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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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verheiratet. Damit habe ich mich vor langer Zeit abgefunden.«
    »Allerdings behalte ich mir das Recht vor zu denken, dass es dumm war, schwanger von ihm zu werden.«
    Romily biss sich auf die Lippe. »Denk, was du willst«, sagte sie schließlich.
    »Bist du deswegen in England geblieben? Weil Ben hier war?«
    »Na ja, ich hatte mich um ein Kind zu kümmern.«
    »Du wirst es nicht glauben, aber in anderen Teilen der Erde haben sie auch Kinder. Wenn du hättest reisen wollen, arbeiten, dann hättest du es auch mit Posie machen können.«
    »Ben und Claire haben mir geholfen. Während ich meine Doktorarbeit zu Ende geschrieben habe, haben sie oft auf Posie aufgepasst. Und danach war ich vollauf mit Amitys Insekten beschäftigt. Also bin ich geblieben.«
    »Bis dahin hatten Ben und Claire wohl auch entschieden, in Brickham zu bleiben.«
    »Ein Stück außerhalb.«
    »Und Posie liebt sie.«
    »Als wären sie ihre Eltern. Manchmal denkt sie, sie sind ihre Eltern.«
    Er schwieg. Romily schoss ein Gedanke durch den Kopf wie schon zuvor am Strand, als sie sich vorgestellt hatte, wie es wohl gewesen wäre, wenn sie beide zusammengeblieben wären. Das da wäre dann sein Sessel, und er hätte die Schuhe ausgezogen und achtlos daruntergeschoben, und sie hätten sich schon zum millionsten Mal eine Pizza geteilt, während ihr Kind schlief. Es wäre nichts Ungewöhnliches.
    Als sie zusammen waren, war ihre Beziehung nie so gewesen. Es war nie alltäglich und gewöhnlich gewesen. Sie waren nie zusammengezogen, es war nie ernst gewor den. Er hatte immer vorgehabt wegzugehen, und sie auch. Darauf hatten sie sich geeinigt. Sie wollten lediglich Spaß haben.
    Doch irgendwo, irgendwann hatte sie gesehen, dass er traurig aussah – ein bisschen so wie jetzt. Mit einer Falte zwischen den Brauen, die Mundwinkel nach unten gezogen, aber nicht, um zu lächeln.
    »Kann ich sie mir ansehen, wie sie schläft?«, fragte Jarvis.
    »Nur zu.«
    Er erhob sich aus dem Sessel und betrat den kurzen Korridor, der zu den beiden Schlafzimmern führte. Vom Sofa aus konnte Romily ihn sehen. Er schob Posies Tür auf und blieb dann dort im Türrahmen stehen, als schwarze Silhouette vor dem Blau der Nachtlampe. Wie er es nicht schon eine Million Mal zuvor getan hatte.
    Er kehrte zu dem Sessel zurück. »Sie hat alle viere von sich gestreckt.«
    »So schläft sie immer. Wenn man mit ihr im selben Bett schläft, wird es eng.«
    »Ich hätte kämpfen sollen«, sagte er.
    Romily, die die Hand nach einem weiteren Stück Pizza ausstreckte, um etwas zu tun zu haben, verharrte. »Kämpfen?«
    Jarvis schien seine Worte abzuwägen. »Es war eine gute Arbeit, damals in Südamerika«, fuhr er fort. »Aber es hätte andere Möglichkeiten gegeben. Es war der Job, der am weitesten entfernt war.«
    »Ich begreife nicht.«
    »Ich hatte nicht das Gefühl, dass es Sinn hatte zu bleiben. Du warst in Ben verliebt. Ich wollte nicht, dass du mich am Hals hast, und ein Kind von mir, wenn du mit ihm zusammen sein wolltest.«
    »Du bist wegen Ben weggegangen?«
    »Nein«, widersprach Jarvis. »Ich bin weggegangen, weil du mich nicht geliebt hast.« Er stand auf und ging dann zur Tür. »Ruf mich an, wenn du Hilfe bei irgendetwas brauchen solltest. Ich gehe am Samstag mit Posie in den Park, falls ihr nicht verplant seid.«
    »Ist gut.«
    Er nickte und ging. Der Eichen-Zackenspanner, oder vielleicht war es auch ein anderer, kam hereingeflattert und kreiste um die Deckenlampe. Romily sah ihm eine Zeit lang zu. Dann schaltete sie das Licht aus und kroch zu Posie ins Kinderbett. Sie legte den Arm um sie, legte das Gesicht in die Haare in ihrem Nacken, roch Kinderschweiß und ihren süßen Atem.
    »Ich bin deine Mutter«, flüsterte sie Posie zu, »und ich liebe dich.«
    Es ließ sich stets leichter sagen, wenn Posie schlief. Und diesmal sagte sie es nicht nur zu Posie.

Schulanfang
    Z um Glück sind die Scheißferien vorbei. Es war dieHölle!«
    Claire sah von ihrem neuen Arbeitskalender auf, in den sie gerade Namen eintrug. Sie versuchte nicht, die Freude zu verbergen, die Max’ Anblick ihr bereitete: mit seinen unordentlichen Haaren, die Ärmel seines Schulhemdes hochgekrempelt, seine Gitarre auf dem Rücken. Er war während des Sommers gewachsen. Allerdings meinte sie sanft: »Ich bin mir nicht sicher, ob Mrs. Greasley deine Ausdrucksweise gutheißen würde.«
    »Es stimmt sowieso nicht. Ich wechsle nur von einer Hölle in die andere.«
    Claire deutete mit einem Kopfnicken auf den

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