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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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Hocker neben sich, und Max setzte sich, wobei er die Gitarre auf den Schoß nahm.
    »Du hast eine neue«, stellte sie fest.
    »Schlechtes-Gewissen-Prämie. Mal wieder. Wenn das so weitergeht, habe ich bald eine Sammlung wie Keith Richards.« Doch Claire sah, dass er das Instrument ehrfurchtsvoll hielt.
    »Sie ist wunderschön. Hast du etwas Neues, das du mir vorspielen kannst?«
    Seine Attitüde des zornigen jungen Mannes fiel in sich zusammen, und seine Wangen röteten sich. »Ja. Ich … Ich hatte diesen Sommer ziemlich viel Zeit zu komponieren. Und ich habe über das nachgedacht, was Sie gesagt haben. Sie meinten, ich hätte Talent?«
    Die Frage traf sie mitten ins Herz. Es bedeutete ihm so viel, was sie dachte. Diesem einsamen Jungen.
    »Ich glaube, du hast sehr viel Talent, Max, und was noch wichtiger ist: Ich glaube, dass du gewillt bist, hart daran zu arbeiten.« Sie schlug ihren Kalender zu. »Ich habe in den Ferien über deine Musik nachgedacht.«
    »Über meine Musik?«
    »Ja. Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht in diesem Halbjahr etwas davon aufführen möchtest?«
    »Nicht beim Weihnachtskonzert«, sagte er. »Nichts für ungut, Mrs. L., aber ich glaube nicht, dass ich es mit den Siebtklässlern in ihren Engelskostümen aufnehmen kann.«
    »An das Weihnachtskonzert habe ich auch nicht gedacht. Ich dachte da an eine eigene Aufführung.«
    »Aber so was macht sonst nur die Oberstufe.«
    »Für Zehntklässler drücken wir schon mal ein Auge zu.«
    »Ich … ich habe Musik noch nicht mal als Prüfungsfach belegt.«
    »Mir ist aufgefallen, dass dein Name von der Liste verschwunden ist. Warum?«
    »Mein Dad hat gesagt, dass ich es nicht darf.« Sein Gesicht war jetzt knallrot.
    »Na ja, wir könnten trotzdem an einem Konzert arbeiten. Falls du das möchtest.«
    »Ich weiß nicht, ob ich kann.«
    »Du bist ganz bestimmt gut genug. Aber du musst dich nicht jetzt entscheiden. Du kannst es dir durch den Kopf gehen lassen. Möchtest du mir vielleicht deine neuen Stücke vorspielen? Ich würde sie gern hören.«
    Seine Finger wurden unruhig. Er spielte einen Akkord und legte dann die Handfläche auf die Saiten.
    »Ich wünschte, ich hätte eine Mutter wie Sie«, murmelte er, den Blick auf die Gitarre gerichtet.
    Und ich wäre froh, wenn ich ein Kind wie dich hätte, dachte sie.
    »Spiel mir etwas vor.«
    Wie gewöhnlich sah Romily zu Boden, als sie den Pausenhof betrat. Da Ben Posie die letzte Woche über zur Schule gebracht hatte, war sie seit Beginn der Sommerferien nicht mehr hier gewesen, doch es hatte sich nichts verändert. Die Mamas mit ihren Kinderwagen und Kleinkindern in Kittelchen und Sommerkleidern standen in einer Reihe an der Umzäunung und plauderten in einem fort, während die berufstätigen Mütter hinter den Lenkrädern ihrer Autos im Verkehr feststeckten und verzweifelt darauf warteten, dass sie ihren Nachwuchs aus dem Wagen lassen konnten, um wieder davonzubrausen. Am Schultor hielt ein Mitglied des Elternbeirates ein Klemmbrett in der Hand auf der Suche nach freiwilligen Helfern für dieses oder jenes. Romily mied den Blick der Frau.
    Die Glocke läutete, und Posie flitzte voraus und ver schwand in einer Gruppe Kinder. Dann also kein Kuss. Romily zuckte die Schultern und machte kehrt. Doch die Frau vom Elternbeirat versperrte ihr den Weg.
    »Du bist schwanger!«, jubilierte sie.
    »Ähm. Ja.«
    Sekunden später scharten sich die Mamas um sie. »Wie weit bist du?«, fragte eine.
    »Vierundzwanzigste Woche.«
    »Oh, also noch lange hin. Bei dir sieht man es mehr, weil du so schlank bist.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Brauchst du Umstandsklamotten? Ich habe noch massenweise von Bobby übrig.«
    »Was ist mit einer Wiege? Ich habe eine.«
    »Du kannst von Glück sagen, dass du den Sommer hinter dir hast, bevor du hochschwanger bist. Ich habe Arjan im August bekommen, ich wäre beinahe eingegangen.«
    »Ja«, sagte Romily, die verwirrt war und nicht wusste, wel che Frage sie zuerst beantworten sollte. »Mittlerweile geht es mir gut. Mir ist aber ziemlich lange schlecht gewesen.«
    »Oh, das kenn ich«, meinte eine, die sich ihr Baby in einem Tragetuch vor die Brust gebunden hatte. »Mir war bei dem hier die ganze Zeit über schlecht, und dann wollte er nicht rauskommen. Hast deiner Mummy das Leben ordentlich schwer gemacht, was, mein Schatz?« Sie gab ihm einen Kuss auf das flaumige Köpfchen.
    »Ich hatte Ischiasbeschwerden im ganzen Bein«, erzählte eine andere.
    »Ich musste die letzten

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