Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
dicke Wolke von Falschheit, mit der der Erzbischof vor allem die Ritter des Salomonischen Tempels zu täuschen sucht.“
„Die Tempelritter?“ Esclarmonde sah verwirrt von einem zum anderen.
Nun schritt der Trencavel ein, erklärte ihr den Zusammenhang. „Dennoch werden wir nach dem verschütteten Brunnen Ausschau halten“, meinte er abschließend. „Der Major-Turm ist der südöstliche Eckturm des Palatiums, einer der ältesten Türme der Stadt. Er stammt aus der Zeit der Goten, der Vorfahren unseres Geschlechtes. Das alles ist in den Annalen unserer Stadt nachzulesen.“
Aaron bestätigte dies. „Ich habe mich noch in der Nacht davon überzeugt. Ein Teil der Goten zog irgendwann nach Reda weiter, befestigte auch diesen Ort und versah ihn mit zwei großen Mauerringen, von Zitadellen flankiert.“
„Aber was ist mit Toulouse, der wichtigsten Niederlassung der Goten?“, fragte Esclarmonde.
Der Trencavel zuckte die Achseln. „Toulouse ist nirgends erwähnt.“
Da hob Alix die Hand. Ihre Augen glänzten heftig. „Mein Vater hat mir Geschichten von den Goten erzählt, und ich erinnere mich an eine besonders: Es ging darin um den Schatz Salomons, den die Römer in Jerusalem erbeutet haben. Sie brachten ihn in ihre Hauptstadt, wo er Hunderte von Jahren verblieb, bis die Goten kamen und ihn hierher, nach Okzitanien verschleppten. Es heißt, die Königin Brunichilde soll einen Teil dieses Schatzes in ihre Ehe mitgebracht haben.“
„Die Königin Brunichilde? Aber, das ist doch ...“
„ ... gar nicht so abwegig, Sénher“, unbeirrt strahlte Alix den Alten an. In dieser Geschichte kannte sie sich besser aus als er. „Bereits Brunichildes Vater Athanagild war berühmt für seinen Reichtum und seine Pracht, deswegen wurde er auch von seinen eigenen Mannen ermordet. Gold, Kronen, Edelsteine, Perlen ... Woher stammte dieser Gotenschatz, wenn nicht aus Rom? Und wo ist er verblieben?“
„Na, so etwas, der Schatz Athanagilds“, hörte Alix Peter von Cabaret murmeln, und sie beobachtete, wie sein Bruder ein Grinsen unterdrückte.
„Der Schatz Brunichildes!“ Alix` Widerspruch kam messerscharf.
Esclarmonde und der Trencavel sahen sich verdutzt an. Aaron räusperte sich.
Saïssac riss die Augen auf. „Vizegräfin, mit Verlaub, das sind Kindergeschichten“, meinte er nach einer Weile. Er erhob sich, um seine „Knochen zu bewegen“, wie er sagte. Gestützt auf den Arm des jüngeren Cabaret, sah er Alix noch einmal missbilligend an. „Seid Ihr nun fertig mit Euren ... Vermutungen?“
„Bitte, Sénher, das Wichtigste kommt noch“, meinte Alix mit freundlicher Stimme, „und ich versuche wirklich, mich kurz zu fassen. Darf ich weiterreden?“
Der Alte warf einen verzweifelten Blick auf seinen Neffen. Der jedoch nickte.
„Mein Vater Wilhelm“, fuhr sie fort, „erzählte mir von drei Toren, hinter denen sich Brunichildes Schatz verbergen soll: Das Tor des Goldes, das Tor des Weihrauchs und das Tor der Myrrhe.“
Wieder warfen sich alle bedeutungsvolle Blicke zu.
„Aber meine Liebe, von diesen Toren geht seit alters her die Rede“, sagte Esclarmonde vorsichtig.
„Nun, der Plan, den ich entdeckte, war alt, sehr alt sogar“, betonte Alix, „er war brüchig, fiel beinahe auseinander. Und das Wichtigste habe ich noch gar nicht erwähnt. Um die Namen der beiden Orte war ein ineinander verflochtener Stern gezeichnet, ein Davidstern. Er umgab sie wie ein schützendes Tor. Ja, wie ein Tor. Und David war doch der Vater Salomons.“
Nun sahen sich alle erst recht entgeistert an.
„Das bedeutet“, fuhr sie fort, weil keiner etwas erwiderte, „dass der Erzbischof den Standort zweier Tore weiß, und dass er das dritte entweder bereits geplündert hat oder noch immer sucht.“
Nun erhob sich der Trencavel. „Nun, wir werden ihm zuvorkommen und Salomons Schätze selbst suchen“, sagte er beinahe theatralisch, „und dann schicken wir Bartomeu von Cahors mit vereinten Kräften durch das dritte und letzte Tor zur Hölle!“
Die Cabarets klopften zustimmend auf den Tisch.
„Eines finde ich dennoch merkwürdig“, warf Jordan ein. „Weshalb der Hinweis auf diese Goldmine und die Templer vom Bezú. Tanzt dieser Mann auf mehreren Hochzeiten?“
„Die nächtlichen Spiegelungen nicht zu vergessen“, platzte es aus Alix heraus. „er schrieb an Anicet, sie trieben jeden Christenmenschen in den Wahn, der nicht seine Augen senke oder sie verbinde. Eine eindeutige Warnung vor eigenmächtiger
Weitere Kostenlose Bücher