All unsere Traeume - Roman
tot, da macht eine halbe Stunde auch keinen großen Unterschied mehr.«
Er lachte, doch sein Gesicht war besorgt. »Wie geht es dir?«, fragte er sie. »Alles in Ordnung?«
»Ja, prima.«
Er berührte sie leicht an der Schulter, um sie zu ihrem Tisch zu geleiten. »Ich habe dir einen Kaffee bestellt, aber vielleicht magst du lieber ein Pint?«
»Kaffee ist gut.«
Er hatte seinen bereits zur Hälfte ausgetrunken, und als er sich ihr gegenüber niederließ, wirkte er unruhig, als hätte er zu viel Koffein intus. Romily schindete Zeit, indem sie weiße und braune Zuckerstücke aus der Schüssel auf dem Tisch auswählte und eines nach dem anderen in ihr Getränk fallen ließ. Sie verursachten kleine Wellen. Ben sah ihr auf eine Art zu, wie er ihr normalerweise nie zusah. Als sähe er sie zum ersten Mal.
»Also«, sagte sie mit klopfendem Herzen und gab sich Mühe, dass der Löffel nicht gegen den Tassenrand klapperte. »Ein konspiratives Treffen, Mr. Bond?«
»Ich muss ständig über Samstagabend nachdenken.«
Sie gab ein nichtssagendes Geräusch von sich und goss sich vorsichtig Milch ein.
»Ich habe es mir immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Ich habe es von jedem Blickwinkel aus betrachtet. Ich habe Claire nichts davon gesagt, noch nicht. Ich musste erst mit dir sprechen.«
»Okay.«
Er rieb sich mit dem Daumen über die Handfläche, erst die eine Hand und dann die andere, als suche er nach den richtigen Worten. Sie wagte nicht zu sprechen. Er hatte Streit mit Claire gehabt. Er hatte Romily bei dem Quiz geküsst.
Nein. Wunschdenken. Doch wie konnte sie an irgendetwas anderes denken, während er sie so ansah?
»Kannst du …«, setzte er an und schüttelte dann den Kopf. »Wir haben an dem Abend furchtbar viel getrunken. Es würde mich nicht sonderlich überraschen, wenn du dich nicht mehr daran erinnern kannst, was du gesagt hast.«
»Ich erinnere mich.«
»Es war … ich meine, es könnte alles ändern. Also muss ich mir sicher sein, dass du es auch wirklich ernst gemeint hast.«
Sie hielt es nicht länger aus. »Was genau ernst gemeint?«
»Dass du ein Baby für uns bekommen würdest.«
Es traf sie wie ein Schwall kaltes Wasser. »Das ist es?«, fragte sie. »Das ist alles? Das hast du von jedem Blickwinkel aus betrachtet?«
»Na ja. Es ist ein großer Schritt.«
Natürlich. Ben wollte ein Baby. Ihm war es egal, warum sie angeboten hatte, es zu tun. Um zu verstehen, weshalb sie es angeboten hatte, müsste er ihre Liebe erwidern.
Interessanterweise fühlte sich das Ende der Hoffnung eigentlich genauso wie das Ende der Verzweiflung an.
»Was denn sonst?«, fragte er.
»Nichts.« Sie errötete, hob jedoch die Tasse an die Lippen, um es zu vertuschen. »Es ist nur ein großer Schritt, wie du schon sagst.«
Ein großer Schritt, den sie bisher erfolgreich ausgeblendet hatte, weil sie sich zu sehr Sorgen gemacht hatte, dass sie ihre Freundschaft mit Ben verlieren könnte.
»Du bereust es«, sagte er sofort. »Ich sehe dir doch an, dass dir nicht wohl dabei ist. Das ist in Ordnung, Romily. Deshalb wollte ich mich mit dir treffen. Ich würde dich niemals unter Druck setzen wollen. Es ist unglaublich, dass du es überhaupt angeboten hast.«
»Meinst du …« Sie zögerte. »Meinst du, Claire würde mitmachen?«
»Ich weiß es nicht. Ich musste zuerst dich fragen. Es hängt alles von dir ab.«
Er sah sie immer noch auf diese Art an, als hinge sein ganzes Leben von ihr ab. Und dem war auch so, denn er wollte, dass sie ein Baby von ihm bekam.
Jetzt war ihre Gelegenheit. Der Moment, um zu sagen, dass sie betrunken gewesen war, dass sie zu impulsiv gewesen war. Sie konnte sagen, dass sie noch mehr Bedenkzeit benötigte, dass sie nicht sicher war, ob es funktionieren würde – mit ihrer Arbeit und mit Posie. Sie konnte behaupten, dass sie Angst habe, sie würde am Ende zu sehr an dem Baby hängen, dass sie es womöglich nicht würde hergeben können.
Doch all das wären Lügen. Sie war betrunken gewesen, ja, und sie war immer impulsiv. Doch ihr Angebot war ernst gemeint gewesen: weil Ben sich so sehr eine Familie wünschte, weil ihre Gebärmutter brachlag. Und es gab keinen überzeugenden logischen Grund, es nicht immer noch ernst zu meinen. Sie war bereits schwanger gewesen, und sie wusste, dass sie es noch einmal sein könnte. Sie könnte ohne Weiteres ihrer Arbeit nachgehen, während sie einen Fötus ausbrütete, und rechtzeitig Urlaub für ihre Entbindung einplanen. Posie würde es
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