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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Scham, die der Lüge folgte.
    Denn nie zuvor hatte sie ein so wildes Verlangen nach ihm gehabt.

26.

    Kurz bevor sie das letzte Nebentor zugemauert hatten, damit sich kein zweites Béziers wiederholte, waren Villaine und sein bester Freund hereingeschlüpft.
    Der Spielmann, der noch in der Nacht ihrer Ankunft auf sein Gut geritten war, hatte dort zu seiner großen Freude Fünfei vorgefunden, dem Massaker entronnen.
    Auch Alix freute sich sehr über diese gute Nachricht, zumal endlich eine winzige Hoffnung bestand, dass auch Esther und Miquel noch lebten.
    Die beiden Spielleute nahmen sich der Kinder im Palatium an, um sie von der Gefahr, die sich draußen vor den Mauern auftürmte, abzulenken. Sie fertigten für sie Flöten und kleine Käfige aus Bambusrohr an, um Grillen darin singen zu lassen; sie erzählten ihnen Geschichten, lehrten sie Reime und Lieder.
    Er selbst wolle nicht mehr singen, sagte Villaine zu Alix. Sie verstand ihn gut, schließlich hatten sie die Häupter der Gorgonen gesehen, drüben in Béziers; und der Krieg war noch lange nicht zu Ende.
    Die Antwort, die Villaine von ihr erwartete – ihre Zukunft betreffend - hatte sie ihm bislang nicht geben können. Es sei besser, die Dinge vorerst auf sich beruhen zu lassen, hatte sie zu ihm gesagt. Da war Damian. Hatte sie das Recht, ihn auf dem Land groß werden zu lassen? Sollte er Bauer werden statt Ritter? Ein Spielmann gar, ein Jongleur?
    Ein weiterer Grund für ihr Zögern lag darin, dass sie selbst nicht wusste, was sie wollte. Ihr Herz gehörte Raymond-Roger, auch wenn sie dies leugnete. Sie liebte ihn, und hatte sich nur deshalb für die Lüge und die Vernunft entschieden, damit Inés sie nicht auf Lebenszeit hasste. Die kühle Begrüßung der Schwester war ihr eine Warnung gewesen. Doch sich in dieser aussichtslosen Lage für Villaine zu entscheiden - auch wenn sie viel für ihn empfand - war dem Spielmann gegenüber unlauter. Das Glück liegt in der Mitte , hatte ihr der Vater geraten. Hatte er nur an das Rad gedacht, oder galt sein Hinweis auch für ihr Leben? Aber gab es denn diesen Mittelweg für sie, der zwischen dem Wahnsinn der Liebe und dem Leid des Verzichts lag? Alix bezweifelte dies.
    Villaine schien ihren Zwiespalt zu ahnen. Er drängte sie nicht.

    Der Ausfall, vom älteren Cabaret und dem Konnetable angezettelt, stellte sich als Fehlschlag heraus. Als die Milizionäre in der Nacht zum Montag überraschend auf dem Pech-Mary-Hügel auftauchten, ohne dass die Wachen der Franzosen Alarm geschlagen hatten, waren zwar einige schlafende Soldaten überwältigt und getötet und auch etliche Zelte angezündet worden, doch der Überfall schien dem Feind gar nicht ungelegen gekommen zu sein. Innerhalb kürzester Zeit hatten ihn die Franzosen niedergeschlagen. Nur wenige Okzitanier kehrten in die Stadt zurück - dafür drangen aus dem Lager der Kreuzfahrer die Hörner und Trommeln, lautes Siegesgeschrei ertönte und hämisches Lachen.
    „Wir haben einen tödlichen Fehler gemacht“, zischte der Trencavel wütend, als er vom Turm stieg, um sich für ein paar Stunden schlafenzulegen, „wir hätten offen kämpfen müssen, als das Heer noch geschwächt war. Der erste Schlag ist der wichtigste, und wir haben ihn aus Furcht verspielt.“
    Die restliche Nacht verging in nahezu bedrohlicher Stille. Carcassonne betete.

    Im Morgengrauen des dritten August kam der Gegenschlag: Der Angriff auf die Vorstadt Bourg, deren Mauern bis zum Samson-Turm und dem Narbonner-Tor reichten.
    Zuerst Trompetenstöße. Trommeln. Geschrei. Dann wurden Sturmleitern angelegt.
    Unter dem Einsatz von Wurfhaken und Seilen versuchten schnelle Fußtruppen die Mauern zu überwinden. Rammböcke wurden herangezogen. Weitere Anfeuerungsschreie. Kommandos. Die Vorstadt jedoch, selbst gut bemannt und vorbereitet, wehrte tapfer den Angriff ab. Pfeile schwirrten auf die Kreuzfahrer hinunter, Seile wurden durchschlagen, angelegte Leitern weggestossen, siedendes Pech auf die Angreifer gegossen. Todesschreie, Klagen und Stöhnen auf Franzosenseite. Doch es dauerte nur geraume Zeit, bis ein weiterer unerbittlicher Gegner eingriff: Die Sonne. Sie sagte Freund und Feind den Kampf an, blähte sich wie schon die Tage zuvor zu einem riesigen Feuerball auf, der keine Gnade kannte.
    Wie ein schweres goldenes Vlies lag die Gluthitze über der Stadt, als ein merkwürdiges Gefühl Alix am späten Vormittag zwang, die Feder beiseitezulegen, nach oben zu steigen und aus dem Fenster zu sehen. Die Luft

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