All the lonely people
merken, wie meine Hände zitterten und meine Stimme wackelte. Am Rednerpult fummelte ich solange mit meinem Manuskript herum, bis ich ein bisschen ruhiger geworden war. Inzwischen habe ich so häufig Vorträge gehalten, dass ich gelassen vor jedem Publikum stehe und mich nur noch freue, etwas mitteilen zu dürfen.
Susan Jeffers, meine New Yorker Kollegin, hat das Rezept, die Angst zu verlieren, auf eine wunderbar griffige Formel gebracht. Sie rät: »Hab die Angst – und tu’s!« 38 Warten Sie also nicht darauf, dass sich Ihre Scheu, Kontakt aufzunehmen, im stillen Kämmerchen verflüchtigt. |191| Wagen Sie es, sprechen Sie andere an. Ich garantiere Ihnen, dass Ihre Angst dabei von Mal zu Mal geringer wird.
Akzeptieren Sie sich
J ede Angst, Kontakt aufzunehmen, lässt sich im Grunde auf einen einzigen Nenner bringen: »Ich bin nicht gut genug.« Kaum nähern wir uns einem sympathischen Menschen, flüstert unsere negative innere Stimme: »Du bist nicht richtig angezogen«, »Wenn du diesen geistlosen Spruch von dir gibst, hast du sowieso verspielt«, »Du bist für so einen attraktiven Mann (eine attraktive Frau) viel zu unscheinbar«, »Was du zu sagen hast, ist uninteressant«, »In diesen Kreis passt du sowieso nicht«, »Lass das, du bist aufdringlich.«
Die Wirkung Ihrer negativen Stimme haben Sie ja inzwischen kennen gelernt und wissen, wie Sie ihr begegnen können. Auch in diesem Zusammenhang müssen Sie ihr Paroli bieten. Nehmen Sie sich Zeit, und entkräften Sie sie Punkt für Punkt, wie Sie es im achten Kapitel gelernt haben. Sie können sie aber notfalls auch mit einem kurzen Satz stoppen: »Mag sein, dass ich nicht perfekt bin, aber ich bin OK.«
Machen Sie sich bewusst, dass Sie als Mensch auch dann in Ordnung sind, wenn Sie keinen glanzvollen Auftritt hinbekommen. Sollten Sie zu den Stillen im Lande gehören, dann akzeptieren Sie sich so wie Sie sind, und quälen Sie sich nicht damit, ein Partylöwe oder eine Entertainerin zu werden. Der amerikanische Genforscher Dean Hamer hat nachgewiesen, dass unser Temperament angeboren ist und nicht verändert werden kann. Wohl aber ist es uns möglich, aus unseren Anlagen das Beste zu machen. 39 Wenn Sie kein Talent dafür besitzen, sprühend Geschichten zu erzählen, dann können Sie eben wunderbar zuhören, und wenn Sie nicht durch witzige Bemerkungen auffallen, dann halt durch kluge Beiträge.
Nehmen Sie sich nicht so wichtig
I ch kann mir Ihren erstaunten Blick vorstellen. Da lege ich Ihnen immer wieder nahe, auf sich zu achten, Ihre Gefühle ernst zu nehmen |192| – und nun bitte ich Sie, sich nicht so wichtig zu nehmen! Stimmt, das ist ein Widerspruch, aber diese Aufforderung gilt auch nur für einen bestimmten Bereich.
Wenn wir scheu oder schüchtern sind und Angst haben, jemanden anzusprechen, sind wir in Wirklichkeit ziemlich egozentrisch, in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Unser Ego steht im Zentrum unserer Wahrnehmung:
Ich
könnte mich ja blamieren. Er (sie) könnte
mich
aufdringlich finden.
Mir
ist das schrecklich peinlich, wenn
ich
abgewiesen werde. Tatsache ist, dass unser Gegenüber uns gar nicht so bedeutend findet, wie wir glauben. Wenn wir durch ein voll besetztes Restaurant gehen, starren uns längst nicht alle Gäste neugierig an. Niemand findet es weltbewegend, wenn wir etwas nicht wissen. Keiner bemerkt unseren Pickel am Kinn oder rümpft die Nase, weil wir nicht ausreichend informiert sind. Dazu sind die anderen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sobald wir uns klarmachen, dass es für den anderen gar nicht so bedeutend ist, was wir tun oder lassen, können wir wesentlich entspannter reagieren. Sagen Sie sich immer dann, wenn Sie angespannt sind und sich auf dem Präsentierteller fühlen: »Ich bin nicht so wichtig« oder »Es kommt nicht darauf an.«
Wenn Sie erkennen, dass sich jeder selbst für den Nabel der Welt hält, können Sie das außerdem noch dazu nutzen, ihm näher zu kommen.
Interessieren Sie sich für andere
D er Philosoph John Dewey war der Ansicht, dass der stärkste Trieb der menschlichen Natur darin besteht, bedeutend zu sein. Ich glaube, dass er recht hat. Niemand ist gerne eine Nummer, ein Rädchen im Getriebe. Wir möchten wahrgenommen, beachtet, gelobt und geliebt werden. Dann fühlen wir uns wohl und blühen auf wie eine Blume in der Sonne. Menschen, die uns das bieten, finden wir außerordentlich sympathisch. Wenn Sie sich also für Ihr Gegenüber interessieren, sind Sie garantiert erfolgreich.
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