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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Philippa, wir Katharer glauben, das wahre Leben ist der Tod. Der Tod ist der Kuss Gottes.“

42.

    Ausgiebig streichelte Alix die beiden Hunde, die sofort gut Freund mit ihr waren.
    Aus Angst, sich das blaugestreifte Tuch vom Kopf ziehen zu müssen, ließ sie sich alles Mögliche einfallen, um den Augenblick der Wahrheit hinauszuziehen. Es hatte ihr bereits unterwegs missfallen, dass die Spielleute von ihren Stoppelhaaren wussten. Natürlich konnte sie fortan ein festgebundenes schönes Schleiertuch tragen, das war nicht weiter schlimm. Doch für diejenigen, die wussten wie sie darunter aussah, änderte auch eine Kopfbedeckung nichts.
    Sie prüfte aufs Genaueste das Bettzeug in ihrem neuen Gemach, ob es nicht zu weich oder zu hart sei, öffnete die leeren Truhen, die sich so schnell nicht mit eigenen Gewändern füllen würden, lief dazwischen immer wieder auch zum Fenster hin, um sich davon zu überzeugen, dass sie sich tatsächlich in Carcassonne befand und nicht mehr in Cahors.
    Sie spürte die prüfenden Blicke ihrer Schwester. Selbst ihr hatte sie bislang nicht erzählt, wie es dazu gekommen war, dass sie als „Jüdin“ Cahors verließ. Alix schüttelte ungläubig den Kopf: Dass sie ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, an dem sie endgültig in Sicherheit war, ihre Haare mehr vermisste als alles andere, beunruhigte sie sehr. Am liebsten hätte sie Carcassonne wieder verlassen. Doch wohin sollte sie gehen?

    Inés beobachtete ihre Schwester zunehmend verunsichert. Alix kam ihr verändert vor. Sie redete kaum ein Wort, während doch früher ihr Mundwerk selten stillgestanden war. Erneut versuchte sie, etwas aus ihr herauszulocken:
    „Und der Cahors hat dich tatsächlich eingesperrt und all meine Briefe unterschlagen, die ich dir schrieb?“
    Alix nickte. „Dies und noch viel mehr. Irgendwann erzähle ich dir alles. Doch nicht heute, liebe Inés, bitte, heute möchte ich ein kleines bisschen ... glücklich sein.“
    Es klopfte an der Tür. Fabrisse stürzte herein, über dem Arm einige Gewänder. Selbst ganz aufgeregt, denn die junge Frau liebte Geschichten von gefangen gehaltenen Edeldamen, versuchte sie ihrer Herrin noch ein Zeichen zu machen, doch es war schon zu spät: Harte Schritte hallten auf dem Flur, dann stand auch schon der Trencavel unter der Tür.
    Alix riss den Kopf herum und errötete tief. Sie verbeugte sich.
    Inés sprang auf ihren Gemahl zu. „Endlich bist du zurück, Raymond! Sieh nur, meine Schwester ist hier! Alles ist gut gegangen.“
    Der Trencavel nickte. Villaine hatte ihn am Tor abgepasst und Bericht erstattet. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht. Seine Mundwinkel zuckten. Er konnte ihn nicht verbergen, den Stolz des Ritters, dem es gelungen war, einer armen Frau zu ihrem Recht zu verhelfen. Einer schönen Frau!
    Gerade als er einen Schritt auf Alix zumachte, um sie zu begrüßen, machte diese einen solchen in seine Richtung. In der Mitte des Raumes trafen sie aufeinander.
    Sie sahen sich lange in die Augen, ernst zuerst, dann lächelten sie verlegen - bis Inés Schluckauf bekam.
    Sofort senkte Alix den Blick, gerade noch rechtzeitig wie sie meinte. Niemand, schon gar nicht der Trencavel, sollte sehen, dass sie kurz davorstand, in Tränen auszubrechen. Tränen der Wut und der Enttäuschung. Dieser prachtvolle Mann stellte das Bild des blonden, hochgewachsenen Ritters, das sie von ihm im Kopf hatte, weit in den Schatten.
    „Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennenlernen dürfen“, sagte der Vizegraf leise, selbst zutiefst bewegt. Dann herrschte er Fabrisse um einen Becher Wasser an, damit sich seine Gemahlin wieder beruhigte.
    „Nun, das Schicksal hat es anders gewollt“, antwortete ihm Alix, um Gelassenheit bemüht.
    Raymond-Roger nickte. „Meine Hand kann ich Euch nicht mehr reichen, so wie es der Wunsch unserer Väter war“, meinte er etwas steif, „doch biete ich Euch ein Zuhause und meinen Schutz an, hier in Carcassonne, auf Lebenszeit. Es soll Euch an nichts fehlen unter meinem Dach.“
    „Der König von Aragón ...“ platzte es aus Inés heraus, „er hat vorgeschlagen ... dir einen Ehemann zu suchen, damit ...“
    Alix riss die Augen auf. „Wie?“, stieß sie hervor. „Einen Ehemann?“
    Der Trencavel beruhigte sie; er erklärte ihr, dass eine solche Verheiratung nur ihrer Sicherheit diene. Sie müsse diesen Mann nicht einmal zu Gesicht bekommen, wenn sie nicht wolle; alles stünde nur geschrieben.
    „Ich verstehe“, sagte Alix

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