Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
der Latrine saß, ahnte sie, dass es für sie so schnell keine zweite Gelegenheit geben würde, ihr Gefängnis zu verlassen, selbst wenn der Cahors nach Rom aufbrach. Rashid würde in jedem Fall dafür sorgen, dass die Wachen verstärkt wurden, und wenn er sich selbst vor das Tor stellte.
    „Seid froh, dass es Euch gut geht“, sagte er zu ihr, als er hinter ihr die Treppe zum Magdalenenzimmer hinaufstieg. „Der halbe Turm ist seit letzter Nacht erkrankt. Auch der Sidi hat das Übel am Hals, sowie Bischof Sicard und nicht wenige Mönche. Das Fleisch war verdorben. Sie decken es mit Fellen zu, wenn es vor der Verderbnis steht, damit es schön weiß bleibt. Dieses Mal wird es dem Metzger und dem Koch den Kopf kosten!“
    Als Rashid ihr beim Weggehen versprach, „den dummen Fluchtversuch“, wie er ihn nannte, für sich zu behalten, war Alix erst einmal erleichtert, dass das Leben in Cahors in seine alten Bahnen zurückkehrte. Dass hinter der Gutherzigkeit des Mauren die Angst steckte, selbst zur Verantwortung gezogen zu werden, konnte sie in seinem noch immer missmutigen Gesicht lesen.
    „So sagt mir, wie krank ist der Erzbischof?“, fragte Alix. Sie dachte an die Pasteten, die Bartomeu entgegen seiner Gewohnheit in der Nacht nicht angerührt hatte.
    „Beim Aufwachen hatte er hohes Fieber, Leibschmerzen, Krämpfe ... Sein Arzt und zwei Novizen betreuen ihn. Solange es ihm so schlecht geht, wird er Euch nicht rufen lassen. Ruht Euch aus, Herrin - und schweigt über den heutigen Tag. Beim nächsten Mal jedoch ... da kommt Ihr mir nicht so glimpflich davon!“
    Mit diesen Worten gab er ihr das Schicksalsrad zurück und verriegelte, nachdem er sie verlassen hatte, wie immer den Raum.
    Alix warf sich auf ihr Bett, schloss die Augen. Die Enttäuschung und die Erleichterung hielten sich die Waage. So litt der Cahors also an Leibschmerzen, Fieber und Krämpfen - wie das kleine Kind, das so jämmerlich in ihren Armen gestorben war, oder ... ja, wie der Ketzer Arius, dessen Geschichte sie ihm erst kürzlich vorgelesen hatte!
    Bestand Bartomeus „Ketzerei“ in der Anmaßung, einen „göttlichen Sohn“ zeugen zu wollen?
    Entschlossen wischte sie sich die Tränen ab, erhob sich und lief zum Schreibpult, um das „Buch über den Arianischen Streit“ noch einmal aufzuschlagen.
    Arius` Verbannung waren tumultartige Auseinandersetzungen vorausgegangen. Manche Christen hatten sich wegen der Frage, ob Jesus Gott gleich oder ihm nur wesensähnlich sei, sogar auf der Straße geprügelt. Dennoch waren viele Bischöfe Arianer geworden, die Ketzerei hatte sich wie diejenige der Katharer rasch ausgebreitet. Eine gefährliche Gegenkirche war entstanden. Und dann - Arius` plötzlicher Tod!
    Bartomeu hatte sie gebeten, die Stelle, an der stand, wie er starb, laut vorzulesen. Es sei die Strafe für jeden verstockten Ketzer, hatte er gesagt - für jeden !
    Alix blätterte eine Weile, bis sie die Seite gefunden hatte:

    Als Arius in Alexandrien angekommen war
    und der neuen Einsetzung in sein Amt entgegensah,
    flehten die Christen mit vielen Tränen zu Gott,
    dieses Unheil doch von der Kirche abzuwenden.
    Nur zu bald sollten sie über die Erhörung ihres Gebetes frohlocken können.
    Als Arius mit seinem Freunde Euseb von Nikodemien
    am Vorabend des Wiedereinsetzungstages durch die Stadt ging,
    wurde er plötzlich von einem Unwohlsein befallen,
    das ihn nötigte, eine öffentliche Latrine aufzusuchen.
    Während sein Bedienter vor der Tür wartete,
    fiel Arius im Innern der Latrine in eine Ohnmacht ...

    Gebannt las Alix zum zweiten Mal die schier unglaubliche Geschichte, wie Arius` Leib dünn und dünner geworden und der Ketzer zuletzt mit einem Plumps durch die Öffnung der Latrine in die Kloake hinuntergefallen war.
    Nachdenklich klappte sie das Buch wieder zu. Oh, Heilige Jungfrau von den Tischen, betete sie - schaff mir Bartomeu vom Leib!
    Dass sich die wundertätige Schwarze Madonna von Montpellier aber ausgerechnet eines betrügerischen Metzgers bediente, das war wirklich kaum zu glauben.

26.

    „Es ist besser zur Quelle zu gehen als zum Wassernapf“, meinte Villaine.
    Miquel, der Kleine mit den krummen Beinen, pflichtete ihm bei. „Ja, wenn der Erzbischof tatsächlich im Begriff ist, nach Rom zu reisen, mag es klug sein, sofort im Palais vorzusprechen.“
    „Ihr hofft wirklich, er wird ein Abschiedsfest geben wollen, damit ihn seine Schäfchen in guter Erinnerung behalten und er nicht als Geizkragen gilt?“ Gondran, auch

Weitere Kostenlose Bücher