All the lonely people
dass sie uns Spaß machen, sobald wir erst einmal dabei sind. Entschuldigungen finden wir dafür immer. Wenn wir einsam sind, lautet sie häufig pauschal: »Allein macht das doch keinen Spaß.«
Für diese Fälle habe ich eine Methode entwickelt, mit dem sich die Anlaufschwierigkeiten überwinden lassen.
|186| Die Roboter-Methode
N ormalerweise warten wir darauf, dass uns die Lust packt, etwas zu unternehmen. Und wenn sie sich nicht einstellt, rühren wir uns nicht vom Fleck, selbst dann nicht, wenn wir genau wissen, dass uns diese Aktivität lebendiger und glücklicher machen würde. Die Lösung besteht darin, zunächst zu handeln, ohne in Stimmung zu sein. William Glasser, der Begründer der Realitätstherapie, vertritt die Ansicht: »Handeln können wir immer!« Er rät seinen depressiven Patienten, nicht zu warten, bis ihre Depression vorüber ist, um dann aktiv zu werden, sondern aktiv zu werden,
damit
ihre Depression vergeht.
Mit der Robotermethode können Sie sich ganz einfach in Bewegung setzen: Sie beschließen, was Sie tun möchten und wann genau es stattfinden soll. Zur vorgesehenen Zeit geben Sie sich dann die entsprechende Anweisung und führen sie wie ein Roboter aus, ganz gleich, in welcher Stimmung Sie sind.
Sie nehmen sich zum Beispiel vor, am Sonntagnachmittag um 15 Uhr einen Spaziergang zu machen. Um 14.45 Uhr hängen Sie noch schlapp vor dem Fernseher und lassen sich von einem schon x-mal wiederholten Spielfilm berieseln. Lust zum Spazierengehen? Null. Trotzdem: Punkt 15 Uhr sagen Sie sich: »Du gehst jetzt spazieren!« Daraufhin stehen Sie ganz mechanisch auf, gehen zur Garderobe, ziehen Ihren Mantel an, stecken den Schlüssel ein, gehen zu Ihrem Auto, fahren irgendwo hin, wo es schön ist, machen dort Ihren Spaziergang und fahren wieder zurück. Ich wette, bei Ihrer Rückkehr fühlen Sie sich zufrieden und wesentlich frischer als vorher. Sie haben sich selbst in Schwung gebracht.
Nur eine Viertelstunde
E ine weitere Methode, die vor allem dazu dient, sich zuhause zu beschäftigen, stammt aus der Verhaltenstherapie. Auch sie hat den Zweck, die schwierige Anfangshürde zu überwinden. Sobald wir erst einmal dabei sind, packt uns meist die Leidenschaft. Nicht umsonst sagt das Sprichwort: »Der Appetit kommt beim Essen.«
|187| Hier hilft ein kleiner Vertrag mit sich selbst: Erlauben Sie sich vorab, die geplante Tätigkeit nach fünfzehn Minuten wieder abzubrechen, wenn sie Ihnen wirklich nicht gefällt. Diese Zeit müssen Sie allerdings durchhalten.
Angenommen, Sie möchten für sich allein ein Menü kochen, überlegen aber noch, ob das nicht doch zu viel Aufwand ist. Dann sagen Sie sich: »Nur fünfzehn Minuten« und beginnen, die passenden Lebensmittel und Töpfe zusammenzustellen. Nach einer Viertelstunde können Sie frei entscheiden, ob Sie jetzt die Utensilien doch lieber wieder im Schrank verstauen wollen oder ob Sie weitermachen möchten. Die Erfahrung zeigt, dass man in neunundneunzig Prozent der Fälle sein Werk zu Ende führt.
Mit der Roboter- und der Fünfzehn-Minuten-Technik wird es Ihnen gewiss gelingen, aktiv zu werden, auch ohne dass Sie dabei Gesellschaft haben. Das wiederum gibt Ihnen persönliche Sicherheit und eine souveräne Ausstrahlung, mit der Sie auf andere Menschen auch dann anziehend wirken, wenn Sie zurzeit einsam sind.
Schaffen Sie sich ein Refugium
I ch kenne einige Frauen und Männer, die schon einige Jahre in einem häuslichen Provisorium leben. Dass sie innerlich in der Warteschleife hängen, zeigt sich deutlich an ihrer Wohnung. Christina haust noch immer in ihrer Studentenbude, obwohl sie sich als Chemikerin längst eine komfortablere Bleibe hätte suchen können. Sie fürchtet: »Wenn ich jetzt eine teure Wohnung miete und dann jemanden kennen lerne, der in einer anderen Stadt lebt, habe ich den ganzen Umzug umsonst gemacht.«
In der Küche von Ralf, einem 36-jährigen Finanzberater, sieht es aus wie auf dem Campingplatz. In den Regalen stapelt sich Plastikgeschirr. Seine Einstellung: »Für einen allein lohnt es sich doch nicht, Aufwand mit Porzellan und Kristallgläsern zu treiben.« Sein Arbeitszimmer wirkt, als wäre kürzlich ein Tornado durchgefegt. »Sieht doch keiner«, meint er lakonisch.
Wir sollten es uns selbst wert sein, eine Umgebung zu schaffen, in |188| der wir uns richtig wohlfühlen. Überlegen Sie doch einmal, was Sie sich bisher verkniffen haben, weil es sich für Sie alleine angeblich nicht lohnt. Das gemütliche breite Bett? Den
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