All unsere Traeume - Roman
Pullover. Ein orangefarbener Eichen- Zackenspanner flatterte um seinen Kopf, angelockt vom Licht der Wohnung.
»Darf ich reinkommen?«, fragte Jarvis.
Sie entfernte die Kette. Vor zwei Tagen war sie noch nicht so weit gewesen, ihn in ihre Wohnung zu lassen, doch seitdem hatte er sie in den Armen getragen, hatte sie ins Krankenhaus gebracht und auf ihre gemeinsame Tochter aufgepasst, während Romily die größte Angst ihres Lebens ausgestanden hatte.
Außerdem sah und roch sie, dass er Pizza dabeihatte.
Der Eichen-Zackenspanner folgte ihm ins Zimmer. Romily fing ihn geschickt zwischen ihren hohlen Händen und ließ ihn behutsam draußen wieder frei, bevor sie die Tür schloss.
»Posie schläft«, sagte sie.
»Ich bin nicht wegen Posie gekommen.« Er stellte die Pizza auf den Sofatisch neben Romilys leere Kakaotasse.
»Ich hoffe, sie ist mit grüner Paprika und Champignons.« Sie humpelte zum Sofa und ließ sich darauffallen. Jarvis nahm den Sessel.
»Machst du Witze? Es ist extra Fleisch drauf. Ich habe sie nur mitgebracht, um dich zu ärgern. Die Wohnung ist nicht übel.«
»Was für ein Kompliment von jemandem, der die letzten acht Jahre in einem Zelt verbracht hat.«
»Als du mich letztens nicht hereingelassen hast, dachte ich, du schämst dich wegen der Bruchbude. Aber das ist keine Bruchbude. Sieht sogar ganz so aus, als würdest du gelegentlich den Abwasch machen.« Er deutete auf Posies Bild über dem Sofa. »Das gefällt mir.«
»Ich habe dich nicht hereingelassen, weil ich nicht wusste, ob ich die Nähe ertragen würde.«
»Und jetzt erträgst du sie?«
Sie machte den Deckel des Pizzakartons auf. »Ach! Grüne Paprika und Champignons. Da hast du deine Antwort.« Sie nahm sich ein fettiges Stück. »Ich sollte eigentlich gar keinen Hunger haben. Wir haben auf dem Rückweg von Poole haltgemacht und waren groß essen.«
»Wie geht es dir?«
»Ich bin völlig verspannt. Aber sonst ist alles okay. Man hat mich gründlich untersucht, bevor ich entlassen wurde, und dem Baby geht es gut. Ben und Claire haben einen privaten Ultraschalltermin für mich vereinbart.«
Jarvis nahm sich selbst ein Stück und biss die Hälfte ab. Sie fragte sich, was er den ganzen Tag über getrieben hatte. Am Vormittag war er nur eine halbe Stunde im Krankenhaus geblieben, hatte mit Posie geplaudert und es vermieden, sich mit Ben zu unterhalten.
»Mir ist eingefallen, dass nächste Woche die Schule wieder anfängt, und es wird schwierig für dich, Posie hinzubringen, solange dein Fuß nicht in Ordnung ist. Ich kann dir helfen.«
»Ben kümmert sich schon darum. Er legt seine Termine so, dass er sie hinbringen und abholen kann, und ich nehme mir ein bisschen von der Arbeit frei, um mich zu erholen.«
»Sie sind wirklich hilfsbereit«, sagte er, und es klang aner kennend.
»Sie kümmern sich um ihr Baby.«
»Nein«, sagte er. »Sie kümmern sich um dich. Und um Posie.«
»Sie ist ihr Patenkind.«
»Das hat er also auch gekriegt«, sagte Jarvis leise. Er legte sein Pizzastück ab und sah Romily direkt ins Gesicht. »Claire weiß nicht, was du für ihn empfindest, nicht wahr?«
Sie konnte es abstreiten und ihm und sich wieder irgendeinen Schwachsinn auftischen. Aber wenn sie überlegte, wohin es das letzte Mal geführt hatte … »Nein, sie ahnt nichts. Das darf sie auch nicht. Ich komme mir nicht toll dabei vor, falls das deine nächste Frage sein sollte. Ich habe versucht … meine Gefühle für ihn zu verleugnen.«
»Ich dachte ehrlich, dass ihr beide zusammen seid. Ich dachte, deshalb hättest du mir nie von Posie erzählt und wolltest nicht, dass ich in eure Wohnung komme.«
»Woher … Woher hast du gewusst, dass ich so für ihn empfinde?«
Er lachte freudlos. »Das war nicht schwierig. Als wir zusammen waren und du das erste Mal abgesagt hast, um dich stattdessen mit ihm zu treffen, dachte ich noch: Tja, er ist schon länger mit ihr befreundet, als ich sie kenne, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber nach dem dritten Mal bin ich misstrauisch geworden. Und als ich euch zusammen gesehen habe, wusste ich Bescheid. Du hast ihn angesehen wie …« Er schüttelte den Kopf. »Also mich hast du jedenfalls nie so angesehen.«
»Meinst du, es ist derart offenkundig?«
»Für mich schon. Hör zu, es tut mir leid, was ich am Strand gesagt habe. Ich hätte dich nicht beschuldigen sollen, dass du versuchst, dir Ben unter den Nagel zu reißen, indem du ein Kind von ihm bekommst.«
»Das tue ich nicht. Er ist
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