Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
auf.
»In der Tat. Das wäre es.«
»Dann müssen wir ihn aufhalten!«, gab Allan kampfbereit von sich. Er hatte schon einmal das Böse von der Welt fernhalten können. Wieso sollte ihm das nicht ein zweites Mal gelingen?
»Kommst du mit uns?«, wollte Sinalia wissen. Mit dieser Frage hatte Noma scheinbar nicht gerechnet. Sie riss erstaunt die Augen auf.
»Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Glaubst du, ich möchte mich in meinem derzeitigen Zustand der Welt zeigen? Und abgesehen davon hat mich der Maskenträger an diesen Wald gebunden. Verlasse ich ihn länger als drei Tage, dann ...«
»Dann?«
»... dann sterbe ich.«
»Oh, wie schrecklich!«, stöhnte Sinalia. »Wieso hat er das gemacht?«
»Um mich von der Suche nach einer Lösung dieses Fluchs abhalten zu können, denke ich. Mir bleibt nichts anderes übrig, als in meinem Haus zu verweilen und zu hoffen, dass ... ihr es schaffen werdet.«
»Aber Ihr habt Zauberkräfte. Wieso könnt Ihr damit nicht gegen den Fluch angehen?«
»Ich bin eine weiße Hexe. Die Magie, die mich hier gefangen hält, ist schwarz. Dagegen habe ich noch kein Kraut gefunden. Weiße Magie kommt einfach nicht gegen schwarze an.«
»Wir werden diesen Bann von dir nehmen, Noma«, entgegnete Allan. »Wir sorgen dafür, dass du dein früheres Äußeres zurückerlangst, du den Wald wieder verlassen kannst und niemand mehr Angst vor den Moags oder sonst irgendeinem Wesen haben muss.«
»Ich vertraue auf dich, Allan«, erwiderte Noma zu seinem Erstaunen. »Du scheinst viel Mut, Kraft und Weisheit in dir zu tragen. Du bist mir immer noch suspekt«, sie beäugte ihn mit zusammengekniffenen Augen, »doch denke ich, dass du ... dass ihr es schaffen könnt, diesen Bastard aufzuhalten.«
»Und ob wir das können«, sagte plötzlich Hone mit blitzenden Augen. »Wir werden diesen widerlichen Wesen und diesem Hurenbock die Leviten lesen.«
Damit hatte Allan wahrlich nicht gerechnet. Hones Aggressionen schienen ins Unermessbare zu wachsen. Seine Angst um seine Tochter veränderte ihn. Allan kannte ihn noch nicht lange, jedoch hatte er ihn anders kennengelernt. Er war so voller Furcht und Trauer gewesen. Doch nun nahmen immer mehr der Hass und die Wut ihn ein. Er machte sich Sorgen - nicht nur um Hone, sondern auch um sich und Sinalia. Sie sollten achtgeben, dass er nicht durchdreht.
Kapitel 4
Der mysteriöse Reiter war samt Enola und Giya gen Süden verschwunden, also schlugen sie diesen Weg ein, nachdem sie den Wald verlassen hatten. Allan hätte Noma gerne mitgenommen, doch war das Risiko, sterben zu müssen, zu hoch für sie. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schien sie ihn zu akzeptieren, denn bevor sie gegangen waren, hatte sie gesagt: »Ich werde auf euch warten. Bringt diesen Teufelshund zur Strecke. Niemand in Heravina soll jemals wieder Angst und Frucht verspüren müssen.«
Als er sie hier in diesem fremden Land wiedergesehen hatte, waren plötzlich die alten Gefühle zu ihr hochgekommen. Von der tylonischen Noma hatte er nach dem Sieg über Xantos nie wieder etwas gehört. Er hatte sich oft gewünscht, sie nur noch ein einziges Mal zu Gesicht zu bekommen. Und nun, in Heravina, wurde er erfüllt. Sie war zwar eine andere Noma, aber sie war Noma. Die Frau, die ihm gezeigt hatte, wie verrückt Frauen Männer machen konnten. Doch dann kam ihm Sinalia in den Sinn. Er fühlte sich zu ihr hingezogen und sie sich scheinbar auch zu ihm. Allan wollte das nicht kaputtmachen. Er wusste nicht, wie lange er in Heravina bleiben müsste. Eine Person, auf die er bauen und der er vertrauen könnte, würde seine Suche um einiges erleichtern. Und vielleicht würde sie sich als die Eine entpuppen. Oft hatten seine Freunde in seiner Heimat ihn gefragt, wann er denn endlich vor den Traualtar treten würde. Die Bewohner des Piron-Waldes waren für gewöhnlich mit spätestens zwanzig verheiratet und bekamen kurz darauf Nachwuchs. Doch so etwas konnte man nicht erzwingen. Die Liebe würde einen schon finden - und vielleicht war Sinalia diese Liebe.
»Was befindet sich im Süden?«, holte ihn Sinalias liebliche Stimme aus seinen Gedanken.
»Dort liegt der Incwana-Canyon«, wandte Hone ein. »Er ist nicht groß. Da werden wir Giya mit Sicherheit finden.«
»Hone, du solltest dir nicht allzu viele Hoffnungen machen, sonst wirst du nur enttäuscht werden.«
»Die Hoffnung stirbt zuletzt ... Weißt du das nicht?«
»Doch aber ...«
»Kein aber!«, unterbrach ihn Hone aufgebracht. »Meine
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