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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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…«
    »Roedean?« Wiggins war überrascht. »Aber das ist ja eine unserer besten Schulen.«
    Myra war aufgestanden und schaute nun von oben herab zu ihm hinunter, wie er dasaß mit seinem Stück Kuchen in der Hand. »Sie glauben, wenn ein Mädchen so was macht, als Escort-Girl arbeitet, dann hat es nicht das Zeug für so eine feine Schule?«
    »Nein, das hätte ich wirklich nicht gedacht.« Jury amüsierte sich immer köstlich, dass Wiggins alles so total wörtlich nahm.

    Myra schüttelte den Kopf über so viel Direktheit. »Mir ist es egal, was geredet wird. Kate Muldar war ein cleveres Mädchen, eine erstklassige Schülerin. Ich sagte Ihnen ja, sie mochte diese große Buchhandlung da an der Piccadilly, Waterstone’s. Da ging sie gern hin und nahm sich Bücher und setzte sich zum Lesen dort ins Café. Das machte sie furchtbar gern – wollte nicht in Pubs oder zum Tanzen oder solche Sachen, bloß dort in die Buchhandlung.« Myra seufzte. »Dann hole ich mal das Fotoalbum.«

49. KAPITEL
    Das Mobiltelefon war zwar aufgeladen, doch hatte Jury es ausgeschaltet, um während des Gesprächs mit Harry Johnson nicht gestört zu werden.
    Zur gleichen Zeit, als Wiggins sich bei Myra Brewer deren Kümmelkuchen munden ließ, stand Jury, von zwei steinernen Löwen flankiert, auf Harrys Treppenabsatz und genoss den Blick auf Belgravia.
    Die Tür wurde von Mrs. Tobias, Mungo ihr zu Füßen, einen Spaltbreit geöffnet. Sie erinnerte sich natürlich an Superintendent Jury, ließ sich aber etwas Zeit, um den Dienstausweis von Detective Inspector Jenkins gründlich zu inspizieren.
    »Ich glaube, er erwartet uns«, sagte Jury.
    »O ja, Sir. Kommen Sie bitte herein.«
    Sie führte sie ins Wohnzimmer, oder vielmehr Mungo führte und ging vorneweg.
    Harry erhob sich von einem kleinen Sofa hinter einem silbernen Kaffeeservice und begrüßte sie überschwänglich.
    Verwundert stellte Jury fest, dass er und Chief Inspector Dryer vor etwa einem Monat erst hier aufgetaucht waren, um bei Harry die Handschellen klicken zu lassen. Bildlich gesprochen jedenfalls, denn Handschellen hatten gar nicht geklickt. Die Ähnlichkeit der äußeren Umstände war wirklich frappierend: dasselbe Zimmer, das kleine Sofa, der Kaffee, die Times , das silberne Zigarettenetui. Gleich würde er ihnen Kaffee anbieten. Und Zigaretten.
    »Kaffee, meine Herrn?«
    Sie lehnten dankend ab. Harry nahm eine Zigarette aus dem
Etui und bot DI Jenkins auch eine an. Bei Jury sah er wohlweislich davon ab. »Bitte setzen Sie sich.« Er winkte sie in ein paar dunkle Ledersessel. Jenkins nahm Platz, Jury blieb an den Türrahmen gelehnt stehen.
    Jenkins fing an: »Mr. Johnson. Ich ermittle im Fall einer jungen Frau, die vorgestern Nacht auf dem Kirchhof von St. Paul’s ermordet wurde.«
    »Ah, ja. Davon habe ich gelesen.« Harry raschelte mit der Zeitung.
    »Superintendent Jury hat den Eindruck, dass Sie sie kannten. Deidre Small hat sie geheißen.«
    Harry setzte sein typisches, strahlendes Lächeln auf. »Superintendent Jury meint, ich würde jeden kennen, der in London abgemurkst wird.«
    »Und… ist es so?«, fragte Jenkins amüsiert, bevor er sich zurücklehnte und die Beine übereinanderschlug.
    Jury würde ihn an höherer Stelle für eine Belobigung empfehlen.
    Harry lachte. »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Auch nicht Miss Small? Deidre Small kannten Sie nicht?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid.«
    Mungo war kurz hinausgegangen und kehrte nun mit Morris zurück (ohne blaues Halsbändchen natürlich, das sich ja in Chesham befand). Beide setzten sich Jury zu Füßen, beide blickten unverwandt, wie mit angehaltenem Atem, zu ihm hoch.
    Jenkins sagte: »Dann kannten Sie sie also nicht?«
    »Selbstverständlich nicht. Das sagte ich doch gerade.«
    »Und die beiden anderen ermordeten Frauen – Stacy Storm und Kate Banks?«
    »Nein, die kannte ich ebenfalls nicht. Hören Sie, bin ich bei diesem Dreifachmord etwa tatverdächtig?«
    Dies sagte er jedoch mit einem Lächeln, nicht einmal einem nervösen. Es war das Lächeln von einem, der seinen Kumpels einen ganz tollen Streich gespielt hatte.

    Wenigstens fasste Jury es so auf. Und war sich ziemlich sicher, dass es sich auch so verhielt.
    »Wenn ja – habe ich nämlich bemerkenswert wenige Alibis zu bieten.«
    »Wieso sagen Sie das, Sir?«
    »Zur Tatzeit dieser Morde war ich allein. Keine Zeugen, ich lebe nämlich allein, müssen Sie wissen. Ich nehme an, die Zeitungen« – er griff nach der neben ihm

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