All unsere Traeume - Roman
Saum seines Schlafanzugs nass wurden.
»Du warst ja schon fleißig«, sagte er. Er reichte ihr eine der Tassen und ging neben Claire in die Hocke.
»Ich habe diese Zwiebeln in der Garage gefunden und mir gedacht, ich nütze den Sonnenschein aus.«
»Ein guter Tag zum Pflanzen.« Ben lächelte zum Himmel hinauf.
»Du hast letzte Nacht im Gästezimmer geschlafen.«
»Ich hatte getrunken und wollte dich nicht stören«, sagte er. »Außerdem hatte ich viel nachzudenken.« Er setzte sich ins Gras. »Es tut mir leid, Claire. Ich habe die Dinge nicht von deiner Warte aus betrachtet. Für mich stand die Vorstellung, zusammen ein Baby zu bekommen, so sehr im Vordergrund, dass ich eigentlich nicht kapiert habe, wie schwer es für dich gewesen ist. Ich dachte, dass wir es beide zusammen durchmachen, aber du hast recht: Es ist dein Körper. Für dich ist es schlimmer.«
»Okay«, sagte Claire leise.
»Es war nicht sehr einfühlsam von mir, dass ich dich zu weiteren künstlichen Befruchtungen überreden wollte. Ich kann dein Gefühl nachvollziehen, dass auf diese Weise bloß der nächste Fehlschlag vorprogrammiert ist.«
»Okay.«
»Ich bin zu stur gewesen. So ist das immer bei mir. Ich entscheide, dass ich etwas will, und dann setze ich alles daran, es zu bekommen. Aber ich sollte auf dich hören.«
»Mir tut es auch leid«, sagte sie. »Ich weiß, wie sehr du es dir wünschst. Ich will es auch. Wenn ich es könnte, würde ich es tun.«
Er zog sie zu sich, auf seinen Schoß. »Du hast Erde an der Stirn«, sagte er und wischte sie weg.
»Ich bin auch nicht glücklich darüber«, sagte sie. »Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich Kinder haben würde, seit ich ein kleines Mädchen war. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich sie mit dir haben würde. Jedes Mal, wenn ich in diesen Garten hinausgegangen bin, habe ich mir gedacht, wie toll es für die Kinder sein würde, hier zu spielen. Ich habe den Fußballplatz auf dem Rasen und die Schaukel im Birnbaum gesehen. Ich habe das alles so lebendig vor mir gesehen, dass ich ganz den Blick dafür verloren habe, was wir tatsächlich erreicht haben.«
»Wir haben ein gutes Leben. Ja.«
»Es ist eine völlig andere Zukunft, als ich sie mir ausge malt habe. Aber es muss keine schlechte Zukunft sein. Wenn wir einander lieben, können wir glücklich sein, nicht wahr?«
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und drückte Claire fest an sich. »Ich bin schon sehr glücklich.«
Sie entspannte sich in seinen Armen, schloss die Augen und lauschte dem Gesang der Amsel im Birnbaum. Dem realen Birnbaum, der eben jetzt da war, der jedes Frühjahr herrliche Blüten trug und ihnen jeden Herbst seine köstlichen Früchte schenkte. Der Birnbaum, der einfach perfekt war, ganz ohne Schaukel.
»Wie viel Uhr ist es?«, fragte sie.
»Keine Ahnung. Halb neun? Es ist ein Wunder, dass ich nicht verkatert bin, wenn man bedenkt, wie viel Tequila wir gestern Abend gekippt haben.«
»Und ihr habt mal wieder das Quiz gewonnen.«
»Wir haben nicht gewonnen. Ich fürchte, ich habe Romily mein Herz ausgeschüttet.«
»Hm.« Claire wusste natürlich, dass Ben mit Romily redete. Man konnte schließlich nur eine gewisse Zeit lang Quizfragen beantworten oder über Fußball debattieren. Nach ein oder zwei Drinks erwähnte Ben zwangsläufig das eine oder andere aus seinem Privatleben.
Claires Mutter hatte häufig ihr Entsetzen bekundet, dass Ben mit einer Frau befreundet war, doch Claire neigte nicht dazu, sich in die Freundschaften ihres Mannes einzumischen. Eine Ehe basierte schließlich aufVertrauen. Allerdings war sie nicht ganz glücklich darüber, dass er jede Einzelheit ihres Privatlebens im Pub ausdiskutierte. Andererseits war es vielleicht kein Zufall, dass er heute Morgen ankam, um sich bei ihr zu entschuldigen.
»Hat Romily dir dabei geholfen, den weiblichen Standpunkt zu verstehen?«, fragte sie.
»In gewisser Hinsicht.«
»Tja, dann sollte ich ihr wohl dankbar sein.« Sie zerzauste ihm die Haare. »Gehen wir hinein. Du kriegst einen ganz nassen Po.«
»Was sagst du? Du willst einen nassen Po?« Er schubste sie von seinem Schoß und ließ sie ins Gras fallen.
»Ben!«
Er warf sich auf sie, schlang die Arme um sie und rollte mit ihr den Rasen hinab, sie kreischend, er lachend, sein Körper schwer und warm über und unter ihrem, beide feucht und dreckig und außer Atem, als sie am Stamm des Birnbaums liegen blieben, Seite an Seite.
»Du bist verrückt«, kicherte sie.
»Ich hab dir
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