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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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frühen Morgenstunden eine lodernde Flamme. Des ungeachtet setzten die Belagerer ihren Angriff fort. Nun war die Eroberung der zweiten Vorstadt, Castellar, das Ziel, südlich von Carcassonne gelegen. Die Mauern dieser Vorstadt, angelegt an die Türme Castera und Plô, waren stärker als die von Bourg, sie bildeten obendrein ein gleichmäßiges Fünfeck.
    Wieder wurden die Kreuzfahrer mit einem Schauer von Pfeilen, Steinen und siedendem Pech empfangen. Alle Versuche der Franzosen, die Mauern zu überwinden, scheiterten. Der Feind zog sich mit großen Verlusten zurück.
    Am nächsten Morgen jedoch wendete sich erneut das Blatt: Die großen Katapulte und Steinschleudern kamen zum Einsatz. Bald war ein wichtiger Teilbereich der Mauer durch die andauernden Steinwürfe beeinträchtigt. Die Belagerer schoben einen Karren mit vier Rädern heran, der vollständig mit nassen Ochsenhäuten bedeckt war. Unter seinem Schutz begannen Schanzgräber die Mauer zu unterhöhlen. Wieder hagelte es Pfeile, Steine, Pech und Feuer von oben, und den Verteidigern des Vorortes gelang es tatsächlich, den Karren zu zertrümmern.
    Die Mineure jedoch waren bereits tief unter die Mauer vorgedrungen. Als die Löcher im Fundament groß genug waren, legten sie Feuer, um die Festigkeit des Mauerwerks zu erschüttern. Es dauerte lange, doch dann war es soweit: Unter großem Getöse und Steineprasseln brach die Mauer zusammen und die Franzosen drangen in die Vorstadt ein und metzelten nieder, wer immer ihnen in den Weg kam.
    In nur wenigen Kampftagen waren beide Vororte der Stadt zerstört.
    Wie es sich am Abend in Carcassonne herumsprach, hatte sich einer unter den Franzosen besonders hervorgetan, und sogar unter einem Hagel von Wurfgeschossen und Pfeilen einen verletzten Kreuzfahrer gerettet: Simon, der Graf von Montfort.
    Alix nickte wissend, als sie es erfuhr. So hatte sie ihn eingeschätzt. Wie der Trencavel verstand es auch Montfort, Menschen für sich zu gewinnen.
    Ein gefährlicher Mann!

    Obwohl Tausende von Soldaten nur darauf warteten, Carcassonne, die Stadt des Trencavels, bis aufs Blut zu verteidigen, flogen aus den eroberten Vororten erste Pfeile über die Zinnen, was in der Bevölkerung der Cité Angst und Schrecken hervorrief, denn es hatte geheißen, Carcassonne selbst könne nicht erobert werden. Nachdem jedoch die Franzosen die Gräben zugeschüttet hatten, waren ihre Schützen auf Bogenschussweite herangekommen.
    Schon bald regnete es Brandpfeile statt Wasser vom Himmel. Als die ersten Dächer in Flammen aufgingen und über den Köpfen der Menschen zusammenbrachen, flüchteten sich viele in die Kathedrale, andere ins Kloster und in die Gewölbekeller der Kaufleute.
    Der Kampf um die befestigte Stadt setzte sich fort, eine ganze heiße Woche lang, wobei sich in den Straßen aufgrund des Wassermangels schreckliche Szenen abspielten. Das Blöken des verdurstenden Viehs zerrte an den Nerven. Unzählige Tiere hetzten auf der Suche nach Wasser durch die Gassen der Stadt, bis sie zusammenbrachen. Bald verstummten auch die durchdringenden, grässlichen Schreie der vizegräflichen Pfauen.
    Gardevias und Sembla, die Hunde des Trencavels, hechelten noch einen Tag und eine Nacht, bis sie verendeten.
    Als der letzte Brunnen in der Stadt versiegt war, und das, was sich auf dem Grund fauliger Zisternen befand, verdorben, schleppten sich wimmernd vor Durst und mit von der Sonne verbrannten Gesichtern die Menschen durch die Gassen. Sie flehten die Nachbarn um Hilfe an, die Vögte, den Vizegrafen - und zuletzt Gott, sie von ihrer Qual zu erlösen.
    Die Nachbarn und die Vögte hatten selbst kein Wasser mehr; der Vizegraf ließ seine restlichen Weinfässer auf die Straßen rollen, die innerhalb eines halben Tages geleert waren. Und Gott?
    Statt Regenwolken schickte er wolkenähnliche Mückenschwärme nach Carcassonne, die sich auf dem verwesenden Vieh niederließen, die Menschen quälten und krank machten, so dass vor allem die kleinen Kinder wie die Fliegen dahinstarben.
    Ob Juden, Katharer, Katholiken, Weise oder Toren, ob jung, alt, arm reich,- nichts zählte mehr.

28.

    Alix von Rocaberti las: Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach ...
    Hatte nicht der Graf von Montfort ein fahles Pferd geritten, einen gelblichen Schimmel? Und hieß es nicht seit langem, die glücklichsten Zeiten der

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