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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Erzbischof von Cahors. Was einmal gelang, konnte wieder gelingen.
    Doch als sein Blick auf seinen Diener fiel, stutzte er. Wieso zeigte Rashid keine Furcht? Weshalb kreischte und heulte er nicht wie die anderen, die, ihre ledernen Beutel mit Gold und Edelsteinen zwischen die Beine geklemmt, um ihr schäbiges Leben zitterten? War der Maure im Herzen noch immer Muselmane? Erwarteten ihn großäugige Huris im Paradies?
    Mit einem Mal gab es einen schrecklichen Ruck, als sich ein Halteseil von dem gesicherten Segel löste. Wie ein Peitschenhieb streifte das Seil Bartomeu an der Wange und sein Kopf wurde schmerzhaft nach hinten gerissen. Ein unirdisches Ächzen erfasste das Schiff. Dann drehte sich die Saint-Sulpice nicht mehr wie zuvor, sie tanzte nicht mehr auf den Wellen - sie senkte sich in die Tiefe! Bartomeus Magen rebellierte.
    Das Wasser kam … Erstickte Schreie. Gurgeln. Salzige Gischt, die im Rachen brannte. Bartomeu wedelte mit den Armen, verfluchte sich selbst, dass er sich von Rashid hatte anseilen lassen, streckte den Kopf nach oben so weit es ging, schluckte … spie … rang vergeblich nach Luft. „Schweig, verstumme“ - gurgelte es in seinem Hals.
    Als er wieder atmen konnte - das Schiff hatte sich aufgerichtet - drangen hohe spitze Schreie an sein Ohr. Wie die Weiber kreischten sie, die reichen Venezianer, dachte er gehässig. Und nun kotzten sie sich die Seelen aus dem Leib!
    „Schweig, verstumme ! Schweig, verstumme ! “
    Seine Befehle schlugen in den Wind. Erneut ging die schreckliche Fahrt der Saint-Sulpice bergab, kam das Wasser zurück, drohte der Untergang - gierte der Cahors nach Luft wie alle anderen. Am Ende kotzte auch er.
    „Schweig, verstumme!“ Längst krächzte Bartomeu nur noch. Das Salzwasser hatte ihm Rachen und Nase aufgebissen. „Gnade, Charon, Höllenschiffer!“
    Ein Donnerkrachen folgte dem anderen, mit jedem neuen Brecher drohte das Schiff zu kentern. Wie eine Frau kurz vor der Geburt bäumte es sich auf, wobei alles, was nicht festgebunden war, ins Heck rutschte, auch Rashid, auch die Venezianer und ihre Schätze. Am Höhepunkt der Welle angekommen, verharrte das Schiff für einen nicht endenwollenden Augenblick an Ort und Stelle; es zitterte, bebte, den Bug in der Schwebe haltend … Als der Wehenschmerz verebbt war, senkte sich die Saint-Sulpice, doch nur, um kurz darauf noch viel schneller nach unten zu sausen. Wieder und wieder ging es bergab, in immer tiefere, immer schrecklichere Wellentäler hinein, während das Wasser gnadenlos über dem Schiff zusammenschlug.
    „Schweig, verstumme!“ Als Bartomeu vernahm, wie einer der kleineren Masten auf das Deck knallte und die Saint-Sulpice auseinanderzubrechen drohte, rief er in höchster Not: „JA, JA - ich gebe dir nach, du alte Sau, du hast mich gebrochen!“ Er wandte den Kopf, um nach Rashid Ausschau zu halten. Er brüllte: „Binde mich los!“
    Unter Aufbietung seiner ganzen Kraft, schaffte es der Maure, sich zu seinem Sidi zu begeben.
    Die Seile, vom Sturm bereits gelockert, waren schnell gelöst.
    Kraftlos sank Bartomeu in die Arme seines Dieners.
    Da bäumte sich das Schiff noch einmal auf, alle Planken knirschten. Wieder zitterte es für eine ganze Weile, so dass Rashid schon befürchtete, es bräche tatsächlich im nächsten Augenblick mit ihnen entzwei. Die Wellentäler jedoch, in die die Saint-Sulpice fortan stürzte, waren nicht mehr so tief wie diejenigen, die sie zuvor durchpflügt hatte.
    Der Sturm beruhigte sich.
    „ Gloria in excelsi! “ Die Venezianer beteten wieder.
    Rashid beugte sich über seinen Herrn. Bartomeu lebte, doch er weigerte sich, die Augen zu öffnen.

44.

    Obwohl sich Alix von Montpellier durch Gottes Gnade und die des Königs von Aragón nun Vizegräfin von Rocaberti nennen durfte - Pedro hatte entsprechende Urkunden gesandt - empfand sie diese „Sicherheit“ als unangemessen, und ihr war, als ob ihr jemand erneut das Leben vorenthalten wollte. Trencavel hieß der Mann, der sie hätte heiraten sollen, nicht Rocaberti. Der Schattenriss, den sie in Montpellier heimlich geküsst und an ihr Herz gedrückt hatte, stand ihr jetzt fast täglich in Fleisch und Blut gegenüber, und eine neue Furcht bestimmte ihr Leben, nämlich die, ihre Schwester könnte merken, wie stark es sie zu Raymond-Roger hinzog.
    Alix konnte nicht umhin, Vergil zuzustimmen, den sie in ihren Nächten beim Schein einer Kerze studierte: Qui amant, ipsi sibi somnia fingunt ... Ja, ihre Liebe lebte vom Traum! Damit

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