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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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alles schon einmal erlebt zu haben: Der alte Mann, Johnny Boy, saß wieder an dem Tischchen in der Mitte des Pubs und brummelte, möglicherweise an seinen knurrigen Hund Horace gerichtet, irgendetwas vor sich hin. Die stämmige Frau trank wie letzthin Sherry und studierte dabei einen Wettzettel. Und er, Melrose, nahm wieder am gleichen Tisch vor dem gleichen Fenster Platz.
    Und dann war da noch die kleine Dora, die ihn bei seiner Lektüre der Times unverwandt anstarrte. Er raschelte mit der Zeitung und blätterte ein paar Seiten weiter.
    »Wieso haben Sie Morris noch nicht gefunden?«
    Melrose ließ die Zeitung sinken. »Du vergisst anscheinend, dass du deine Geschichte einem Superintendenten bei der Kripo erzählt hast. Der war mit der Findung beauftragt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie sollten sich auch darum kümmern. Sie und er.«
    »Ach so. Nur ist mein Freund ein Detective bei Scotland Yard, während ich bloß ein lausiger Grundbesitzer bin.« Dabei wünschte er inständigst, die bohrenden Augen würden sich ein anderes Ziel aussuchen. Er klappte seine Zeitung zu, strich den Bund mit der Hand glatt und ärgerte sich, dass er die Katze nicht aus dem Ärmel zaubern konnte.
    Seufzend schüttelte sie den Kopf und machte ihm noch mehr Vorhaltungen. »Warum hat der Morris dann nicht gefunden? Wenn er für Scotland Yard arbeitet, müsste er doch eine Katze finden können. Wie behält der eigentlich seinen Job?«
    Mit der größten Herablassung, die er aufbringen konnte, erwiderte
Melrose: »Er muss gerade ein paar vermisste Leute aufspüren. Da kann er doch nicht einfach …«
    »Aber wenn er eine Katze nicht finden kann, wie kann er denn dann Leute finden? Leute finden ist viel schwerer.«
    »Wie bitte? Eine Katze zu finden, ist viel schwerer als Leute. Eine Katze ist doch viel kleiner und kann an Orte gelangen, an die ein Mensch gar nicht hinkommt.«
    »Eine Katze kann aber keine Straßenschilder lesen, und drum ist es für sie viel schwerer zu wissen, wo sie ist.«
    »Das ist doch Quatsch! Katzen finden sich per Instinkt zurecht, die müssen gar nicht lesen können.« Worum ging es hier eigentlich? Hatte er vergessen. Er raschelte mit der Zeitung und schüttelte sie glatt.
    Da tauchte zu seiner großen Bestürzung plötzlich noch eine schwarze Katze hinter der Theke auf. War das diejenige, die auch schon vorher dort gewesen war? War das die schwarze Katze Nummer Zwei? Sie saß da und lauerte. Dann sprintete in rekordverdächtiger Geschwindigkeit die schwarze Katze Nummer Eins wieder vorbei.
    »Moment mal.« Er packte Dora bei der Schulter. »Einen… Moment… mal.« Er deutete hin. »Da sind ja jetzt zwei schwarze Katzen! Eine davon ist neu.« Dies schien tatsächlich der Fall zu sein. Sie sahen genau gleich aus, bis auf kleine Unterschiede, die man ausmachen könnte, wenn sie sich einander nähern würden, was sie aber nicht wollten. Das neue Katzenvieh (falls er recht ging in der Annahme) wirkte vollkommen überdreht, fast manisch raste es hin und her, als suchte es irgendetwas.
    Sie drehte sich um und betrachtete die neue schwarze Katze. »Das ist auch nicht Morris.«
    Melrose pfefferte seine Zeitung hin und dachte: Das hatten wir doch schon mal.

DIE KATZE KAM WIEDER ZURÜCK

43. KAPITEL
    Er wäre auch gleich gegangen, hätte in dem Moment nicht Richard Jury das Pub betreten.
    Im selben Moment kam Sally Hawkins hinter der Theke hervor. Sie winkte Dora her, rief ihr dann etwas zu, aber Dora ignorierte sie.
    »Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl, dass sich gerade alles wiederholt«, sagte Melrose, während Jury Dora lächelnd die Hand auf die Schulter legte und sich hinsetzte.
    »Inwiefern?«, wollte Jury wissen.
    »Jetzt gibt es noch eine schwarze Katze, und unsere liebe Dora behauptet, das ist auch nicht Morris. Es ist nicht auszuhalten. Ein Schwarzekatzenkosmos, der aus unzähligen Katzen besteht, von denen keine Morris ist. Es muss aber doch Morris sein.«
    »Meinen Sie, Dora« – die mittlerweile auf den Platz neben Jury gerutscht war – »erkennt ihre eigene Katze nicht?«
    »Nein«, erwiderte Melrose in einem Ton, bei dem sich jede weitere Frage erübrigte.
    Dora sagte: »Er hat gesagt, Sie könnten Morris nicht finden, weil Katzen zu schwer zu finden sind.«
    »Wirklich? Ich habe eigentlich immer die Erfahrung gemacht, es ist ziemlich leicht. Könntest du mal rübergehen und Sally bitten, sie soll mir ein Bier zapfen, irgendwas?«
    Unverzüglich sauste Dora zur Theke, um die Botschaft zu

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