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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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Baby zu bekommen, weil du ihn liebst? Hast du dir vorgestellt, sobald du erst einmal ein Kind von ihm erwartest, würde er sich auch in dich verlieben, und du würdest ihn und das Baby behalten?«
    »Nein! Nein, so ist es nicht. So ist es nicht!«
    »Aber du hast ihn geliebt, als du sagtest, du würdest sein Baby austragen. Deshalb hast du gesagt, dass du es tun würdest.«
    »Ich … Nein.«
    »Und es war sogar noch leichter für dich, weil ich unfruchtbar bin. Also ist das Baby zur Hälfte deins.«
    »Claire, bitte!«
    »Ich habe dir vertraut«, sagte Claire. »Ich habe dir in der wichtigsten Frage meines Lebens vertraut. An einem Punkt in meinem Leben, wo ich mich am schwächsten fühlte, wo ich die größte Angst hatte, einen Fehler zu begehen. Und das hast du gewusst .«
    »Ich habe dir vertraut!« Auf einmal empfand Romily Zorn. Er kam ihr gerade recht. Wut war besser als Panik. »Ich habe darauf vertraut, dass du bei mir zu Hause bist und auf meine Tochter aufpasst und nicht in meinem Leben herumspionierst.«
    Claire deutete auf das Notizbuch in Romilys Hand. »Da geht es um mein Leben. Mein Baby. Meinen Mann. Du willst sie beide haben.« Eine Träne lief ihre Wange hinunter. »Hast du mich die ganze Zeit über ausgelacht?«
    »Es geht nicht um dich, Claire. Die Welt dreht sich nicht nur um dich. Seitdem ich schwanger wurde, wurde ich jede Minute begutachtet und gemustert und befragt, und ich habe gesagt bekommen, was ich tun, was ich essen und wie ich mich benehmen soll. Ich gehöre dir nicht. Nicht mein Körper, nicht meine Gefühle. Sie gehören mir, und sie sind privat, und sie gehen dich nichts an.«
    »Alles, was du getan hast, war Show. Du hast alles getan, um mich in Sicherheit zu wiegen. Du hast mir ständig gesagt, es wäre mein Baby. Du hast dir das Kinderzimmer angesehen. Ich habe dich gemocht. Und die ganze Zeit über …« Sie rang nach Luft.
    »Früher hattest du nie viel Interesse an mir. Hast du mich gemocht, oder hast du das gemocht, was ich für dich getan habe? Meine Dienstleistung?«
    Claire eilte zum Sofa und griff nach ihrer Jacke und ihrer Handtasche, die dort lagen. Sie knallte die Tür hinter sich zu. Romily ließ das Notizbuch fallen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, die Hände über dem Mund. Ihr Herz hämmerte.
    Posie erschien, sich die Augen reibend, die Haare zerzaust. »Was ist denn los?«
    »Nichts«, antwortete Romily. »Nichts ist los. Claire musste schnell weg, weil sie etwas vergessen hat. Geh wieder schlafen, Pose.«
    Posie nickte und tappte in ihr Zimmer zurück. Romily hob das Notizbuch auf und riss jede einzelne Seite heraus. Sie riss jeden Brief in Fetzen, immer winziger, bis sie kaum mehr die Schrift erkennen konnte. Und dann riss sie alles noch kleiner.

Alles, was es gibt
    B en hatte seine Entwürfe auf dem ganzen Küchentisch ausgebreitet. Vor ihm standen ein halb leeres Glas Milch und ein Teller voller Krümel. Er hob bei ihrem Eintreten kaum den Blick. »War’s gut im Literaturkreis? Du bist früh zurück.«
    »Ich war nicht im Literaturkreis.«
    »Na, da hab ich wohl was durcheinanderbekommen. Ich mache den Abwasch, bevor ich zu Bett gehe, versprochen.«
    »Ich war bei Romily.«
    Das ließ ihn aufblicken. »Alles in Ordnung bei ihr?« Ihre Gefühle mussten sich in ihrem Gesicht widerspiegeln, denn er schob den Stuhl zurück und stand auf. »Was ist los? Ist mit dem Baby alles in Ordnung? Wieso habt ihr nicht angerufen?«
    »Dem Baby geht es gut. Ich habe auf Posie aufgepasst.«
    »Das ist alles? Warum hat sie mir nicht Bescheid ge geben?«
    Romilys kleines Geheimnis bezüglich des Abendessens mit Jarvis wirkte jetzt so weit weg und belanglos. Im Vergleich zu ihrem großen Geheimnis. »Ich bin auf etwas gestoßen, während ich in ihrer Wohnung war. Sie hat dem Baby Briefe geschrieben.«
    »Das wolltest du doch.«
    »Sie hat darin alle ihre Gefühle niedergeschrieben. Alle ihre Gefühle.«
    Ben stand in der Küche, in einer Jeans und einem Rugby-Oberteil, die sie ihm gekauft hatte. Seine Haare waren wirr, weil er sich beim Arbeiten mit den Fingern hindurchgefahren war. Er trug noch seine Lesebrille. Auf jede erdenkliche Weise sah er vertraut aus. So, wie die Welt ausgesehen hatte, bevor Claire jenes Notizbuch aufgeschla gen und entdeckt hatte, dass nichts mehr vertraut war.
    Sie war es im Geist durchgegangen, wieder und wieder auf dem Nachhauseweg, während sie vorsichtig an roten Ampeln hielt, nach links und rechts sah, bevor sie über eine Kreuzung

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