Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
flimmerte vor Hitze und die Farben der umliegenden Landschaft flossen ineinander. Im Ehrenhof, wo sonst die Ulme Schatten warf, lag vorzeitig vergilbtes Laub am Boden. Sie lauschte: Von der Anhöhe Gravette her, war das Veni Creator zu hören, die offizielle Hymne dieses Kreuzzugs. Die Franzosen sangen. Da wusste Alix, es war wieder soweit ...
    Sie eilte hinunter, warf sich auf ihr Lager, schloss die Augen - saß erneut in den Holzssparren des Brunnendachs, stach mit der Lanze in die Bäuche Bärtiger, wiegte sich verzweifelt hin und her, um die wilden Fratzen - Sparrenköpfen gleich – zu vertreiben, die sie seit Béziers beinahe jede Nacht heimsuchten. Als die ersten grauenvollen Schreie aus der Vorstadt Bourg in ihr Gemach drangen, hielt sie sich die Ohren zu, wie sie es in Béziers getan hatte.
    Inés stürzte herein. „Steh auf und komm mit mir in die Kapelle, Schwester“, flehte sie, „lass uns für Carcassonne beten!“
    Alix nickte. Sie fragte nicht, wie es in der Vorstadt aussah, sie wusste es. Rasch räumte sie ihre Pergamente zur Seite und die Federn, verschloss das Behältnis mit der Tinte.
    Die Schwestern liefen zum Oratorium hinunter.
    Als sie wieder aus der Kapelle traten, mit wunden Knien, von Durst geplagt und erschöpft von den immer drängenderen Gebeten an die Heilige Jungfrau, rochen sie es sofort: Die Vorstadt brannte.
    Aaron erwartete sie: Obwohl sich die Milizionäre tapfer zur Wehr gesetzt hätten, seien die Wälle überrannt worden, berichtete er. Ein Kampf Mann gegen Mann. Viele Tote in beiden Lagern. Die Salz- und Wolllagerhäuser stünden in Flammen.
    „Das Schlimmste jedoch ist“ - er flüsterte plötzlich -, „sie haben uns den geheimen Zugang zu den Quellen abgeschnitten. Auch der Gang zur Aude ist verloren. Der Feind steht mit seinen Wagen direkt über dem Ausgang.“

    Am vierten Tag der Belagerung wurde der Kampf plötzlich unterbrochen. Die Stadt atmete auf. Der Oberlehnsherr, Pedro von Aragón, war im Lager der Kreuzfahrer eingetroffen, hundert gepanzerte Ritter an der Seite. Während sich die Kreuzzugsführung über einen vermeintlich Verbündeten freute, herrschte in Carcassonne die verzweifelte und nicht unberechtigte Hoffnung, dass der König als Beschützer der Stadt gekommen war.
    Nach einer Ruhepause im Zelt des Grafen von Toulouse, mit dem Pedro lange unter vier Augen sprach, entledigte sich der König seiner Waffen und machte sich auf den Weg in die befestigte Stadt, um mit seinem Vasall und Freund Raymond-Roger Trencavel zu reden.
    Der Vizegraf ließ sofort die Zugbrücke senken, als er vom Nahen des Königs erfuhr, und eilte mit einigen Vögten, ihn zu begrüßen. Viel Volk kam herbeigelaufen, rief erleichtert „Vivat“ und freute sich über den Retter in der Not.
    Der Trencavel jedoch ahnte, dass sich Pedro von Aragón nicht offen auf seine Seite schlagen konnte, ohne mit Rom zu brechen - denn Gil, sein Kaplan, ritt neben ihm.
    Dennoch versuchte Raymond-Roger sein Bestes. Nachdem er die beiden in die Camera rotunda geführt hatte, berichtete er ihnen mit rauer Stimme vom schrecklichen Ende seiner Stadt Béziers. „Die Kreuzfahrer“, sagte er, ohne den offiziellen Grund ihres Hierseins zu erwähnen, also die Katharer, „sie säen überall Zerstörung, Feuer und Tod. Unser Land stirbt, Don Pedro, und es wird Zeit, dass wir sie, die schlimmer als Barbaren sind, davonjagen!“
    Doch der König reagierte ungehalten: „Hättest du die Häretiker rechtzeitig aus deinem Land getrieben, Raymond-Roger, wie ich es dir geraten habe, wäre das alles nicht geschehen! Jetzt ist es zu spät. Du sagst, der Wasserspiegel in euren Zisternen sei bereits bedrohlich gesunken?“
    Raymond-Roger nickte.
    „Dann sehe ich nur noch eine Rettung für dich. Verhandle, mein Sohn. Ein ehrenhafter Frieden ist das Einzige, auf das du noch hoffen kannst. Zwar herrscht derzeit Streit unter den Kreuzfahrern, wie mir mein Schwager Raymond von Toulouse berichtet hat., einige befürchten sogar, die beiden höchsten Adligen im Heer, Odo von Burgund und Hervé von Nevers könnten sich gegenseitig umbringen, aber das Heer ist zu stark, glaube es mir. Ich habe gerade ihr Lager durchquert. Du kannst sie nicht besiegen. Deine Mauern sind mächtig, aber bedenke, dass auch Frauen und Kinder hier sind. Und wie lange kannst du sie versorgen? Euer Unglück macht mir das Leben schwer, weil ich diese Stadt liebe. Lasst mich Carcassonne retten, ich sorge dafür, dass du gnädig empfangen wirst!“
    Der

Weitere Kostenlose Bücher