hatte. Das war eine Büchse, die sie lieber nicht öffnen wollte. »Nein«, sagte sie.
    Lodesh kam mit einem Bündel Decken auf den Armen hereingefegt. Ohne irgendjemanden zur Kenntnis zu nehmen, warf er die Decken neben sein Bündel auf den Boden und ging wieder hinaus. Er summte ein Tanzlied, und seine Schritte hallten laut im Takt.
    Nutzlos beugte sich über den Tisch, als der Lärm verklang. »Ich habe niemandem erlaubt zu gehen. Strell ist der Einzige, der meine Erlaubnis dazu nicht braucht. Du und Connen-Neute, ihr seid Schüler und habt bereits euer beeindruckendes Geschick darin bewiesen, den Mund geschlossen und eure Fähigkeiten für euch zu behalten, wenn ihr in eine überraschende Situation geratet. Lodesh ist auf Bewährung, weil er zugelassen hat, dass du in der Vergangenheit gefangen warst. Niemand verlässt die Feste ohne angemessene Begleitung, und ich gehe ganz gewiss nicht mit.«
    Alissa runzelte die Stirn, als sie an Nutzlos’ starke Abneigung gegenüber großen Wasserflächen dachte. Sie holte tief Luft. Die Erinnerung daran, wie er ihren Flügel an das Dach des Turms geheftet hatte, flackerte in ihr auf. Sie schlug die Augen nieder und versuchte, in dem harten Küchenstuhl zu verschwinden. »Wenn das viele Wasser nicht wäre, könnten wir einfach hinfliegen und sie suchen«, brummte sie.
    Nutzlos erstarrte und sog hörbar den Atem ein. »Es liegt nicht am Wasser, Alissa«, entgegnete er kalt.
    Alissas erster Schrecken wurde durch seine relativ milde Reaktion zu Wagemut. Sie warf Connen-Neute einen Blick zu. Er erwiderte ihn verängstigt und schüttelte den Kopf, um sie davon abzuhalten. Sie klopfte mit dem Fuß auf den Boden, während sie die Möglichkeiten abwog. Sie war nur anderer Meinung; sie war nicht respektlos. »Wir sollten ein Boot nehmen«, sagte sie. »Immerhin wollen Strell und Lodesh auch mit.«
    »Es ist nicht das Wasser.« Mit ruckartigen Bewegungen stand Nutzlos auf. Der Saum seiner ausgebeulten Hose zitterte. Die Warnung war eindeutig. Alissa ignorierte sie.
    »Außerdem«, fuhr sie fort, »würde ich es nicht riskieren, einfach dem Horizont entgegenzufliegen, ohne einen Platz zum Landen zu haben.« Sie zögerte, denn sie wusste genau, dass Keribdis sämtliche Meister der Feste genau dazu überredet hatte. »Das wäre dumm.«
    »Es ist nicht – das Wasser«, wiederholte Nutzlos, und seine leise Stimme klang angespannt. Er drehte sich um, und Alissa bemerkte zu ihrem Erstaunen, dass sich in seinem müden Blick ein alter Kummer ausdrückte.
    »Was ist es dann?«, fragte sie flehentlich, denn sie wollte es endlich verstehen.
    Nutzlos holte tief Luft, bevor er sich ihr wieder gegenübersetzte. Er senkte den Kopf und starrte auf die schwarze Tischplatte. Eine Hand fuhr über sein kurz geschorenes weißes Haar.
    »Ich habe geschworen, dass ich Keribdis diesmal nicht nachlaufen würde, und das werde ich auch nicht tun.« Er blickte auf, und seine Falten wirkten tiefer als sonst. »Nicht diesmal. Sie ist zu weit gegangen, und ich werde ihr nicht nachlaufen. Nicht schon wieder. Nie wieder.«
    Alissa blinzelte. Stolz?, fragte sie sich. Nutzlos war zu stolz, den anderen zu folgen? Nach so langer Zeit?
    Lodesh

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