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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Suche!“
    Saïssac brummte etwas, das sich nach „Heidenkram“ anhörte, gab sich aber geschlagen, als der Trencavel befahl, zwei vertrauenswürdige Ritter nach Reda zu schicken, die sich dort umsehen sollten.
    Alle redeten durcheinander, da erhob sich Aaron noch einmal und sprach einen Gedanken aus, der vor allem Esclarmonde betroffen machte. Er vermute, sagte der Kämmerer, dass mit dem plötzlichen Gerede von großen Schätzen der Boden für einen Kriegszug vorbereitet werden solle.
    „Das verstehe ich nicht ...“ Esclarmonde zog die Stirn in Falten. „Erklärt es uns doch bitte näher, Meister Aaron!“
    „Nun, sie stacheln mit solchen Geschichten die Gier der Leute an. Bald wird es heißen: Seht die Falschheit der Katharer! Sie predigen Wasser und trinken Wein. Heimlich haben sie riesige Schätze zusammengerafft und im ganzen Land versteckt. Selbst in Carcassonne soll es ein Tor geben, hinter dem sich das Gold häuft. Ja, und dann kommen sie aus dem Norden, bewaffnet bis an die Zähne, um uns niederzumähen und nach dem ´Gold der Katharer` zu suchen. Salomon ist dann vergessen ...“
    „Aber nein, das glaube ich nicht“, sagte Alix in das betroffene Schweigen hinein „ Er steckt dahinter, er allein. Bartomeu von Cahors will so reich sein wie König Midas.“

47.

    Die Suche nach dem verschütteten Brunnen in Carcassonne, hinter dem sich der Legende nach ein Teil des Tempelschatzes von Jerusalem hätte befinden sollen, blieb zur Enttäuschung aller ohne Ergebnis. Ausgehend von einem ziemlich verwitterten, jedoch mit einem griechischen Omega markierten Stein, waren beim Graben einzig ein paar römische Münzen mit Götterbildern auf den Rückseiten ans Tageslicht gekommen, dazu einige Tonscherben und jede Menge abgebrochener Pfeilspitzen.
    Aber das wollte nichts bedeuten. Die Schwierigkeit war, dass niemand wusste, wie diese Tore aussahen. Waren sie aus Holz, aus Stein oder aus Eisen? Oder mussten sie vielleicht als uraltes Geheimnis philosophisch oder religiös verstanden werden?
    Der Vizegraf beschloss, aus der Not eine Tugend zu machen. Er entwarf ein kleines Geflecht unterirdischer Versorgungs- und Kriechschächte, um im Falle einer Belagerung an Wasser zu kommen, wie er seinem Oheim und den Vögten erklärte. Diese schweißtreibende Arbeit hatte ihre Berechtigung. Zwar existierten ausreichend Zisternen und Brunnen in Carcassonne, doch es gab auch Sommer mit großem Wassermangel. Die nächsten Quellen, sowie der Zugang zur Aude, lagen unglücklicherweise in den Vorstädten.

    Alix war stolz darauf, mit ihrem Hinweis dem Späher das Handwerk gelegt zu haben, und der Vizegraf dankte es ihr, indem er sie über jede Einzelheit der Grabungen in Carcassonne und der Nachforschungen in Reda unterrichtete.
    Mit der Zeit ergab es sich, dass sie ihre Gespräche am Abend mit einem Becher Hypocras und einer Partie Schach fortsetzten. Inés saß jedes Mal bei ihnen, fertigte im Schein einer großen Kerze mit der Nadel feine Handschuhe aus handgesponnener Seide an, oder sah den beiden auch nur in eitlem Müßiggang zu. Es gefiel ihr nicht sonderlich, dass Raymond und Alix so oft miteinander spielten, auch schauderte ihr vor den übergroßen Schachfiguren, die im Helldunkel der flackernden Fackeln an der Wand auftauchten, aber Raymond war dankbar für einen Gegner, der ihn herausforderte. Villaine oder auch Miquel, mit denen er früher oft gespielt hatte, hielten sich in diesem Sommer meist auf Dérouca auf - und dass es verwunschene Schachbretter gab, die von selbst spielten, war eben nur eine neue alte Mär, die Alix jedoch nicht müde wurde, zu erzählen.
    Alles wäre wohl so weitergegangen, wenn sich Inés nicht eines späten Abends unwohl gefühlt, vorzeitig zurückgezogen und die Tür zum Flur - vielleicht absichtlich - einen Spalt offengelassen hätte …
    Auf dem Schachbrett hatte es schon einige Zeit nach einem Patt ausgesehen. Alix` König sah sich in eine Ecke gedrängt, während der Ritter und das Pferd des Trencavels verzweifelt versuchten, ihn mattzusetzen. Doch Alix, leise vor sich hinsummend, fand immer aufs Neue ein Schlupfloch für ihre Figur, indem sie auf ein Feld zog, das vom Ritter nicht bedroht werden konnte. „Zur weißen Zuflucht eile mit List, der schwarze Ritter dort machtlos ist“, dichtete sie. Sie schmunzelte und dachte an Meister Villaine und das verrückte Trullo-Spiel, das sie in Cahors aufgeführt hatten. Als sie dem Trencavel davon erzählte, lachte er laut und schallend - was

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