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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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tat, doch Lodesh wachte sogleich auf.
    »Was bei den Wölfen tue ich denn hier unten?«, hörte sie seine kultivierte Stimme über den Rand des Bootes schallen. Sie sah Strell an. Er warf einen Blick zu den drei Dockmännern hinüber und schüttelte den Kopf. Sie stritten sich und hatten Lodesh nicht gehört.
    »Lodesh«, sagte sie stumm und rieb sich, hinter Strells Rücken versteckt, die befreiten Hände. »Die Dockmänner haben uns betäubt. Strell und ich sind an Deck. Wir sind beide frei, aber das wissen sie noch nicht.«
    »Eine Meuterei?«, dachte Lodesh, und in seinen Gedanken schwang Zorn mit.
    »Schüttele Connen-Neute, damit er aufwacht. Wir müssen –«
    Sie verstummte selbst im Geiste, als zwei Paar nackte und ein Paar gestiefelte Füße auf sie zukamen. Strell hielt die Hände auf dem Rücken, als sei er noch gefesselt. Alissa verengte die Augen zu Schlitzen und sah zu, wie Strell zu den Männern aufblickte. Schweiß rann ihm übers Gesicht. Sie verbarg die Hände unter sich.
    »Alissa?«, platzte Connen-Neute in ihre Gedanken. Er klang verwirrt. Es machte ihr Angst, dass alles so rasch außer Kontrolle zu geraten drohte, und sie entspannte sich, um sich in einen Zustand tiefer Verbundenheit sinken zu lassen. Connen-Neutes Bewusstsein schien zu stolpern, fiel sozusagen über die gewöhnlichen Barrieren hinweg und landete tief in ihrem Geist. Der junge Meister zögerte, erkannte dann, dass sie ihn bat, seinen Geist huckepack nehmen zu dürfen, damit er mitbekam, was an Deck geschah, und erklärte sich einverstanden.
    Alissa unterdrückte ein Schaudern, als er seine eigenen Barrieren sinken ließ und ihrer beider Gedanken sich fast ungehindert vermischten. Es war nicht schwierig, eine so enge Verbindung mit einer anderen Seele aufrechtzuerhalten – es war nur nicht sonderlich klug. Doch sie hatten das schon einmal getan. Und es war einfacher, als ihm alles berichten zu müssen.
    Sie spürte einen Hauch von Connen-Neutes Angst und verlangsamte ihren Herzschlag, um ihn seinem anzupassen. Ihr Atem fiel in den gleichen Rhythmus. Connen-Neute sah nun durch ihre Augen, und sie spürte, wie sich ihre eigenen Lippen mitbewegten, als er Lodesh erzählte, was er durch ihre einen Spaltbreit geöffneten Augen sah.
    »Seht mal«, sagte der Schiffsjunge, dessen Unterwürfigkeit in brutale Verachtung umgeschlagen war. »Sie redet im Schlaf.« Ihre Lippen erstarrten, als Connen-Neute bemerkte, was er da tat.
    »Sie sieht ganz hübsch aus, wie sie da so liegt«, bemerkte der barfüßige Mann, und sie kämpfte mit sich, um sich ja nicht zu rühren, als ein schwärzlich schmutziger Zeh ihr das Haar aus dem Gesicht strich.
    »Wenn ihr sie anrührt«, drohte Strell, »bringe ich euch um. Ich schwöre es. Irgendwie werde ich eine Möglichkeit finden, euch umzubringen.«
    Alissa unterdrückte beim Klang seiner Stimme ein Schaudern. Connen-Neute hatte recht. Keiner von ihnen wusste, wozu Strell wirklich fähig war.
    »Halt’s Maul!«, schrie eine hohe, derbe Stimme. »Sonst schlitz ich dir die Kehle auf und lass sie zuschauen.«
    »Nein«, hörte sie Hayden, den Schiffskoch, sagen. »Ich habe euch gesagt, es wird nicht gemordet oder geschändet. Diesmal hört ihr auf mich.« Lodeshs Stiefel erschienen in ihrem Blickfeld und bauten sich breitbeinig auf. »Wenn dir das nicht passt, kannst du mit denen, die du am Leben gelassen hast, ins Ruderboot steigen«, rief Hayden. »Oder sollen wir das jetzt gleich regeln? Na, Clen? Nur du und ich? Ich habe dich schon unter dem Dock bluten lassen, als du meine Schwester angerührt hast. Ich schlitz dir gleich hier und jetzt den Bauch auf, wenn du noch jemanden umbringst, bevor ich es dir sage! Du weißt, dass ich das kann!«
    Mit hämmerndem Herzen beobachtete sie, wie die nackten Füße widerstrebend abrückten.
    Vom Mast aus schrie Kapitän Sholan herüber: »Du machst dich zum Mörder, genauso sicher, als hättest du uns die Kehlen aufgeschlitzt, wenn du uns in diesem Boot aussetzt. Gib mir ein Messer. Lass mich im Kampf sterben. Oder fürchtest du, ich könnte dich schlagen? Nichtswürdige Hafenratte!«
    Hayden drehte sich um, und Lodeshs Stiefel scharrten über das Holz. »In einem Boot bleibt es dem Navigator überlassen, ob ihr lebt oder sterbt, nicht mir.« Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Clen, den Pfeifer behalten wir, der ist was wert, jetzt, wo er nicht mehr seekrank ist. Und die Frau. Aber du rührst sie nicht an. Rot geheulte Augen verkaufen sich nicht so gut wie

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