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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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riss das Siegel auf, entrollte das Schreiben, las, runzelte verwirrt die Stirn. Dann hörte man ihn nur noch laut atmen.
    „Was ist? Ist ihr etwas zugestoßen?“, fragte Peter von Cabaret, doch er bekam keine Antwort.
    Der Vizegraf, blass geworden, saß am Tisch und sah mitten durch seinen Berater hindurch. Saïssac und Peter warfen sich einen besorgten Blick zu. Behutsam nahm der Oheim dem Neffen das Schreiben aus der Hand, um es selbst zu lesen. Der Trencavel verwehrte es ihm nicht.
    Plötzlich begann Saïssac so laut zu lachen, dass sein spitzes Bäuchlein unter dem schwarzen Wams auf und abhüpfte. Er lachte und lachte und lachte, während Raymond-Roger noch immer wie versteinert da saß, und Peter von Cabaret einmal mehr nicht wusste, was er von beiden halten sollte.
    „Nun, so hat sie offenbar ihre Bestimmung gefunden“, japste Saïssac. „Sie ist das Weib deines Spielmanns geworden!“
    Nun riss dem Cabaret der Geduldsfaden. „Was redet Ihr da Ungereimtes, Sénher?“
    Endlich erwachte der Trencavel aus seiner Erstarrung, die Farbe kehrte zurück. „Lächerlich! Sie ist noch immer die Vizegräfin von Rocaberti!“
    Doch Saïssac konnte einfach nicht an sich halten. All das, was sich in den letzten Wochen und Monaten an Sorgen, Ärger und Wut in ihm angestaut hatte, suchte sich seinen Weg nach draußen. Er schlug sich auf die Knie und lachte, ohne es zu wollen oder aufhören zu können, fast wäre er dabei erstickt. Zum Schluss liefen ihm die Tränen die Wangen hinab, so dass ihm der Cabaret wortlos ein Mundtuch reichte. „Aber … aber, wenn der Rocaberti der Sinn danach steht, sich wie ein gewöhnliches Weib zu benehmen“, keuchte der Oheim, „so müssen wir sie ziehen lassen, mein guter Junge!“
    Da stieß der Trencavel einen tierischen Schrei aus. Er sprang auf, fegte ohne Vorwarnung die gesiegelten Briefe, die Kiste mit den Bleischeiben, den Stempel, die Gänsekiele und das Tintenfass vom Tisch, so dass das tönerne Gefäß am Boden der Schreibstube zerbarst und die schwarzen Zungen hungrig über die Steinfliesen leckten. Dann stürmte er hinaus.

    Villaine pfiff ein Liedlein, als er - die Pferde mit Schellen aufgezäumt und „sein geliebtes Weib“ an der Seite - losritt, um sich dem Kreuzzugsheer anzuschließen, das die Eroberung ausgerechnet der Länder zum Ziel hatte, die seinem Herrn und Freund Trencavel gehörten. Doch mit Gottes Hilfe und ein wenig Glück - das waren Alix` Worte gewesen - konnte er das Seine dazu beitragen, dass das Unheil abgemildert wurde.
    Wie das im Einzelnen zu bewerkstelligen war, hatte sie ihm nicht gesagt.
    Ein aufmerksames Publikum war ihm mit seiner Truppe sicher. Auf seine Männer war rundum Verlass. Die tüchtige Esther hatte den Judenschleier gegen ein Spielmannskostüm getauscht. Sie verstand es obendrein, die Flöte zu spielen, wenngleich es mit ihrer Kunst nicht allzu weit her war. Dem Bossu hatten sie heute Morgen das Gesicht geschwärzt, damit man ihn nicht erkannte, und ihm noch einen Tiegel mit rußiger Farbe in den Beutel gepackt. Um seinen großen Kopf war ein blauer Turban geschlungen.
    Villaine drehte sich nach ihm um ... Stolz saß der Bucklige auf dem Karren, die Lanze wie ein Zepter in der Hand, während Miquel, der das Maultiergespann geschickt an sämtlichen Schlaglöchern vorbeiführte, bis über die Ohren grinste.
    Einzig Fünfei, der am Ende des kleinen Zuges ritt, bereitete Villaine ein wenig Kummer.
    Er ließe nicht so mit sich markten, hatte ihm der Freund vorgeworfen und behauptet, die Männer würden nur deshalb nach der Pfeife der Stoppelhaarigen tanzen, weil sie alle darauf aus seien, ihr Wieslein zu wässern.
    Das war vor zwei Wochen gewesen, kurz nach der Ankunft der beiden Frauen. Am Abend hatte er Fünfei mit hinaus an den See genommen und ihm klar gemacht, dass nicht fleischliches Begehren hinter seinem Hilfsangebot steckte, sondern dass er Alix über alles verehren und schätzen würde. Fünfei hatte zwar genickt, doch nun schien es Villaine, als ob der Freund noch immer nicht mit sich und dieser „Reise“ im Reinen sei, denn er starrte auffallend düster vor sich hin. Stach ihn vielleicht die Eifersucht? Nun, man konnte nie sicher sein, was in einem anderen Menschen vorging, kannte man sich doch kaum selbst. Auch von Alix wusste Villaine nur, dass sie mit ihrer Beredsamkeit und ihrer Anmut jedermann um den Finger wickelte und großen Mut besaß. Ihr Entschluss, sich nicht länger vor der katholischen Hölle zu fürchten,

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