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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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Bar.
    »Normalerweise ist er vor dir da«, sagte Liz, die Wirtin. Romily hegte den Verdacht, dass sie ein bisschen verknallt war. Dies war Bens Stammkneipe: niedrige Räume, Reetdach, wo man hinsah Hufeisen und getrockneter Hopfen. Wenn Romily etwas trinken und nicht Auto fahren wollte, waren es eine Busfahrt oder eine halbe Meile zu Fuß.
    »Ich schenk ihm sein Pint trotzdem schon ein«, fuhr Liz fort. Sie begann, zwei Pints Tanglefoot zu zapfen.
    »Du kannst dich unserem Team anschließen«, sagte einer der Stammgäste, Glenn, der zu Romily an die Bar trat. Er trug eine Barbourjacke und Cordhose. Ein Wochenend-Landjunker.
    »Danke, aber wenn er nicht kommt, probiere ich es allein.«
    »Du schaffst niemals die Runde mit dem Tagesge schehen.«
    »Vielleicht schaue ich ja Nachrichten. Und zwar ständig.«
    Glenn schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich habe dich an den Quiz-Abenden beobachtet. Ich kenne deine Schwächen.«
    »Jetzt machst du mir aber Angst.«
    »Wer ist Premierminister?«
    »Das ist leicht. Barack Obama.«
    »Du wirst so was von verlieren, meine Liebe.«
    »Wollen wir wetten?«
    Glenn zögerte.
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte Romily.
    Liz schob zwei Pints über den Tresen, und Romily trug sie zu ihrem Stammtisch. Sie behielt die Tür im Auge. Ben hatte über eine Woche lang auf keine ihrer SMS geant wortet. Am Samstag war er nicht beim Fußball gewe sen. Möglicherweise waren Claire und er weggefahren, aber eigentlich hätte sie erwartet, dass er ihr Bescheid geben würde, zumal ihre Teilnahme an dem Quiz schon seit einer Ewigkeit feststand. Es war verdammt ärgerlich, sich einen Babysitter zu besorgen, um dann allein im Rose and Thistle herumzuhängen. Wenn sie das gewusst hätte, hätte sie etwas anderes unternehmen können. Beispielsweise …
    Tja, im Moment fiel ihr nichts ein. Aber sie hätte etwas unternehmen können. Ins Kino gehen. Sie war schon ewig nicht mehr im Kino gewesen. Nach London fahren, um sich einen Vortrag anzuhören.
    Obwohl sie natürlich theoretisch jederzeit abends loskonnte, denn Ben und Claire würden immer babysitten, wenn sie sie darum bat. Es ging ihr nicht um die vergeudeten Babysitter-Stunden. Es ging darum, dass Ben sich nicht meldete. Natürlich hatte sie Verständnis. Er hatte ein erfülltes Leben. Er hatte eine Ehe und eine Frau, die dazu noch schwanger war.
    Zu ihrer Überraschung hatte Romily bereits mehr als die Hälfte ihres Pints getrunken. Mit einem finsteren Blick auf die Tür machte sie sich über den Rest her. Am Ende der Bar sortierte Muz, der lange, hochgewachsene Hippie, der das Quiz veranstaltete, seine Unterlagen. Er schaltete das Mikrofon ein, und es gab ein langes Rückkopplungsquietschen, wie jedes Mal. Sie ertrug es mit zusammengekniffenen Augen. Der Konkurrenzkampf bei so einem Dorfpub-Quiz war hart. Laut Ben besprachen die Leute ihre Strategien Wochen im Voraus. Jedes Team bestand aus sechs Leuten, was die maximal erlaubte Teilnehmerzahl war. Ben und sie waren normalerweise das einzige Duo, auch wenn sie das nicht davon abgehalten hatte, die letzten drei Jahre in Folge zu gewinnen. Die anderen Teams berieten sich längst aufgeregt, als wäre das Rose and Thistle eine Art hopfenübersäter Gefechtsstand.
    »Allein?«, fragte Muz beim Verteilen der Antwortbögen.
    »Sieht so aus.«
    »Ich habe gestern Abend gesehen, wie er mit seiner Frau raus aus der Stadt gefahren ist.«
    Sie biss sich auf die Lippe und betrachtete den Fragebogen mit den Bildern. Verdammt. Glenn hatte recht. Sie kannte niemanden der Abgebildeten. »Wann machst du mal eine Bilderrunde zu Insekten?«
    »Dann hättest du einen unfairen Vorteil.«
    »Ich habe immer einen unfairen Vorteil«, murmelte sie, »aber heute Abend ist er bei seiner Frau.«
    »Dann ist gerade sein Zwillingsbruder reingekommen«, sagte Muz, und Romily blickte mit einem Lächeln auf.
    Bens Gesicht war zornesrot. Mit einem Blick auf Romily und das eine volle Pint vor ihr ging er direkt auf die Bar zu.
    »Da gibt’s vielleicht gleich noch Ärger«, stellte Muz fest. »Was hast du angestellt?«
    »Ich bin es nicht gewesen«, sagte sie. »Wahrscheinlich die Arbeit.«
    Liz begrüßte ihn herzlich. Romily konnte nicht hören, was die beiden redeten, und Ben hatte ihr den Rücken zugewandt, sodass sie auch sein Gesicht nicht sehen konnte. Doch Liz’ Grinsen verschwand schnell, was darauf schließen ließ, dass Ben ihren Frohsinn nicht erwidert hatte. Romily beugte sich wieder über die Bilder.
    Ein weiteres

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