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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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möglich ist. Doch der Bedarf an Holz steigt und steigt, schließlich benötigen nicht nur die Sälzer den Wald, auch die Köhler und Bauleute, von der Nachfrage der Handwerker nach gutem Werkholz gänzlich abgesehen. Kurzum: Wir müssen etwas tun!“
    „Ich stimme Jean Poux zu“, erklärte Peter von Cabaret bündig, ohne von einer noch zu erlassenden Verordnung aufzusehen, in die er vertieft war.
    Sein Bruder Jordan nickte. „Wir haben bereits im letzten Jahr darüber gesprochen. Entweder wird aufgeforstet, oder den Schäfern müssen Auflagen gemacht werden. Und, auch darüber haben wir bereits mehrfach disputiert: Wir dürfen den Bergbau nicht vernachlässigen!“
    Die beiden Cabaret-Brüder, Anhänger und Förderer der Katharer, sahen einander nicht ähnlich, und sie unterschieden sich auch im Temperament. Der ernsthaftere Peter war fleißig und zuverlässig, eine rechte Stütze für den Trencavel. Jordan hingegen ersetzte diese Tugenden durch gute Laune, sprühende Einfälle, Mut und Witz. Er war ein gutaussehender Mann, schlank, dunkelhaarig, ein Liebling der Frauen, eingeschlossen der Vizegräfin Inés, der er heimlich schöne Augen machte.
    „ Non multa, sed multum “, entgegnete ihm der Trencavel. Ein Sonnenstrahl, der durch das halb geöffnete Fenster in den Saal schien, ließ sein Haar aufleuchten. „Wir sollten nicht vielerlei beginnen, sondern eine Sache richtig anpacken. Zuerst müssen wir unsere Städte und Burgen befestigen, denn was soll es uns bringen, junge Bäume zu setzen, in deren Schatten wir uns nicht mehr ausruhen können, oder Erze zu schürfen, aus denen keine Schwerter mehr für uns geschlagen werden. Die römische Mauer, die sich um unsere Stadt zieht ist, ist mit ihren neun Fuß Stärke zwar keineswegs veraltet oder gar schwach. Sie wiegt uns dennoch in falscher Sicherheit. In Carcassonne leben gut viertausend Menschen. Die Vororte sind ebenfalls dicht besiedelt, ja, sie rücken bereits gefährlich nahe an unsere Mauern heran. Auch ihre Gräben müssen vertieft, die Mauern verstärkt und mit hölzernen Schutzbauten versehen werden, um ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Sénhors, ich lege Euch heute den Schriftsteller Vegetius ans Herz, den ich gerade gründlich studiere. In seinem ´Abriss des Militärwesens`, in dem die Kriegskunst der Römer beschrieben wird, lassen sich höchst interessante Dinge entdecken, die für die Verteidigung unserer Städte von größtem Nutzen sein könnten.“
    „Der Vizegraf hat völlig recht“, warf da Otho von Mirepoix ein - was etliche verwunderte, denn in der Vergangenheit hatte er nur selten mit dem Trencavel übereingestimmt. „Die Erze laufen uns nicht davon, der Ausbau der Befestigungen erscheint mir ebenfalls viel wichtiger, nicht nur weil ich selbst Burgvogt bin und ein Haus in dieser Stadt mein Eigen nenne!“
    „So? Die Erze laufen uns nicht davon?“, schnaubte Peter von Cabaret ärgerlich. „Man kann sich nur wundern! Vor einem Vierteljahr hast du noch ganz anderes geredet, Otho von Mirepoix! Und werden nicht in jedem Fall Eisen, Silber und Gold gebraucht?“
    „Natürlich sind die Erze wichtig. Aber vordringlich ist und bleibt das Holz“, beharrte Otho. „Unser Augenmerk sollte der Aufforstung gelten. Hölzer werden zur Befestigung der Städte gebraucht, zum Bau neuer Hurden oder weiterer Schleudern. Hölzer, die …“
    „Schleudern? Wie kommst du plötzlich darauf, dass wir neue Schleudern brauchen? Hast du bislang nicht immer die Meinung vertreten, niemand würde uns angreifen, solange der König von Aragón unser Schutzherr ist? Weshalb diese plötzliche Kehrtwendung? Weißt du am Ende mehr als wir?“, fragte ihn Peter argwöhnisch.
    Otho wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und begann dann breit davon zu reden, dass man in einer zunehmend unsicheren Zeit lebte und mit allem rechnen müsse. Schuld daran sei nicht zuletzt die Zunahme der Katharer. Zum Schluss verstieg er sich zu der Aussage, dass man König Philipp von Frankreich nicht mit irgendwelchen unüberlegten Beschlüssen oder Maßnahmen provozieren dürfe.
    Da fuhr es aus Peter von Cabaret heraus: „Eines muss man dir lassen, Otho, du hast beneidenswert gute Ohren, für die sogar das Holz einer bestimmten Tür kein Hindernis bedeutet.“
    Mit einem wütenden Aufschrei sprang Otho auf, hochrot im Gesicht. Sein Stuhl fiel um. Den Stiernacken eingezogen, hätte er sich wohl auf Peter gestürzt, wenn die anderen nicht aufgesprungen wären, um ihn

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