Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
versonnenem Blick hinaus ins wellige Hügelland, während der Trencavel unter dem Tisch mit seinem Fuß nach dem ihren fischte.
Gardevias und Sembla hingegen, zog es ein ums andere Mal zum Schuppen hin, wo der tote Priester lag. So wie sie in der Nacht ihren Herrn gewittert hatten, witterten sie jetzt die Leiche.
7.
Esclarmonde von Foix war bereits in dunkler Reisekleidung. Der Ausbau des Montségur stand vor der Fertigstellung, und sie wurde dort erwartet. Doch bevor sie dem Trencavel und seinen engsten Vertrauten von dem merkwürdigen Vorfall auf der Konferenz in Montréal berichtete, eröffnete sie den Anwesenden, dass die Vizegräfin von Rocaberti sie zum Montségur begleiten und einige Zeit dort mit ihr verbringen würde.
Alix, in einem lohgelben Gewand, nickte bestätigend. Halbwegs gefasst saß sie neben Esclarmonde, schöner denn je. Sie hatte nach einigem Zaudern eingesehen, dass es klüger war, Carcassonne für einige Zeit den Rücken zu kehren. Liebe und Vernunft gingen nicht zusammen, das war auch Esclarmondes Meinung gewesen.
Die Katharerin war keine Seherin, aber sie besaß zwei kluge Augen, genügend Verstand und ein warmes Herz. Als der Trencavel in Carcassonne eingezogen war, hoch zu Ross, im zobelverbrämten Umhang und begrüßt vom jubelnden Volk, von Fahnenschwenkern, Sackpfeifern und Trommlern - war an seiner Seite Alix geritten, das Haupt stolz erhoben, als sei sie die wahre Herrin der Stadt. Esclarmondes leiser Verdacht, dass zwischen den beiden in einem geheimen Schlupfwinkel etwas Ungehöriges vorgefallen war, verfestigte sich beim Festmahl am nächsten Tag, als Raymond-Roger in sprühender Laune die Farandole unvermittelt mit Alix eröffnete, statt mit seiner Gemahlin. Allerdings musste man ihm zugute halten, dass Inés den Tanz abgelehnt hatte. Ihr sei nicht wohl, hatte sie geflüstert, traurig die Augen und die Wangen blass. Esclarmonde hatte sie in ihr Gemach begleitet und danach den Entschluss gefasst, in eine Entwicklung einzugreifen, die, ließ man sie laufen, nur mit einem Unglück enden konnte. Sie zog Saïssac ins Vertrauen. Der Alte verstand sofort und versprach, mit seinem Neffen zu reden.
Das Bedauern über Alix` bevorstehende Abreise hielt sich bei den meisten Anwesenden der Tafelrunde in Grenzen: Saïssac, die Stirn geschäftig gerunzelt, brummte wissend. Die Cabaret-Brüder blickten leicht betreten auf den Tisch. Aaron, der Kämmerer, hüstelte. Der Trencavel jedoch sah mit einem Mal durch Alix hindurch, als sei sie ein Geist.
Esclarmonde räusperte sich. „Doch nun zu der wichtigen Angelegenheit, wegen der ich hier bin“, fuhr sie fort. „Ihr habt sicherlich gehört, dass der Mönch Dominikus von Guzmán ein Ordal veranstaltet hat, während unserer Konferenz in Montréal?“
„Dieses lächerliche Gottesurteil, von dem alle reden?“, der Trencavel verzog mürrisch das Gesicht. „Es heißt, einhundertfünfzig Katharer hätten sich daraufhin bekehren lassen.“
„Was gelogen ist!“, warf Saïssac bissig ein. „Sprecht weiter, Esclarmonde!“
„Nun, Dominikus glaubte sofort und auf der Stelle an ein Wunder, als unsere heiligen Schriften verbrannten, das Alte Testament jedoch fast unversehrt aus dem Feuer nach oben flog und den Balken der Decke schwärzte.“
„Und was geschah dann? Gab es keine Beobachter?“ Je älter Saïssac wurde, desto ungeduldiger wurde er.
Esclarmondes Mund kräuselte sich. „Sogar zwei. Doch beide Schiedsrichter weigerten sich, das Wunder zu bestätigen. Es sei alles viel zu schnell gegangen, sagten sie, man könne nicht beschwören, dass die Heilige Schrift wirklich nach oben geflogen sei. Und wie der Balken vorher aussah, wusste auch niemand. Dominikus war sehr enttäuscht.“
Jordan von Cabaret lachte spöttisch auf. „Darauf hätte ich gewettet!“
„Tatsache war“, fuhr die Katharerin fort, „dass das Alte Testament irgendwann neben dem Kohlebecken lag, ein wenig angesengt, doch im Großen und Ganzen unversehrt.“
Nun lachte Jordan erst recht. „Wie ich schon sagte: Nichts als Lug und Trug!“
Sein Bruder nickte.
„Andererseits wurde es doch höchste Zeit für ein Wunder, nachdem der Barfüßer mit seinem Predigtwerk so schmählich versagt hat“, spottete nun der Trencavel, worauf sein Oheim ungeduldig mit seinem Stock auf den Boden klopfte.
„ Mich würde interessieren, wer die beiden Schiedsrichter waren“, drängte der Alte.
„Nun, Bischof Castres war der Beobachter auf unserer Seite …“
„Und auf
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