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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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etwas. B
    Romily starrte auf ihr Handy. So endete also ihre Freund schaft, an einem Montag zur Mittagszeit – mit einer SMS und einem geheimen Treffen, um die Gefühle der Men schen, die ihnen am Herzen lagen, nicht zu verletzen.
    Sie war in der Personalküche des Brickham-Museums, ignorierte das hartnäckige Tropfen des Wasserhahns und das Klappern des Wasserkochers und verabreichte sich eine kräftige Dosis Koffein und Zucker. Der gestrige Kater war noch immer nicht ganz weg. Oder vielleicht war es die pure nackte Angst, die hinter ihren Kopfschmerzen und der Übelkeit steckte.
    Samstagabend war Ben zu sehr mit dem Gedanken an ein Baby beschäftigt gewesen, um zu begreifen, was Romilys Angebot wirklich zu bedeuten hatte. Doch mittlerweile hatte er Zeit gehabt, das Ganze zu überdenken. Und jetzt traf er sich mit ihr zu einem Gespräch. Von heute an würde ihre Freundschaft vorbei sein. Oder schlimmer noch, sie würde etwas Künstliches an sich haben. Jedes Mal, wenn sie zusammen wären, würde Romily sich fragen, ob er dachte: Sie ist in mich verliebt. Ben war ein anständiger Kerl, er würde sich Sorgen machen. Er würde betroffen sein. Er würde Mitleid mit ihr haben. Sie würde mit ansehen, wie er seine Worte, seine Gesten sorgfältig wählte, um ihr keine Hoffnungen zu machen. Ihre unbeschwerte Kameradschaft, die Art, wie sie sich gegenseitig auf den Arm nehmen konn ten, wie sie schweigen konnten, wenn ihnen danach war … damit wäre Schluss. Er würde nett zu ihr sein, aber er wäre nicht mehr der Freund von früher.
    Sie würde es nicht ertragen.
    Vielleicht war es am besten, nicht hinzugehen. Wenn es vorbei war, dann war es vorbei, warum noch darüber reden? Sie sollten einen klaren Schlussstrich ziehen. Nie mehr miteinander reden. Es würde wehtun, aber sie würde darüber hinwegkommen. Es wäre in jedem Fall besser, als die Qual unnötig in die Länge zu ziehen.
    Doch das konnte sie Posie nicht antun.
    Romily trank hastig den Rest ihres extrastarken, extrasüßen Pulverkaffees aus. Er war kalt geworden. Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Küchenwand, laut der ihr zwanzig Minuten blieben, um durch das Stadtzentrum zum George zu gelangen.
    »Verdammt«, sagte sie und ging ihren Mantel holen.
    Es regnete, ein eisiger Februarregen, der ihr sofort in den ungeschützten Nacken rann. Sie schob die Hände in die Manteltaschen und versuchte, nicht an das Gespräch zu denken, das ihr gleich bevorstand.
    Weißt du, würde er sagen, ich fühle mich ja so geschmeichelt, Romily.
    Weißt du, ich liebe Claire.
    Weißt du, für mich bist du immer nur ein guter Kumpel gewesen.
    Er würde es freundlich sagen. Vielleicht würde er ihre Hand berühren.
    Das George war ein nüchterner Backsteinklotz im Westen der Stadt. Es wurde von Geschäftsreisenden und Konferenzteilnehmern frequentiert. Dass es jemanden dorthin verschlug, den Ben oder sie kannte, war mehr als unwahrscheinlich. Romily sah sich nach Bens Wagen um, aber entweder war er noch nicht da, oder er hatte irgendwo weiter weg geparkt. Sie atmete tief durch und schob sich durch die Drehtür in die Lobby.
    Die Einrichtung des Hotels war in jeder Hinsicht schlicht, auf eine Art modern, die sauber und nichtssagend war. Es waren Leute an der Rezeption, andere saßen in den verstreut herumstehenden Sesseln und tranken Kaffee oder hatten ihre Handys vor der Nase. Niemand beachtete Romily, als sie den polierten Boden auf dem Weg zur Bar überquerte. Es war, wir ihr klar wurde, der ideale Ort für ein geheimes Treffen. Keiner kümmerte sich darum, was die anderen taten. Es war genau die Art von Hotel, die man sich aussuchen würde, wenn man eine Affäre hätte.
    Samstagabend hatte er über den Tisch gegriffen, ihren Kopf in seine Hände genommen und sie geküsst. Romily fühlte immer noch seine Lippen auf ihren, den festen Druck, die Hitze seiner Haut.
    Nein. Bestimmt nicht, oder?
    Sie wischte sich die Handflächen an ihrer Jeans ab und betrat die Bar. Hier waren die Fenster leicht getönt und die Beleuchtung gedimmt, wohl um den Mittagsgästen das Ambiente eines kultivierten abendlichen Etablissements vorzugaukeln. Ben saß an einem Tisch in der gegenüberliegenden Ecke. Er sprang auf, als er Romily hereinkommen sah, und eilte auf sie zu.
    »Rom. Schön, dass du gekommen bist. Ich war mir nicht sicher, ob du so kurzfristig wegkommst, aber ich wusste nicht, ob ich mich später noch eine Stunde freimachen kann.«
    »Ach, weißt du, diese Insekten sind schon so lange

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