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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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…“, krähte Fünfei, dessen Stimme an diesem Abend wie eine verrostete Wetterfahne klang. Für gewöhnlich hatte auch er andere Auftritte, doch jetzt hüpfte er mit der Fiedel derart lustig vor den Zuschauern auf und ab, dass sie - zumeist gut betuchte Kaufleute und Handwerker mit ihren Familien - begeistert klatschten.
    Die beiden waren noch dabei, sich mit übertrieben närrischen Gesten zu verbeugen, als eine Nebentür aufging, und tatsächlich ein solch zerlumpter Geselle mit viel zu großen und obendrein durchlöcherten Stiefeln in den Saal schlurfte. Miquel. Seine kurzen Beine bogen sich fast nach außen, so schwer schleppte er an dem Sack, den er auf dem Rücken trug. Und er spielte den Tölpel derart gelungen, als sei er in diese Rolle hineingeboren worden.
    Fünfei begann, eine kreischend falsche Melodie zu spielen, worauf Miquel entsetzt den Sack fallen ließ, sich die Ohren zuhielt und „Aufhören“ brüllte.
    Alles lachte. Da trat Villaine dazwischen. Er stemmte die Hände in die Hüften und rief mit dramatischer Stimme: „Vermaledeiter Nichtsnutz, was hast du hier verlor`n?“
    Miquel, nicht faul, drehte sich zu den Zuschauern um und rief: „Auf Erden schon verlor ich immer, doch hier, beim Teufel, wird`s noch schlimmer!“
    Mit diesen Worten schnappte er sich wieder den Sack und tat so, als ob er beleidigt den Saal verlassen wollte.
    „Nein“, rief es da mit tausend Stimmen. „Der Strolch soll bleiben und zeigen, was er kann!“
    Villaine zuckte die Achseln, um kundzutun, dass es nicht seine Schuld sei, wenn dieser Kerl nichts taugte. Doch als er sich zu Miquel hinabbeugte und ihm auf das Podest half, das sie am Nachmittag auf hohen Schragen direkt vor der Estrade, aufgebaut hatten, flüsterte er ihm rasch etwas ins Ohr. Miquel nickte unmerklich.
    Oben angekommen, drehte er sich einmal eitel im Kreis, damit ihn auch jedermann gut sehen konnte - die Leute klatschten, der kleine Kerl gefiel. Dann holte er die Bälle aus dem Sack und begann zu jonglieren. Dabei spielte er weiter den Tölpel. Ständig rutschte ihm ein Ball aus der Hand. Je mehr die Leute über ihn lachten, desto aufgeregter gab er sich. Bald wollte ihm schier gar nichts mehr gelingen. Verzweifelt griff er in den Sack und versuchte sein Glück mit ... Schuhen, in unterschiedlichen Farben.

27.

    Als Alix einer der Schuhe durch einen ungeschickten Wurf in den Schoß fiel, dachte sie sich noch nichts dabei. Doch als plötzlich auch noch ein zweiter, ein grüner, zu ihren Füßen landete, kam ihr ein erster Verdacht …
    Abwechselnd wurde ihr heiß und kalt. War das vielleicht der Schuh, den sie im Kräutergärtlein verloren hatte? Die Ähnlichkeit war verblüffend. Und wenn ja, was bedeutete dies? Sie zwang sich zu einem Lachen und warf die Schuhe im hohen Bogen zurück, worauf sich Miquel mit einer Kusshand bei ihr bedankte, Besserung gelobte - und mit einem Mal dem Publikum zeigte, was er wirklich draufhatte: Alle sieben Schuhe wirbelten mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit durch die Luft, dass die Leute mit dem Schauen und Staunen gar nicht mehr nachkamen.
    Ja, selbst der Erzbischof konnte nicht umhin, Miquel Respekt zu zollen, als dieser auch noch mit Äpfeln jonglierte und sie auf kleinen Messern auffing.
    Alix` Herz klopfte, und in ihrem Kopf jonglierten die Gedanken. Wenn es ihr eigener Schuh gewesen war, konnte ihn nur einer der Mönche oder aber ... Inés gefunden haben. Nachdem sie diese Spielleute nicht kannte, handelte es sich vielleicht um Joculatores aus Carcassonne?
    Unter dem Beifall der Zuschauer hüpfte Miquel vom Tisch, tanzte wie ein Wirbelwind durch die Reihen, schnappte sich den Sack, dann Meister Villaine und stob mit ihm zur Tür hinaus.
    Der Saal tobte.
    Fünfei trat vor und sang mit lauter und jetzt wohlklingender Stimme:

    Der Spielmann lief durchs Höllentor
    Und stieg zum Paradies empor.
    Da öffnet ihm Sankt Pedro gleich
    Und fährt ihn ein ins Himmelreich
    Nun jauchzet auf mit hellem Schall
    Ihr Sänger und ihr Fiedler all!
    Ihr sitzet in der Freude Schoß:
    Die Angst der Hölle seid ihr los.
    Euch winkt ein wonniges Asyl,
    Dank dem edlen Trullo-Spiel!

    „Trullo, Trullo, Trullo“ schrien einige begeistert, worauf Villaine und Miquel mit einem großen Spielbrett hereintraten und zu einem Turnier einluden.
    Das Trullo der Knechte! Alix stockte der Atem. Sie konnte es kaum fassen. Sie war Meisterin in diesem Spiel, ungelogen! Nun wusste sie, dass der Auftritt dieser merkwürdigen Spielleute

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