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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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aufgegeben.«
    Ganz in der Nähe räusperte sich jemand. Romily sah auf, und da stand Muz mit ausgestreckter Hand. »Ähm … die Seite mit dem Tagesgeschehen?«
    Ben reichte sie ihm. Muz hob die Augenbraue angesichts des zur Hälfte leeren Papiers, legte dann aber das Blatt für die Filmrunde hin und ging zum nächsten Tisch.
    »Sie will nicht mit mir reden«, sagte Ben. »Sie sagt, ich will sie drängen. Dabei möchte ich es bloß besprechen.« Er stützte den Kopf in die Hände.
    Romily hörte, wie Muz nacheinander seine Quizfragen stellte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Ihr – habt ihr über Adoption gesprochen?«, versuchte sie es.
    »Wir wollten unser eigenes Kind. Claire hat sich natürlich informiert. Weißt du, wie lange es dauert? Oder wie unwahrscheinlich es ist, dass man ein Baby bekommt?« Er leerte sein Glas. »Ich weiß nicht. Vielleicht müssen wir das jetzt ins Auge fassen. Aber ich bin noch nicht bereit, den Traum aufzugeben, Romily. Ich glaube einfach nicht, dass es bei ihr so ist.«
    Sie stand auf. »Noch eins?«
    »Ja.«
    Sie ging zur Bar. Zwar hatte sie ihm gegenüber ein Pint Vorsprung, aber betrunken fühlte sie sich nicht. Sie zitterte.
    So hatte sie Ben noch nie gesehen. Ihr sonniger, optimistischer, tatkräftiger Ben. Der Mann, der wie eine Naturgewalt war und immer eine Lösung parat hatte.
    »Alles klar bei ihm?«, fragte Liz.
    »Ihm geht’s gut«, sagte Romily. »Hat bloß einen schlechten Tag gehabt.« Sie warf einen Blick zu ihrem Tisch und wusste, dass es mehr als ein schlechter Tag gewesen war. Er sah verzweifelt aus. Als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.
    »Zwei Tequila nehm ich auch noch«, sagte Romily.
    Sie brachte die Getränke zum Tisch zurück. »Hier. Trink das.«
    Ben kniff die Augen zusammen, aber er trank den Tequila. »Ist schlecht für die Spermienkonzentration«, sagte er. »Aber das ist jetzt wohl egal.«
    Sie trank ihren Tequila. Er schien sofort zu wirken.
    »Es ist so ungerecht«, sagte sie. »Es gibt Millionen Frauen, die noch nicht einmal Kinder wollen und trotzdem schwanger werden. Frauen, die trinken und rauchen und Drogen nehmen und so.« Sie nahm einen Schluck Bier, um den Tequila-Geschmack loszuwerden. »Ich glaube, manchmal wäre es so viel einfacher, wenn wir es wie die Ameisen oder Honigbienen machen würden. Kollektives Großziehen. Jeder gehört zur Familie. Das ist eine elegante Lösung.«
    »Wenn wir uns über Insekten unterhalten, brauche ich noch einen Tequila«, sagte Ben und ging an die Bar. Nach ein paar Minuten war er wieder da.
    »Posie will sowieso, dass ihr beide ihre Eltern seid«, sagte Romily, nachdem sie ihren zweiten Tequila getrunken hatten.
    »Ach, Blödsinn.«
    »Doch, wirklich. Und ich kann es ihr nicht verdenken. Weißt du, die Sache ist die, wenn ich nicht …« Sie hielt inne. Tequila war gefährlich. Es gab einen Grund, weshalb sie in Bens Gegenwart sonst nie welchen trank. Sie setzte erneut an. »Wenn du nicht mit mir befreundet wärst, würde ich dich hassen. Du bist genial, du bist begabt, du bist erfolgreich. Du hast die Liebe deines Leben geheiratet. Jeder, der dir begegnet, verliebt sich in dich.«
    »Sei nicht dumm.«
    »Ich meine es ernst. Schau dir Liz da vorne an.«
    Sie sahen beide zur Bar. Die Wirtin blickte mit gerunzelter Stirn zu ihnen herüber. Als sie merkte, dass man ihr auf die Schliche gekommen war, winkte sie ihnen mit einem matten Lächeln zu, bevor sie so tat, als würde sie den Tresen abwischen.
    »Sie ist bloß nett«, sagte Ben.
    »Und sieh mich an …«, fuhr Romily fort und verbesserte sich dann sofort. Verfluchter Tequila. »Ich meine, schau dir mein Leben an im Vergleich zu deinem. Ich lebe in einer winzigen Wohnung in einer beschissenen Stadt, ich habe nie Geld, ich liebe meine Arbeit, sicher, aber sie eignet sich nicht gerade als Gesprächsthema bei einer Cocktailparty, das heißt, wenn ich jemals auf Cocktailpartys eingeladen werden würde, was nie vorkommt. Und eine Verabredung hatte ich schon … na ja, schon lange nicht mehr.«
    »Du hast eine Sache, die ich nicht habe«, sagte Ben leise. »Du hast Posie.«
    »Ja, klar. Aber das ist auch nicht gerecht. Ich meine, du planst seit Jahren, Kinder zu haben, und ich, ich benutze einmal ein kaputtes Kondom und rums!«
    »Posie ist wunderbar.«
    »Das ist sie, und ich liebe sie, aber sie war eigentlich nicht geplant. Wie du weißt.«
    »Ich weiß. Aber es war die richtige Entscheidung, stimmt’s?«
    »Natürlich.

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