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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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selbst, nämlich gar nicht. Aber das, dachte Alissa, würde sie ändern – wenn sie sich lange genug zusammenreißen konnte, um zu sich zu kommen.
    Sie bemühte sich um Konzentration und sandte einen vorsichtigen Gedanken in ihre Quelle, um ihre Pfade mit Energie zu füllen. Sie baute das Muster für einen Heilungsbann auf, weil sie vermutete, dass dieser ihren Körper ebenso von Gift befreien würde, wie er kleine Verletzungen oder Blutergüsse rascher heilen ließ. Unsicher überprüfte sie das Muster zwei Mal, ehe sie es wirken ließ. Gerade, als sie befand, dass es so richtig sei, zerrte jemand sie an den Haaren hoch.
    »Au«, stöhnte sie und kämpfte darum, die Augen zu öffnen.
    »Rührt sie nicht an!«, schrie Strell. Sie hörte ein überraschtes Grunzen, und ihr Haar wurde losgelassen. Sie kippte um. Ihr Kopf traf mit einem dumpfen Schlag auf Holz, und Schmerz durchzuckte sie. Die Wange an von der Sonne gewärmte Bretter gepresst, hörte sie höhnische Rufe und würgende Geräusche von Strell. Sonnenlicht stach hinter ihre geschlossenen Augen. Sie öffnete sie einen Spaltbreit und sah zwei nackte Füße davontapsen. Strell lag zusammengekrümmt am Boden – offensichtlich hatte ihm jemand in den Bauch getreten. Seine Hände waren am Rücken gefesselt. Blut färbte seine Schulter, wo sein Kittel zerrissen war.
    »Sie ist immer noch weg«, rief der barfüßige Dockmann mit seinem Singsang-Akzent. »Die wird vor Sonnenuntergang nicht wach.«
    Sie öffnete die Augen erneut einen Spaltbreit und bemühte sich, ihre Atemzüge langsam zu halten, als sich Stiefel näherten. Ein Schatten fiel über sie. Lodeshs Stiefel, die der Kapitän als Bezahlung für die Passage genommen hatte, blieben vor ihr stehen. Sie glaubte nicht, dass Lodesh oder der Kapitän sie trugen. Sie hörte ein leises, bedauerndes Schnauben, und die Stiefel und die nackten Füße gingen wieder weg.
    Ihr drehte sich der Magen um. Sie schloss die Augen und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder nach innen. Sie war froh zu sehen, dass das Muster trotz der Misshandlung gehalten hatte. Das war gut. Sie wäre vermutlich zu erschöpft gewesen, um es erneut aufzubauen. Mit schwirrendem Kopf ließ sie mehr Energie hineinfließen. Ihre Pfade füllten sich mit lautloser Kraft. Einen Moment lang war sie völlig desorientiert, während der Bann nicht nur in ihren Gedanken, sondern auch in ihrem Körper zu existieren schien. Dann, mit einem Knall, von dem sie glaubte, jeder müsse ihn gehört haben, wurden ihre Pfade dunkel. Der Bann löste sich aus ihrem Geist und wirkte.
    Ein Seufzen, das eher wie ein Stöhnen klang, entrang sich ihrer Kehle. Die Wärme des Bannes mischte sich mit der der Sonne. Sie strömte im selben Rhythmus wie das Klatschen des Wassers am Rumpf und das Schwanken des Schiffes durch Alissas Körper. Der betäubende Geschmack der bitteren Droge löste sich auf. Sie räkelte sich genüsslich auf dem Deck und aalte sich in der friedvollen Entspannung, die der Bann mit sich brachte. Erst als sie sich das Haar aus dem Gesicht streichen wollte, das sie an der Nase kitzelte, fiel ihr wieder ein, dass ihre Hände gefesselt waren.
    Schlagartig wurde sie hellwach. Mit hämmerndem Herzen hielt sie ganz still und verbarg die offenen Augen hinter den gefesselten Händen. Von ihrer liegenden Position an Deck aus konnte sie sehen, dass die Segel gerefft waren. Es war später Vormittag. Strell lag gekrümmt in der Nähe, mit gefesselten Händen und wirrem Haar. Asche, was ging hier vor sich?
    »Nimm deine Rattenpfoten von mir!«, hörte sie den Kapitän brüllen. Ein dumpfer Schlag war zu hören, und ihr Blick schoss über das Deck zu der Stelle dicht am Hauptmast, wo der Kapitän zu Boden gegangen war. Der Schiffsjunge und der Dockmann, der sonst die Nachtwache hatte, überprüften die Fesseln an Händen und Füßen des Kapitäns. Sholan war barfuß, und seine weißen Zehen sahen im Sonnenschein sehr verletzlich aus. Aus einer Schnittwunde an seinem Kopf rann träge Blut hervor und tropfte in seine Augen und seinen Bart. Er schüttelte den Kopf und verspritzte halb geronnenes Blut auf das Deck und die grauen Segel. Ihr wurde übel, und sie wackelte mit den Händen, um zu überprüfen, wie fest die Seile saßen.
    »Strell«, flüsterte sie, und er wandte sich zu ihr um. Die Erleichterung, die sich über sein ausgezehrtes Gesicht breitete, war beinahe schmerzlich anzusehen.
    »Dem Navigator sei Dank«, hauchte er und musste sich sichtlich zwingen, den Blick

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