Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
Schamhose? Das Wertvolle vermutlich, was Männer halt dort zu verbergen haben?“ Villaine zwinkerte den Frauen zu.
„Nein, nein. Bei meiner Seel`“, widersprach der Soldat. „Das was wir fanden, war nicht einmal ein Stück alte Bocksleber wert! Wo immer wir den Gegenstand verkaufen wollten, hat man uns davongejagt.“
„Aber weshalb seid ihr auf der Flucht, wenn das Gestohlene wertlos ist?“, fragte Fünfei.
„Wer sollte euch deswegen verfolgen?“
„Das hängt mit einer weiteren Geschichte zusammen“, meldete sich der Kurze kleinlaut zu Wort, und nahm die Gugel vom Kopf, nachdem die Sonne den Fels aufgeheizt hatte. „Im letzten Dorf, durch das wir kamen, hat sich ein Priester das Ding näher angesehen. Plötzlich schrie er, wir seien Diebe. Er versuchte, uns festzuhalten. Und da ...“ der Soldat stockte.
„Erzähl weiter!“
Der Kleine deutete auf den anderen. „Meines Onkels Sohn hat ihm eines auf die Rübe gegeben, dann haben wir das Ding wieder an uns und die Beine in die Hand genommen.“
Der Spielmann zuckte die Achseln. „Nun, ich hab schon größere Blätter rauschen hören ... Zeigt mir das Diebesgut, vielleicht kaufe ich es euch ab. Ist es nicht mehr in eurem Besitz, für was sollte man euch hängen?“
Der Lange kratzte sich am Kinn. Dann öffnete er den Strick, der um seinen Leib gebunden war.
„Oj weij“, sagte Villaine spöttisch, Esther nachahmend, „das Versteck in der Bruche ist wohl eine Art Familiengeheimnis!“
Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis der Soldat das Diebesgut herausgefischt hatte. Mit spitzen Fingern und gerümpfter Nase nahm es Villaine entgegen, betrachtete es von allen Seiten, zuckte die Achseln. „Sagt, geliebtes Weib, könnt Ihr damit etwas anfangen?“
Alix beugte sich vom Pferd. Sie traute kaum ihren Augen. „Hm ... Gebt ihnen Brot und Schinken für einen Tag und sechs Deniers!“, sagte sie wie beiläufig, um sich nichts anmerken zu lassen. „Der Inhalt ist wertlos, aber das seht Ihr ja selbst, Mann. Der gläserne Behälter ist es, der mir gefällt. Er eignet sich zum Aufbewahren meiner Schminke.“
Der Lange willigte ein. Während er das Geld mit seinem Vetter teilte, bat er noch um ein wenig schwarze Farbe von der Art, wie sie „dieser Marder“ hier trüge. Er deutete auf den Bossu.
Als die Freunde sich umdrehten, prusteten sie los. Die Sonne hatte das Rußgemisch zum Schmelzen gebracht, worauf das runde Gesicht des Buckligen tatsächlich dem gestreiften Fell eines wilden Tieres glich.
„Was ist? Habt Ihr noch von dieser Farbe?“, drängte der Soldat.
„Beim bärtigen Ganymed“, rief Villaine lachend, „deine Bruche ist längst schwarz genug!“
Doch der Lange war hartnäckig. Er deutete auf die Jüdin. „Die Frau soll uns ein paar Flecken ins Gesicht malen, damit man uns für Miselsüchtige hält und uns aus dem Weg geht.“
Der Bossu wehrte sich. Es war sein Tiegel. Erst als ihm der Soldat ein verrostetes Messer anbot, das er ausnahmsweise nicht in der Bruche , sondern in seinem Stiefel stecken hatte, willigte er ein.
„Um Gisti Will!“, sagte er zähneknirschend, „um Gisti Will!“
Rot, gold und weiß. Die Farben des Kreuzzugs leuchteten schon von weitem; die mitgeführten Fahnen, Wimpel und Standarten gingen in die Tausende. Unaufhaltsam bewegte sich der Zug durch das Land der Katharer. Hinter der riesigen Schar der Geistlichen und Edelleute zogen die Ritter und Waffenknechte einher, angetan mit schweren Ringelpanzern, begleitet von ihren Knappen - ein Wald von Lanzen und prächtigen Wappenschildern! Es folgten die Bogenschützen, die Wagenführer und Geschützmeister. Die Schmiede, Zimmerleute und Totengräber indes, waren in der riesigen Staubwolke verborgen, die auch die Wagen des Trosses einhüllte: die Fußsoldaten mit ihren Familien, die Städter, Leibeigenen, Freigelassenen und nicht zuletzt das Gesindel und die Bauern mit ihren Mistgabeln.
„Gott will es“, schallte es mehrmals am Tag aus allen Kehlen, immer dann, wenn die „Einpeitscher“ des Abtes von Citeaux - rhetorisch besonders begabte Prediger - das Feindbild in schwärzesten Farben darstellten: Die Farben des Kreuzzugs ...
„Nun, auch die Stadt Béziers ist von der häretischen Verderbtheit angesteckt“, erklärte Bartomeu von Cahors, hoch zu Ross und mit aufgeblähtem Gehabe, nachdem Arnaud Amaury, der Geistliche Heerführer, vorgeschlagen hatte, diese Stadt zuerst zu belagern. Als Geldgeber des Kreuzzugs hatten Bartomeu und sein Kaufmann
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