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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Black Cat.«

    »Na gut. Bis dann.«
    Aggro! Jury schmiss den Hörer hin.
    Wiggins zuckte erschrocken zusammen.
    »Verzeihung. Der Kerl bringt mich manchmal auf die Palme.« Jury wusste eigentlich gar nicht so recht, warum. Er verschränkte die Arme über der Brust, steckte die Hände zum Wärmen in die Achselhöhlen. »Was haben Sie rausgekriegt?«
    »Über den Fall, Chef?«
    » Selbstverständlich über den verdammten Fall . Wieso wäre ich sonst hier?«
    Wiggins schürzte die Lippen.
    Jury musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Smart Set Escort-Service. Sie waren dort, nehme ich an, mit einem Kollegen von der City.«
    »Richtig.« Wiggins zog sein Notizbuch hervor und den Stecker des Elektrokochers aus der Dose. Das Ding machte einen Höllenlärm wie ein Expresszug bei der donnernden Einfahrt in Kyoto. »Eine Mrs. Rooney. So heißt die Geschäftsführerin. Alva Rooney. Die war richtig erschüttert über den Mord an Deidre. Was Deidres Rendezvous am Vorabend betrifft: Da wollte mir Mrs. Rooney keinen Namen nennen, Kundenvertraulichkeit, blablabla, allmählich habe ich davon die Schnauze voll. Ich sparte mir also die Mühe, sie aufs Revier zu schleppen und fragte, ob sie Nicholas Maze kannte. Ja. Das sei der Mann, mit dem Deidre verabredet gewesen sei. Sie erkannte den Namen sofort wieder. Und schien ehrlich schockiert, dass der Deidre womöglich erschossen hatte.«
    »Ich glaube nicht, dass er’s war. Dann kannte sie Maze also gut genug?«
    »Nehme ich an.« Wiggins zuckte die Achseln.
    »Andere Männer, mit denen Deidre Small zu tun hatte?«
    »Da gab’s mehrere.« Wiggins konsultierte sein Notizbuch und las vor: »William Smythe, Clement Leigh, Jonathon Midges.«

    Jury schmunzelte. »Soll das heißen, Sie mussten ihr nicht mit einem Durchsuchungsbefehl drohen?«
    »O nein. Sie hat sie einfach heruntergerattert. Hat nicht mal in ihren Aufzeichnungen nachgesehen. Die Frau hat ein sagenhaftes Gedächtnis, Chef. Außerdem wies sie darauf hin, dass ihre Kunden bisweilen einen anderen Namen als den eigenen angeben. Sie könne also nicht sagen, ob die Namen uns viel nützen würden.«
    »Aber vielleicht Beschreibungen. Hatte sie irgendwelche Fotos?«
    »Von ihren Kunden? Aber nein. Der Deckname würde doch nichts nützen – mit einem Foto, oder?«
    »So schlau bin ich auch, Wiggins. Das heißt aber nicht, dass keine existierten. Interessant finde ich, dass diese Mrs. Rooney ihre Agentur so im Griff hat, dass sie sich alles so komplett merken kann. Wenn das so ist, haben die Mädchen – Frauen, meine ich – sie womöglich ins Vertrauen gezogen. Hat sie über Deidre Small sonst noch was erzählt?«
    »Nicht viel. Nur, wie schrecklich das alles ist. Sie beantwortete meine Fragen, aber dann kamen wir von dem Mädchen auf den Kunden, auf Nicholas Maze. ›Ein netter, freundlicher, höflicher Gentleman, zumindest am Telefon‹, sagte sie. Könnte bei dem vielleicht Eifersucht im Spiel sein, weil Deidre sich noch mit anderen Männern einließ? Obwohl das ja schließlich ihr Job war?«
    »Ich glaube nicht, dass Nicholas Maze sich über eine Frau so sehr aufregt, dass er sie umbringt. Dazu ist er viel zu egoistisch. Vielleicht sollten wir uns noch einmal mit Mrs. Rooney unterhalten. Wenn ich aus Chesham zurück bin.« Jury stand auf und nahm seinen Mantel vom Haken.
    Wiggins runzelte die Stirn. »Finden Sie es nicht seltsam, dass eine von den Frauen in Chesham ermordet wurde, die beiden anderen aber in London?«
    »Selbstverständlich. Das ist ja der Knackpunkt.«

    Wiggins überlegte. »Es gibt natürlich Serienmörder, die im weiten Umkreis agieren. Wenn ich so überlege … Der Yorkshire Ripper, dessen Gebiet war ja ziemlich festgelegt. Die Moor-Morde wiederum… Nein, ich kann mir nicht denken, dass der an einem Ort wie Chesham auftaucht.«
    »Ich auch nicht. Es kommt einem so vor, als wären diese drei Morde miteinander verbunden und dann doch wieder nicht. Wir sehen uns später.«
    Jury ging.
    Im Auto dachte er über das nach, was er gerade zu Wiggins gesagt hatte: dass die Morde miteinander verbunden waren und dann doch wieder nicht. Ein wichtiger Punkt, der aber nirgendwohin führte. Welcher Umstand würde sowohl die Verbindung erklären als auch deren Fehlen? Er stand an der roten Ampel und dachte darüber nach, bis die Autos hinter ihm hupten von wegen, es sei Grün. Bist du farbenblind, Kumpel?
    Hatte das der Fahrer hinter ihm gesagt oder die Ampel?

42. KAPITEL
    Im Black Cat hatte Melrose das Gefühl,

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