Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
Trencavel war entsetzt. Das war es nicht gewesen, was er hatte hören wollen.
Nachdem er sich gefangen hatte, bat er darum, sich mit seinen engsten Beratern besprechen zu dürfen. Als er zurückkam, nickte er.
„Wir vertrauen dir, Don Pedro“, sagte er, „wie wir es immer getan haben. Was du für gut hältst, wird auch für Carcassonne das Beste sein.“
27.
Während der König wieder ins Lager der Kreuzfahrer ritt, um die Verhandlungen einzuleiten, hatte nicht nur der alte Saïssac Tränen in den Augen. „Er hat recht“, murmelte er ein ums andere Mal, „wir müssen an die Frauen und Kinder denken.“
Doch als Pedro am späten Nachmittag nach Carcassonne zurückkehrte, war er überaus zornig, ja, er konnte sich kaum beruhigen. Es hatte Streit gegeben mit dem Arnaud Amaury. Der geistliche Heerführer sei ihm mit kaum verhohlener Arroganz und Feindseligkeit begegnet, erzählte der König der kleinen Tafelrunde. „Einen faulen Kompromiss zwangen sie mich zu schließen“, fauchte er und hieb mit der Faust auf den Tisch.
Erschrockene, fassungslose Gesichter ...
„Und ... wie soll diese Übereinkunft aussehen?“, fragte der Vizegraf. Seine Stimme klang belegt. „Fordern ... fordern sie meinen Kopf?“
„Im Gegenteil. Sie gewähren dir und elf Personen deiner Wahl freien Abzug. Die Stadt jedoch soll den Kreuzfahrern gehören, mit allen Bewohnern.“
Saïssac stöhnte auf und schlug die Hände vors Gesicht.
Der Trencavel sprang hoch. „Bei meinem Leben, Pedro von Aragón“, schrie er, „ich werde meine Leute nicht im Stich lassen. Nicht den Geringsten meiner Untertanen werde ich verraten. Lieber töte ich mich selbst. Jetzt kehr` in deine Länder zurück und lass mich kämpfen!“
Der König schwieg lange. Dann nickte er. Er trat auf Raymond-Roger zu, küsste ihn auf die Wange. Mit gesenktem Haupt ritt er durch das Tor.
Als Alix von der geplatzten Verhandlung erfuhr, lief sie erschrocken zu Inés.
„Aber dein Gemahl hätte elf Personen mitnehmen dürfen“, sagte sie. „Warum hat er es nicht getan?“
Inés war erstaunlich gefasst. Sie wisse es bereits, antwortete sie, Peter von Cabaret habe sie gerade unterrichtet.
„Aber du und dein Kind, ihr wäret in Sicherheit gewesen!“
„Ja, natürlich“, antwortete Inés leise, „auch du, Damian, die Cabaret-Frauen, Saïssac und Eleonore. Aber, hélas , was wäre mit Raymond-Roger geschehen? Es ist mir wirklich um ihn zu tun! Die Scham über ein derart eigensüchtiges Verhalten würde ihn Zeit seines Lebens nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Nein, nein, auch wenn wir hier ausharren müssen bis zum bitteren Ende, mein Gemahl musste so handeln.“
Alix kannte Raymond-Rogers Stolz, aber sie wunderte sich sehr über die plötzliche Stärke ihrer Schwester. Lag es am Theriak, das sie nahm?
Stumm beobachteten beide eine Weile den kleinen Raymond, dessen rötliches Haar ebenso dick und störrisch war wie das seiner Mutter. Er saß auf dem Boden, brabbelte vor sich hin und spielte mit den alten Glasringen und den Holzvögeln, die Inés seinerzeit aus Montpellier mitgebracht hatte.
„Der Kampf geht also weiter“, sagte Alix leise.
Inés nickte. „Ich bin zuversichtlich, dass sich alles zum Guten wendet. Das Wetter wird umschlagen und die Brunnen und Zisternen werden sich wieder füllen.“
„Das ... hoffe ich auch.“
„Peter von Cabaret sagt, es ziehe ein Gewitter auf ...“
Alix hob die Brauen. Schon wieder Peter von Cabaret? Allein sein väterlicher Tonfall schien Inés zu beruhigen. Aber vielleicht besaß dieser treue Ritter auch nur Geduld - eine Eigenschaft, die sie, Alix, nie haben würde.
Als Villaine am Abend Damian brachte, damit die Dienerin ihn schlafenlegen konnte, hielt Alix den Spielmann zurück.
„Es geht um meine Aufzeichnungen“, sagte sie. „Ich befürchte, sie könnten irgendwann in falsche Hände geraten. Ich suche ein Versteck, in dem sie weder den Flammen noch den Würmern zum Opfer fallen. Doch außer Euch, mein lieber Villaine, Euch und dem Trencavel darf niemand von diesem Versteck erfahren, hört Ihr! Niemand. Meine Schwester nicht, Saïssac nicht und auch nicht die beiden Cabarets!“
„Euer Vertrauen ehrt mich, Alix“, sagte Villaine. „Ich werde sehen, was sich machen lässt!“
Am siebten August hatte sich, Peter von Cabarets Voraussagen zum Trotz, das Wetter noch immer nicht geändert. Kein Lufthauch regte sich, keine noch so kleinen Wölkchen ballten sich zusammen. Die Sonne war bereits in den
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