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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Wir dürfen singen und spielen für seinen Fürsten, aber zum Schluss gibt es kein Geld ...“
    „ Hélas , du alter Schwarzseher! Warte es ab! Wer einen Spielmann hereinlegen will, sollte sehr viel besser als dieser betrügen können“, antwortete ihm Villaine augenzwinkernd. „Und: Auf dieser Reise bezahlt uns der Trencavel, kein anderer!“

    Der Turm zu Cahors stank wie ein verfaulter Leichnam. Sämtliche Latrinen waren verstopft. Obendrein hatte Bartomeu Ärger mit Sicard, der ihm die Begleitung nach Rom verweigerte. Angeblich waren die Beine seines Stellvertreters dick geschwollen und schmerzten. Bartomeu befürchtete nun, dass die anstehenden wichtigen Verhandlungen mit Innozenz ohne einen guten Kirchenjuristen an seiner Seite - um einen solchen handelte es sich bei Sicard - von vornherein zum Scheitern verurteilt waren.
    In der ganzen Zeit, in der er - Bartomeu - an sein Bett gefesselt war, hatte es nicht nur in seinem Leib kräftig rumort. In einem seltenen Anfall von Einsicht war ihm auch ein entscheidender Fehler klargeworden: Aus Angst, sie würden ihn einmal beerben wollen, hatte er sich keine jüngeren begabten Kleriker nach Cahors geholt. Nun saß er auf dem Trockenen.
    Einmal hatte ihn der Legat Gui sogar vor Sicard gewarnt ... Von Verrat war die Rede gewesen. Doch Beweise für seine Untreue gab es bislang nicht ...
    „Die drei behaupten, vor dem König von Aragón aufgetreten zu sein“, holte Rashid seinen Herrn aus dessen schweren Gedanken. Er berichtete von den Spielleuten und ihrem Angebot.
    „Meinetwegen“, antwortete der Erzbischof mürrisch, als ihm sein Page das eiserne Nachtgeschirr unter das Hinterteil schob, weil es noch einmal drängte, „stell die verdammten ministri satani für den Abschiedsabend an; die Leute sollen was zum Lachen haben nach der ganzen Scheißerei. Aber drück den Preis nach unten, hörst du, Rashid! Und … und bereite dich darauf vor, mit mir nach Rom zu fahren.“
    Rashid hob erstaunt die Brauen. „Ich, Sénher?“
    „Freilich!“, antwortete der Cahors. „Oder hast du am Ende auch geschwollene Beine?“
    „Aber ich bin Maure, Sénher! Und Rom …“
    „Du bist Christ und der Diener eines Christen, Punktum. Sicard trägt die Verantwortung für die Stadt, einer seiner Mönche wird deine Pflichten im Turm übernehmen. Weise ihn in alles ein, auch was das Magdalenenzimmer betrifft.“

    Mehr als hundert Gäste waren zum Abschiedsabend gekommen, um sich am Auftritt der fremden Spielleute zu ergötzen. Villaine sang:

    „Hört lust`ge Mär … es war einmal
    Zu Cahors ein Spielmann arm und kahl;
    Doch weiß ich nicht, wie er genannt.
    Er trug nicht oft ein ganz` Gewand.“

    Gelangweilt und in Gedanken bereits in Rom, lauschte der Erzbischof dem hochgewachsenen Troubadour, der sich, seiner Meinung nach, die denkbar größte Mühe gab, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
    „Nicht selten ward ihm Geig`und Fiedelbogen
    Und Hos`und Rock vom Leib gezogen.“

    Was er nicht ahnte war, dass das abgedroschene Lied, das im ganzen Land sogar die Hühner auf dem Mist gackerten, wann immer es ihnen zu langweilig war, gar nicht zu Villaines üblichen Streit- und Schmähliedern gehörte, sondern dass sich der Spielmann absichtlich unter Wert verkaufte.
    Angestrengt musterte Villaine die Frauen, die in der Nähe des Erzbischofs saßen. Die schöne Dunkle dort, deren Gewand die Farbe des Granates besaß und deren prachtvolles Haar eine schimmernde Perlenschnur zierte, das musste sie sein, dachte er: Alix von Montpellier, groß und schlank, ein Gesicht wie Milch und Blut, die Hände wie im Krampf ineinander verschlungen und ein Mund, der kaum lächelte.

    „Und so durch Wind und Wetterbraus
    Kam er im bloßen Hemd nach Haus.
    An sein Gewerbe ging er nun,
    zerlumpt mit durchgetret`nen Schuh`n“

    „Zerlumpt mit durchgetret`nen Schuh`n“, wiederholte Fünfei den letzten Satz und fiedelte wie verrückt dazu.
    Auch Alix bekam nicht alles mit, was die Spielleute von sich gaben. Der Cahors hatte ihr soeben eröffnet, dass Sicard sie in den Wochen seiner Abwesenheit beaufsichtigen werde; Rashid begleite seinen Herrn nach Rom ...
    Seitdem konnte sie an nichts anderes mehr denken als daran, wie ernst Bischof Sicard seine Aufgabe nahm. Wer weiß, vielleicht bot sich eine neue Chance?

    „Doch wieder trug er den Gewinn
    Zum Schenkenwirt und zum Kuppler hin,
    Und alles ward in Nachtspelunken
    Verspielt, verliebelt und vertrunken.“

    „Verspielt, verliebelt und vertrunken

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