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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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ihre Hand ergriffen hatte.
    Er behielt seine Hände in den Hosentaschen, und sie umklammerte auf der ihm zugewandten Seite den Riemen ihrer Handtasche. »Man muss nicht allein sein, um einsam zu sein« , wollte sie fast sagen. »Man muss überhaupt nicht allein sein.«
    Doch sie sagte es nicht.
    Sie bogen zur Straße hin ab. In ihrer Wohnung waren die Vorhänge zugezogen. Die beiden blieben vor dem Haus stehen, und als sich Romily zu Jarvis drehte, um sich zu verabschieden, war er ihr viel näher, als sie erwartet hatte. Sie konnte den schwachen Duft seiner Rasierlotion riechen und das Rascheln seiner Kleidung hören, und sie erwiderte seinen Blick. Ihr Herz hämmerte, und Romily vergaß die Umstände ihres Lebens. Die Hand an ihrer Tasche löste sich ein wenig, und sie reckte das Gesicht zu ihm empor. Sein Atem berührte ihre Wange.
    Das Baby bewegte sich.
    »Oh«, sagte Romily und legte sich die Hand auf den Bauch. »Ähm. Tja. Danke schön.«
    »Ich danke dir. Das war schön. Ein bisschen wie in alten Zeiten.«
    In alten Zeiten hätte er ihr einen Gutenachtkuss gegeben. Sie senkte den Kopf. »Ich rufe dich wegen nächstem Wochenende an.«
    »In Ordnung. Gute Nacht, Romily.«
    Er rührte sich jedoch nicht von der Stelle, und erst zögerte Romily, doch dann wurde ihr klar, dass er darauf wartete, dass sie sicher das Haus betrat, bevor er sich auf den Weg zur U-Bahn-Station machte.
    Die kurze Treppe zu ihrer Eingangstür – länger dauerte die Reise vom Was-gewesen-war-und-was-hätte-sein-können bis zum Was-tatsächlich-war nicht. Als sie die Tür geöffnet hatte und zu Jarvis hochsah, war er bereits losgegangen.
    Claire hatte drinnen sämtliche Lampen an, und sie saß in dem Sessel, den Ben immer benutzte. Romily lächelte breit.
    »Gute Nachrichten«, meinte sie. »Ich habe das Kleid nicht bekleck…«
    Claire sah hoch. Ihr Gesicht war weiß. In ihrem Schoß lag Romilys Notizbuch.
    »Ich habe«, sagte sie und schluckte, »ich habe das Ultraschallbild gefunden.«
    Romily rührte sich nicht von der Stelle, die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
    »Du hast mein Notizbuch gelesen.« O nein. O lieber Gott, nein. Nein, nein, nein. »Wieso liest du mein Notizbuch?«
    »Ich habe das Bild gesehen«, antwortete Claire. Sie sprach, als befände sie sich in einem Traum. »Ich habe ein Kopfkissen für Posie geholt, und ich habe es gesehen, und ich habe es zurück in das Notizbuch gesteckt, und ich habe die Briefe gesehen, die du schreibst. An mein Baby.«
    »Das ist privat.« Romily durchquerte das Zimmer und riss Claire das Notizbuch aus dem Schoß. Das Ultraschallbild flatterte zu Boden. Romily schlug das Buch zu und hielt es sich dicht an die Brust. Alle Wörter, die sie niedergeschrieben hatte, zuckten ihr gleichzeitig durch den Kopf. Sämtliche Geheimnisse.
    »Du hast getan, worum ich dich gebeten hatte«, fuhr Claire fort. »Briefe an das Baby geschrieben. Um ihm zu zeigen, dass er gewollt ist. Aber du hast gesagt, es wäre ein dummer Einfall.«
    »Es war bloß dummes Zeug, bloß Gefühle. Niemand sollte es lesen. Ich wollte es zerreißen.«
    Claire klang nicht erbost, sie klang fassungslos. Vielleicht hatte sie gar nicht alle Briefe gelesen. Vielleicht hatte sie gerade erst zu lesen angefangen. Die ersten Briefe waren doch nicht so schlimm, oder?
    Da wurde Romily klar, was Claire gesagt hatte. Sie hatte das Baby »er« genannt, obwohl sie und Ben so sorgsam darauf geachtet hatten, das Geschlecht nicht zu erfahren.
    »›Liebe ist nicht die Antwort‹«, zitierte Claire. »›Liebe ist das Problem.‹ Wie lange bist du schon in meinen Mann verliebt, Romily?«
    »Bin ich nicht«, widersprach Romily reflexhaft. »Das bin ich nie gewesen. Ich habe das bloß geschrieben, weil ich … Ich habe mir eine Geschichte ausgedacht. Ein Märchen …«
    »Es ist kein Märchen. Es ist die Wahrheit.«
    »Ist es nicht. Ich bin nicht in Ben verliebt.«
    »Wieso gibt es denn dann eine ganze Seite, auf der du dich ermahnst, nicht in ihn verliebt zu sein? Immer und immer wieder?«
    »Es ist …« Romily konnte nicht atmen. Es war, als schrumpfe das Zimmer um sie her zusammen und zerquetsche sie. »Es sind bloß die Hormone. Sie wollen, dass ich mich mit dem Vater des Kindes, das ich austrage, verpaare. Es ist nichts, rein gar nichts, und ich werde darüber hinwegkommen, sobald das Kind auf der Welt ist.«
    »Du bist eine schreckliche Lügnerin.«
    Claires Stimme war kalt. Sie erhob sich stocksteif.
    »Hast du dich bereit erklärt, Bens

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