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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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flog auf, Gardevias und Sembla sprangen an ihrem Herrn hoch, leckten ihm die Wangen.
    Ungeduldig wehrte der Vizegraf sie ab. „Wieso ich hier bin? Dasselbe möchte ich dich ... Euch fragen“, herrschte er Alix an. „Ich glaube zu träumen! Ihr nehmt Euch wohl wie Ihr`s braucht? Leiht Euch hinter meinem Rücken die Hunde aus, fiedelt ungeniert mit meinem Spielmann herum und das in meinem eigenen Gemach! Soll das nun Kurzweil genannt sein?“
    „Schämt Euch, Trencavel“, zischte Alix empört. Sie trat zur Seite und wies in die Kammer. „Nur Mut, nehmt Euer Licht, durchsucht alles.“
    Der Vizegraf trat ein, das Gesicht wutverzerrt. Das flackernde Licht der Öllampe warf Schatten auf die Wände.
    „Na, los“, höhnte Alix, „zieht schon die Decken des Sündenpfuhls beiseite, öffnet die Truhen, vielleicht hat sich Euer Spielmann ja dort versteckt!“
    Plötzlich dröhnte es von draußen auf dem Gang: „Beim Loch ist die Kuh fett! Mein guter Trencavel, warum hast du mich denn nicht wecken lassen!“
    Mit nacktem Oberkörper und vom Schlaf zerzaustem Haar stand Villaine vor der Tür. Unter seinem Arm, mit dem er sich am Türrahmen abstützte, lugte neugierig der Bossu herein.
    Raymond-Roger war bereits beim ersten Wort herumgefahren.
    Villaine stürzte auf ihn zu, umarmte ihn, hieß ihn herzlich willkommen, strahlte über das ganze Gesicht. „Verzeih mir, dass ich dein Gemach einer schönen Frau in Not zur Verfügung gestellt habe.“
    „In Not? Ihr seid in Not? Was ist geschehen?“
    Alix wollte den Mund schon öffnen, all ihre Sorgen Raymond-Roger anvertrauen, als Villaine mit einem Seitenblick auf den Bossu meinte, dieses Gespräch wäre vielleicht besser unter vier Augen aufgehoben.
    Der Trencavel verstand. „Gut, dann lass uns allein. Nimm auch die Hunde mit. Die Alte soll mir in einer anderen Kammer das Lager herrichten.“

    Esclarmonde von Foix saß am Rande des Bettes, aus dem sich Inés von Carcassonne wieder einmal weigerte aufzustehen. „Ihr wollt Euch in ein Kloster zurückziehen? Das nenne ich unklug, meine Liebe. Zum einen könnt Ihr Euren Sohn Carcassonne nicht entziehen, er ist der Erbe, zum anderen ist Euer Gemahl nicht in der Stadt. Er hat ein Recht darauf, zu erfahren, was Ihr plant und zwar, bevor Ihr Euch endgültig entschieden habt.“
    Sie hatte noch nicht ausgeredet, als Fabrisse anklopfte und Peter von Cabaret meldete.
    „Ich will niemanden sehen, auch ihn nicht“, flüsterte Inés mit zusammengekniffenen Augen.
    „Nun gut“, sagte Esclarmonde. Sie stand auf, um draußen mit Peter zu sprechen.
    Als sie wieder hereinkam, strahlte sie. „Meine Liebe, es gibt Neuigkeiten. Euer Gemahl befindet sich bereits eine halbe Tagesreise von hier entfernt, auf dem Gut seines Spielmanns. Er heißt Villaine, nicht wahr?“
    Inés nickte, ohne die Augen zu öffnen.
    „Er wird am Donnerstag hier eintreffen“, sagte Esclarmonde, „und alles wird gut werden! Das zermürbende Warten hat ein Ende. Bestimmt hat er Euch herrliche Geschenke mitgebracht. Und nun steht auf, meine Liebe, sichtet Eure Gewänder, sucht Euch das Allerschönste aus für seinen Empfang, erzählt Eurem Sohn, dass sein Vater kommt.“
    Esclarmonde redete und redete. Sie versuchte ihr Bestes, die Vizegräfin zum Verlassen des Bettes zu bewegen, doch sie erntete einzig Tränen. Erst als sie sich bei Einbruch der Dunkelheit verabschiedete und seufzend meinte, nun wisse sie auch nicht mehr weiter, begann Inés zu reden.
    „Wie kann ich Alix je wieder unter die Augen treten? Ich bin schuld, dass man ihren Sohn entführt hat, ich!“ Endlich verschaffte sie ihrem Gewissen Luft …
    Doch danach war Esclarmonde erst recht ungehalten. „Jetzt macht aber einen Punkt. Euer Beichtvater hat das Signum confessionis gebrochen, nicht Ihr! Ihr habt diesem Priester vertraut und das durftet Ihr als gute Katholikin auch. Der Vorfall zeigt aber, dass für manche Menschen Eitelkeit und Ehrgeiz ganz besonders fruchtbare Ländereien sind. Ganz besonders fruchtbare“, wiederholte sie, wie es ihre Art war. „Fest steht, Hugo hat Euch getäuscht. Er hat Euch so lange geschmeichelt, bis er erfuhr, was er hatte wissen wollen. Erzählt dies Eurer Schwester in ruhigen Worten, wenn sie zurück ist. Sie wird es verstehen. Und schlagt Euch das Kloster aus dem Kopf, dorthin könnt Ihr immer noch, wenn Ihr so alt seid wie ich. Am Donnerstag, wenn Euer Gemahl in die Stadt reitet, will ich Euch draußen auf der Treppe in der Sonne sehen, mit Eurem Jungen auf

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