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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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mit einigen der Frauen gesprochen habe, die dort arbeiten. Das ist etwas anderes als ein Escort-Service.«
    Jury fragte sich, ob der Unterschied wirklich so bedeutsam war. Arme Kate. Ihr Tod machte ihm auf eine andere Art zu schaffen als der der anderen. Vielleicht weil sie offenbar so ein feiner Mensch gewesen war.
    Eine Viertelstunde später verließ er Snow Hill. »Sie wissen ja, dass wir ihn hier nicht mehr lange festhalten können«, hatte Jenkins ihm noch gesagt.
    »Versuchen Sie’s.« Jury bedankte sich und ging.
     
    Er legte seinen Mantel nicht ab, sondern riss ihn herunter und pfefferte ihn in die ungefähre Richtung des Garderobenständers im Büro. »Wird es allmählich kalt oder werde ich allmählich alt? Scherz beiseite, Wiggins. Also, wo ist dieses Foto?«
    Wiggins hatte das Bild in der Hand und klatschte es Jury auf den Schreibtisch. »Aus Myra Brewers Album. Aufgenommen an der Pier in Brighton. Machen Sie sich auf eine Überraschung gefasst, Boss. Die Mädchen sind alles Freundinnen von Kate Banks.«
    Jury betrachtete die nebeneinander aufgereihten Mädchen. »Deidre Small und Mariah Cox sehe ich hier aber nicht.«
    »Habe ich auch nicht behauptet. Schauen Sie noch mal genau hin.«
    Jury tat es. Sein Blick blieb auf dem Gesicht des Mädchens hängen, das als Einzige nicht lächelte – auf eine aggressive Art nicht lächelte, falls so ein Ausdruck überhaupt existierte. Als ob sie die Person hasste, die die Kamera hielt.
    »Verdammt! Das ist ja Christine Cummins.«
    »Ihr richtiger Name ist nicht Christine, Sir, sondern Crystal, damals Crystal North. Weshalb uns vermutlich entgangen ist, als wir die Vorgeschichte dieser Frauen überprüften, dass es eine Verbindung zu Mrs. Cummins geben könnte. Wir wären zwar
bestimmt nicht auf jede einzelne Freundin oder Bekannte gekommen … Aber was denken Sie, Chef?«
    Eingehend betrachtete Jury das Foto. »Gar nichts. Ich habe nicht die blasseste Ahnung, Wiggins.«
    »Vielleicht ist es diesmal ja Zufall. Ich weiß, Sie hassen dieses Wort, bloß …«
    Jury lehnte sich zurück. »Das Problem mit dem Zufall hier ist, dass Chris Cummins nichts davon gesagt hat, dass sie Kate Banks kannte. Kein Wort.«
    »Vielleicht hat sie es ja bloß in der Zeitung gelesen oder in den Nachrichten gehört, ohne die ermordete Kate mit ihrer alten Roedean-Schulkameradin Kate in Verbindung zu bringen. Wir wissen aber natürlich nicht, ob sie auf dieser Schule war. Und die Mädchen auf dem Foto auch nicht unbedingt. Obwohl Myra Brewer meinte, es waren alles Schulkameradinnen.«
    »›Ein teures Internat an der Küste‹, hatte David Cummins gesagt. Damit konnte er durchaus Roedean gemeint haben. Das ist in der Nähe von Brighton.«
    »Es gibt eine ganze Menge teurer Schulen. Das könnte ebenfalls reiner Zufall sein.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Könnte, aber …« Er schaute auf die Uhr. »Ich muss nach Hause, mich umziehen. Ich bin nämlich mit unserer jungen Dame von Valentine’s verabredet. Mit Stacy Storms Mitbewohnerin.«
    »Sie meinen, Adele Astaire?«
    »Richtig. Alias Rose Moss.« Er hob seinen Mantel auf, der auf dem Boden gelandet war. »Na dann, es ist fast sechs. Gute Arbeit, Wiggins.«
    Auf dem Korridor draußen fragte Wiggins: »Was ist mit Harry Johnson?«
    »Den hat Jenkins auf dem Revier in der Mangel. ›Er ist uns bei den Ermittlungen behilflich.‹« Jury kicherte.
    »Glauben Sie tatsächlich, er hat diese Frauen ermordet?«
    »Nein.« Jury lächelte.

52. KAPITEL
    Nach kaum einer halben Stunde im Black Cat hatte Mungo bereits einem kleinen, dicken Mann an der Theke ein halbes Würstchen abgeluchst, ein hart gekochtes Ei angeboten bekommen (das er aber ablehnte, weil er nichts damit anzufangen wusste) sowie eine große Portion Bohnen auf Toast von einem Paar gekriegt, das an einem Tisch neben dem Kamin lauschig zu Abend speiste (die Bohnen hatte er gefuttert, den Toast liegen gelassen).
    Sally Hawkins, die Mungo erfolglos von den Tischen zu scheuchen versuchte, klagte Melrose ihr Leid. »Wer ist der Hund, der hier überall meine Gäste um Essen anbettelt?«
    Melrose legte sein Buch aus der Hand und guckte verdattert. »Welcher Hund?«
    »Der Hund!« Ihr Zeigefinger stach wie ein Messer. »Der Köter da, der ihm sein Abendbrot wegbetteln will.« Sie deutete auf einen Tisch, an dem ein einzelner Mann saß. Melrose stand auf und hoffte bloß, dass Mungo das mit dem »Köter« nicht an die Schlappohren gedrungen war. Der war inzwischen von dem

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