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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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übermitteln. Sally nickte und machte ihm ein vielversprechendes Zeichen, als wäre ein Bier für sie beide gemeinsam ein Sieg.
    »Und wo steckt dieses neue Katzenvieh?«

    »Haben Sie nicht gesehen, es ist gerade vorbeigeflitzt? Jetzt sitzt es in der Nische da am Kamin.«
    Jury schaute hin. Die Stelle bot etwa so viel Platz wie eine Schublade. Das gab ihm nun doch zu denken.
    Dora kam langsam zurück, in der Hand Jurys Bier. »Das dürfte eigentlich gar nicht sein«, sagte Melrose. »Eine Siebenjährige Bier servieren lassen.«
    Dora setzte sich hin und ging sofort wieder auf die Katzenbarrikaden. »Also, er hat gesagt« – ein strafender Blick in Richtung Melrose – »Polizisten von Scotland Yard wären nicht gut im Katzenfinden.«
    »Falsches Zitat! Ich habe nicht gesagt…«
    »Haben Sie schon!« Dora stellte sich hin, die Hände resolut in die Hüften gestemmt.
    »Ist ja gut«, beschwichtigte sie Jury. »Ich habe Morris gefunden.«
    Beide starrten ihn mit offen stehendem Mund staunend an.
    Der von Dora ging als Erster wieder zu. »Aber …« Sie sah sich suchend um. »Wo ist sie denn?«
    »In London. Keine Sorge, es geht ihr gut.«
    Melrose klang frostig, was darauf hindeutete, dass er Gratulationen für nicht angebracht hielt. »Warum haben Sie sie nicht mitgebracht?«
    »Weil ich sie noch ein Weilchen in London brauche.«
    »Was?«
    »Was?«
    Beide Ausrufe kollidierten. Beim Anblick ihrer identischen Mienen musste Jury fast lachen. Sie schienen getauscht zu haben, Melrose sah aus wie sieben und Dora mit ihrer kleinen Runzelstirn und dem erschrockenen Blick wie siebenundvierzig. »Diese neue Katze – wann ist die denn aufgetaucht?«, fragte Jury, der es bereits wusste.
    »Heute… nein, gestern Abend. Die rast ständig in der Gegend rum oder hockt in der Höhlung da drüben am Kamin. Wir
wissen auch nicht, wieso die so verrückt tut. Und garstig ist die! Sally meint, die muss doch irgendjemand gehören, weil sie ein Halsband umhat. Das ist aber abgegangen.«
    »Das würde ich mal gern sehen.«
    »Warum?«, fragte Melrose.
    »Als Beweismittel.«
    »Also, wirklich.« Melrose verdrehte die Augen, während Dora wieder vom Sitz rutschte und zur Theke rannte.
    Jury wandte sich in Richtung Kamin und rief laut: »Schrödinger!« Die beiden anderen, der Alte und die Dame mit dem Wettzettel, schauten ihn an, als wäre er durchgedreht. Auch Schrödinger, die sogleich ihr Versteck verließ und an den Tisch gerannt kam, seinen Schuh beschnupperte und wieder davonsauste.
    Dora brachte das Halsbändchen.
    Es war das gleiche wie das, das die andere schwarze Katze getragen hatte, als sie mit Mungo im Old Wine Shades aufgetaucht war. Jury schaute lächelnd aus dem Fenster. Wie zum Teufel hatten die das geschafft? Wie bloß?
    »Schrödinger?«, wunderte sich Melrose. »Also, ich mag ja verrückt sein …«
    Jury nickte. »Sie sind auf dem besten Weg.«
    »Sehr witzig. Aber soviel ich weiß, war Schrödinger bisher Harry Johnsons Katze.«
    »So ein komischer Name«, meinte Dora.
    »Der Besitzer ist auch ein komischer Typ.«
    »Ich will aber Morris wiederhaben«, sagte Dora noch, bevor Sally Hawkins sie zu sich rief.
    Wenn nicht Morris, dann Joey. Oder sonst irgendein Vieh . Jury starrte in sein Bier.
    »Soll das heißen, das hier ist Harry Johnsons Katze?«
    Jury nickte und nahm einen Schluck.
    »Was macht die denn hier?«
    »Ich nehme an, die hat Harry hergebracht.«

    Melrose vergrub den Kopf in den Händen. »Warum? Warum? Warum? Will ich die Antwort überhaupt hören?«
    »Wahrscheinlich nicht. ›Die Katze kam wieder zurück.‹ Da macht sich Harry wieder seinen kleinen Scherz draus. Wissen Sie noch, wie er mich in seine Geschichte mit den Gaults reingezogen hat, mit dieser rätselhaften Bemerkung ›Der Hund kam wieder zurück‹?«
    »War das denn ein Scherz?«
    »Hmm, hmm. Ich habe diesen Mord in Chesham am Hals. Das weiß Harry. Und da will er sich ein bisschen rächen, weil ich immer noch hinter ihm her bin.«
    »Der spinnt. Wieso bringt er seine Katze hierher?«
    »Ha, weil er nicht wusste, dass es seine war! Er nahm an, er würde Morris zurückbringen.«
    »Der hat also seine eigene Katze nicht erkannt?«
    »Der doch nicht. Nicht ohne das Halsband. Er hat Morris das Band angelegt, um sie auseinanderhalten zu können. Aber das wahre Rätsel ist, wie Mungo das Band abgekriegt hat, um es dann Schrödinger anzulegen. Ich vermute mal, dass er an dem Klettverschluss gezerrt hat. Der geht ja leicht auf. Nun, wir werden es

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