All unsere Traeume - Roman
Ich meine … ja. Ich finde, sie ist der Wahnsinn. Sie ist der wichtigste Mensch auf der Welt für mich. Sie verblüfft mich ständig. Aber man kann nicht behaupten, dass ich von Natur aus der mütterliche Typ bin. Im Fernsehen kriegt man die Weichzeichnerversion des Elterndaseins geboten. Die ganzen Klopapierwerbungen mit den niedlichen Kindern und den Hunden. Es gibt so vieles, was man eigentlich nicht wollte. Koliken oder Reisekrankheit oder einen wunden Windelpopo. Da ist die viele Dreckwäsche. Und die Brettspiele, immer und immer wieder im Kreis herum, bis man am liebsten schreien würde. Und wenn ihnen etwas passiert, ist es, als hätte man dir das Herz aus dem Leib gerissen, da wird man wieder zum primitiven Tier. Und dann die Mütter auf dem Spielplatz …«
Falls sie Ben damit hatte trösten wollen, funktionierte es jedenfalls nicht. Er sah aus, als hätte sie ihm einen Tritt in den Magen versetzt.
»Also …« Sie räusperte sich. »Wie dem auch sei. Genug davon. Was wir jetzt brauchen, ist ein Plan.«
»Ich weiß nicht, Romily. Vielleicht hat Claire recht. Vielleicht soll es nicht sein.«
»Unsinn. Hast du mich jemals aufgeben lassen? Selbst wenn ich wollte?«
Ben betrachtete sein Pint. »Nein.«
»Na also.« Sie nahm das unbenutzte Blatt Papier aus der Filmrunde, drehte es um und griff sich den Bleistift. Ein Baby für Ben und Claire, schrieb sie oben hin. Doch das klang zu sehr nach Einkaufszettel, also radierte sie es wieder weg und schrieb: Wie Ben und Claire ein Baby bekommen können.
»Ersten s« , sagte sie und schrieb es gleichzeitig. » Adoptieren . «
»Ich weiß nicht.«
» Zweitens. Ähm …« Sie kratzte sich mit dem Bleistift an der Stirn und trank von ihrem Bier. »Auf natürliche Weise aus Versehen schwanger werden.«
»Das wird nicht passieren, es sei denn, es geschähe ein Wunder.«
»Tja, Wunder kommen vor. Die Biologie ist keine exakte Wissenschaft. Wie dem auch sei, listen wir zunächst einfach jede Möglichkeit auf. Dann sehen wir weiter. Drittens. Wieder die künstliche Befruchtung probieren. «
»Aber genau das, schwört Claire felsenfest, wird sie nicht mehr machen. Ich wünschte, ich könnte es an ihrer Stelle tun. Ich wünschte, ich könnte es durchmachen.«
Bei seinem Gesichtsausdruck wurde Romily ganz mulmig zumute, doch sie legte einen fröhlichen Ton in ihre Stimme. Sie hatte es noch immer geschafft, ihn zum Lachen zu bringen. Wenigstens das. »Versuchen wir einen anderen Weg. Viertens. Ein unglaublicher wissenschaftlicher Durchbruch, der noch nicht gelungen ist, zum Beispiel: Männer können Kinder kriegen. «
»Romily, das ist lächerlich. Man sollte dir niemals Tequila zu trinken geben.«
»Fünftens. Außerirdische.«
Er lächelte jetzt, zumindest ein bisschen, und das war viel wert. Sie machte weiter. »Sechstens. Die Eierstöcke einer anderen ausleihen.«
»Was?«
»Ja, klar. Claires Eizellen sind das Problem, oder? Nehmt gespendete Eizellen und dein eigenes Sperma. Dann wird es dein Kind sein.«
»Es wäre nicht das von Claire.«
»Wäre das ein Problem für sie?«
»Ich … weiß es nicht.« Er ließ es sich kurz durch den Kopf gehen.
»Es würde sowieso noch weitere Eingriffe bedeuten«, sagte Romily. »Weitere Embryonentransfers. Also vielleicht keine gute Idee.«
»Die Ärztin hat gesagt, es könnte Schwierigkeiten bei der Schwangerschaft geben, selbst wenn wir einen Embryo zustande bringen. Wir müssen weitere Tests machen.« Ben massierte sich die Stirn. »Claire sagt, das Schlimmste sei die Hoffnung.«
Seufzend betrachtete Romily die Liste. Ihre Schrift war ziemlich krakelig. Zweifellos die Tequilas. Trotzdem war da etwas, das an ihr nagte. Vielleicht eine Idee, die an die Oberfläche zu kommen versuchte.
»Hey«, sagte eine Stimme neben ihrem Tisch. Sie sahen auf, und da stand Glenn mit zwei weiteren Gläsern Tequila. »Das hier ist bloß ein kleines Dankeschön, weil ihr nicht an dem Quiz teilgenommen habt. Wir haben zum ersten Mal gewonnen.«
»Hättest die Wette eingehen sollen«, sagte Romily und nahm den Tequila.
»Wenn ihr es beim nächsten Mal wieder genauso machen könntet, wären wir euch sehr verbunden.«
»Verlasst euch nicht drauf.«
Glenn nickte ihnen zum Gruß zu und kehrte zu den anderen aus seinem Team zurück, die mit ihm abklatschten.
Ben lehnte sich mit den Ellbogen auf den Tisch, das Kinn in die Hände gestützt. »Ich weiß ja, dass du zu helfen versuchst, Romily, aber das hier ist … Ich fühle mich
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